150 Jahre Domchor: «Früher gab es noch eine Aufnahmeprüfung»

Der Domchor Arlesheim ist 150 Jahre alt. Mit Mozarts «Krönungsmesse» wurde das Jubi­läum am Sonntag musikalisch gefeiert.

45 Stimmen: Unter der Leitung von Marie-Odile Vigreux probt der Domchor Arlesheim vor historischer Kulisse. Foto: zvg

«Wir wollten etwas Besonderes machen», sagt Peter Koller, der schon 52 Jahre beim Domchor Arlesheim mitsingt und diesen über Jahrzehnte als Korrepetitor und Organist begleitet hat. Der Chor feiert heuer sein 150-jähriges Bestehen. Als Ausgangspunkt für das Jubiläum gilt ein Protokoll aus dem Jahre 1874, in dem nachzulesen ist, dass der Chor «einer Aufforderung des Direktors des Katholischen Kirchengesanges entsprechend» zusammenkam und sich Statuten gab – in loser Form existiert der Chor also schon länger, doch Aufzeichnungen dazu gibt es nicht.

Mit einer Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts «Krönungsmesse» hat der Chor, der aktuell 45 aktive Mitglieder zählt, dem Jubiläum im voll besetzten Dom am vergangenen Sonntag Ehre erwiesen. Unterstützt wurde er dabei vom Kirchenchor Binningen-Bottmingen und von einem Kammerorchester, das unter anderem aus den besten Schülerinnen und Schülern der Musikschule Arlesheim besteht. Dahinter steht Peter Koller, der nicht nur aufs Engste mit der Geschichte des Chores verbunden ist, sondern auch 32 Jahre der Musikschule Arlesheim als Leiter vorstand.

Die Orgel als treue Begleiterin

Die Geschichte des Chores wie auch des Doms ist mit bekannten Namen verknüpft. In den ersten drei Jahrzehnten der Vereinsgeschichte war das etwa der Pfarrer, Dekan und Lokalhistoriker Johann Georg Sütterlin. Doch die treuste Begleiterin des Gesangsvereins war und ist die Silbermann-Orgel, die der Strassburger Johann Andreas Silbermann 1761 im Arlesheimer Dom errichtet hatte. Weil den Organisten und dem Publikum in der Zeit der Romantik die Tonalität der Orgel nicht mehr gefiel, wurde sie 1888 umgebaut. Erst um das Jahr 1960 wurde sie wieder aufwendig restauriert und erklingt seither so, wie sie Besucherinnen und Besucher heutzutage schätzen.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er-Jahren sang der Chor an fast allen Sonn- und Feiertagen eine lateinische Messe. Danach reduzierten sich die Einsätze auf rund zwölf pro Jahr. Dafür erweiterte sich das Repertoire auf Gesänge in deutscher Sprache und Lieder aus aller Welt. Bis heute erhalten hat sich die Choralschola, die in der Liturgie den einstimmigen gregorianischen Choral singt. «Gregorianik ist schliesslich die Grundlage der europäischen Musikgeschichte», sagt Koller.

Auf die Frage, wer beim Domchor Arlesheim mitsingen dürfe, schmunzelt Peter Koller und sagt: «Früher, als ich anfing, gab es noch eine Aufnahmeprüfung, man musste beim Dirigenten vorsingen und das Notenlesen beherrschen. Heute kann praktisch jeder mitmachen.» Wie andere Chöre hat auch der Domchor Arlesheim Mühe, Nachwuchs zu finden: «Bei den Männern bin ich einer der jüngsten», sagt der 78-Jährige. Heute seien etliche dabei, die des Notenlesens kaum mächtig seien, dies aber mit einer guten Stimme wettmachten.

Fester Bestandteil der Pfarrei

Peter Koller sieht die Zukunft des Chores im sogenannten Projektchor, bei dem jeweils per Aufruf nur auf ein spezifisches Konzert hin geprobt wird. Das Jubiläumskonzert vom Sonntag, das ­gewissermassen auch ein Projekt mit einmaliger Zusammensetzung war, habe gezeigt, dass dies funktioniert.

«Etwas schade ist, dass dadurch das klassische Vereinsleben zu verblassen droht. Viele unserer Sängerinnen und Sänger sind fester Bestandteil der ­Pfarrei, helfen etwa im Domhofcafé oder im Rahmen der Domkonzerte mit.» Und für jene, die dabei sind, hat der Domchor einiges zu bieten – so findet im kommenden Jahr eine viertägige Jubiläumsreise nach Salzburg statt. Dirigiert wird der Chor von Marie-Odile Vigreux. Geprobt wird jeweils am Dienstagabend.

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