Schneckenbündten II — Gemeinderat muss nochmals über die Bücher

Die Gemeindeversammlung wies den Quartierplan für drei Baukörper mit insgesamt 85 Wohnungen zurück. Vor allem Anwohner störten sich an der starken Verdichtung des Areals.

Abschied: Gemeinderat Lukas Stückelberger (FDP) scheidet nach acht, Daniel Wyss (Frischluft) nach zwanzig Jahren aus dem Gemeinderat. Foto: Tobias Gfeller
Abschied: Gemeinderat Lukas Stückelberger (FDP) scheidet nach acht, Daniel Wyss (Frischluft) nach zwanzig Jahren aus dem Gemeinderat. Foto: Tobias Gfeller

Anhand der Voten hätte man ein klareres Abstimmungsergebnis erwarten können. Doch am Ende wurde der Rückweisungsantrag von Lea Mani, Co-Präsidentin der SP Arlesheim, nur knapp mit 77 zu 69 Stimmen angenommen. Während der Debatte war die Stimmung gegenüber dem Vorschlag des Gemeinderats deutlich negativer. Vor allem Anwohner äusserten Bedenken ob der starken Verdichtung des Areals an der General-Guisan-Strasse leicht versetzt gegenüber der Sportanlage Widen, auf dem sich heute das Schulungszentrum der Basler Versicherungen mit integriertem Hotelleriebetrieb befindet. Dieses zieht nach Basel um, wodurch eine neue Nutzung des Areals möglich wird. Die Eigentümerschaft der Basler Leben AG möchte nun darauf Wohnraum entwickeln. Der Quartierplan sieht drei Baukörper vor, wobei der grösste mit zehn Geschossen rund 30 Meter hoch hätte werden sollen. 85 Wohnungen waren geplant, 10 Prozent davon als gemeinnütziger Wohnungsbau zur Kostenmiete. Die Ausnützungsziffer würde von heute 60 Prozent auf 99 Prozent erhöht.


Angst vor dem «Masterplan»
«Das sind städtebauliche Verhältnisse und so neu für Arlesheim», kritisierte ein Redner die Höhe der Baukörper. Eine Frau stellte als Alternative die Möglichkeit in den Raum, den bestehenden Quartierplan Schneckenbündten I aus den 1970er-Jahren anzupassen und nur 60 statt 85 neuer Wohnungen zu bauen. Kritiker befürchten unter anderem Mehrverkehr und eine Platzknappheit an Schulen und Kindergärten. Immer wieder wurde ein «Masterplan» ins Feld geführt, den die Gemeinde zusammen mit verschiedenen Arealbesitzern erarbeitet hat, um sich ein mögliches Bild des zukünftigen Arlesheim zu machen. Anwohner befürchten, dass die bestehenden Wohnbauten des Quartierplans Schneckenbündten I schon bald auch abgerissen werden. Doch sowohl Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) als auch der für Hochbau und Planung zuständige Gemeinderat Daniel Wyss (Frischluft) bekräftigten, dass «unmittelbar» keine Planungsabsicht bestehe. Mit der Rückweisung müssen Gemeinderat und Eigentümerschaft nun über die Bücher.


Jahresrechnung schliesst mit Verlust
Gemeinderat Lukas Stückelberger (FDP) musste an seiner letzten Gemeindeversammlung im Amt eine negative Jahresrechnung für das vergangene Jahr präsentieren. Statt des budgetierten Überschusses von 250000 Franken resultierte am Ende bei einem Gesamtaufwand von knapp 54 Millionen Franken ein Verlust von 870 000 Franken. Hätten nicht Rückstellungen bei der Pensionskasse in der Höhe von über einer halben Million Franken aufgehoben werden können, wäre der Verlust noch höher ausgefallen. Die Gründe für den Fehlbetrag liegen gemäss Stückelberger auf der Aufwandseite unter anderem in den höher ausgefallenen Pflegekosten und Löhnen der Lehrkräfte der Primarschule und auf der Ertragseite in den tiefer ausgefallenen Steuereinnahmen sowohl bei den natürlichen wie auch bei den juristischen Personen. Stückelberger wies darauf hin, dass die demografische Entwicklung mit der stets älter werdenden Bevölkerung auf das Verhältnis von Ausgaben und Steuereinnahmen schlägt. Es sei deshalb wichtig, dass in Zukunft vermehrt wieder auch Unternehmen nach Arlesheim ziehen.
Zum Ende der aussergewöhnlichen Versammlung – sie fand zur Wahrung der Abstandsregel in der Sporthalle Hagenbuchen statt – wurden die beiden scheidenden Gemeinderäte Lukas Stückelberger und Daniel Wyss verabschiedet. Sie waren acht beziehungsweise sogar zwanzig Jahre im Amt. Gemeinderätin Ursula Laager (Frischluft) würdigte den «fachkundigen» Finanzchef Lukas Stückelberger und Gemeindepräsident Markus Eigenmann das «Urgestein» der Arlesheimer Politik, Daniel Wyss.

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