Grosse Trauer nach Tötungsdelikt

In Aesch wurde ein Jugendlicher erstochen. Das Dorf steht noch immer unter Schock. Die Polizei verzeichnet derweil eine Zunahme von Delikten mit Stichwaffen.

Stille Anteilnahme: Blumen und Kerzen wurden beim Schulhaus niedergelegt. Foto: Nicolas Blust

Im beschaulichen Aesch finden selten schwere Delikte statt. Umso mitgenommener ist die Bevölkerung über das Tötungsdelikt in der Nacht von Freitag auf Samstag beim Neumattschulhaus. Ein 15-Jähriger wurde mit einem Messer erstochen. Die Polizei konnte in der Folge einen 18-jährigen Schweizer verhaften, der dringend verdächtigt wird, die Tat begangen zu haben. Er dürfte in Unter­suchungshaft kommen, die Staatsan­waltschaft hat dies am Montag beim Zwangsmass­nahmengericht beantragt.

Aufgrund der aktuellen Ermittlungsergebnisse gehen Polizei und Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft davon aus, dass sich der mutmassliche Täter und das spätere Opfer bereits vor der Tat gekannt hatten, wie sie in einer Medienmitteilung schreiben.

Am Tatort hat sich bereits am Samstag ein Schrein mit Kerzen und Blumen gebildet. Zahlreiche Freunde und Angehörige versammelten sich am Wochenende und trauerten gemeinsam um das Opfer. Es herrscht Unverständnis und Fassungslosigkeit, wie es zu einer solchen Tat kommen konnte.

Jugendliche tragen im Ausgang häufiger ein Messer auf sich

Dass ­Jugendliche Messer auf sich ­tragen, kommt seit einigen Jahren häufiger vor. Das erklären Polizisten anonym gegenüber der bz aufgrund ihrer Erfahrungen in ihrem Berufsalltag. Adrian Gaugler, Sprecher der Polizei Basel-Landschaft, bestätigt den Trend: «Es ist in der Tat so, dass viele Jugendliche im Ausgang ein Messer auf sich tragen.» Das sei häufiger der Fall als noch vor ungefähr zehn Jahren. Gaugler erklärt dies damit, dass Messer bequem im Internet bestellbar seien. Zudem sind viele Messer legal. «Ein Taschenmesser mit sich zu führen, ist nicht strafbar. Die Hürde, sich ein Messer als Waffe anzulegen, ist tief.»

Und das bleibt nicht ohne Folgen. Die Messer, die Jugendliche und auch Erwachsene mit sich führen, zeigen sich in der Kriminalitätsstatistik. Im vergangenen Jahr gab es im Baselbiet acht Opfer von schwerer körperlicher Gewalt «mit Schneid-/Stichwaffe», 2022 waren es 3, 2021 nur eines, 2010 gar keines. Die mutmasslichen Täter waren ungefähr in der Hälfte der Fälle unter 24 Jahre alt. Die Zahlen sind anderswo ähnlich. So verdoppelten sich im Kanton Zürich zwischen 2019 und 2023 die Anzahl der Gewaltdelikte, bei denen Schneid- und Stichwaffen im Spiel waren. Spricht die Polizei die Jugendlichen auf ihr Messer an, antworten diese meist, sie würden sich im Notfall verteidigen wollen, unabhängig davon, ob das Gegenüber auch ein Messer hat oder sonst wie angreift. Ob sich damit ein Teufelskreis in Gang gesetzt hat, dass nämlich nur deshalb viele ein Messer haben, weil sie denken, dass viele auch eins haben –, darüber will Gaugler nicht spekulieren.

Nationale Kampagne soll Jugendliche sensibilisieren

Jedenfalls rät die Polizei Basel-Landschaft in ihrer präventiven Arbeit grundsätzlich davon ab, sich mit einem Messer zu bewaffnen. «Wir machen den Jugendlichen klar, dass ein Messer nicht geeignet ist, um sich selber zu verteidigen», sagt Gaugler. Man erziele damit keinen Abwehrerfolg, sondern füge meist seinem Gegenüber Verletzungen bei, ohne das zu wollen. Damit begehe man oft selber ein Delikt.

Derzeit sensibilisiert eine nationale Kampagne die Jugendlichen. «Dini Muetter will dich nid im Knascht bsueche», heisst es in einem Video als ­Warnung, dass man sich mit einem Messereinsatz meist selber strafbar macht. Gleichzeitig sind die Baselbieter Polizisten dank regelmässiger Schulungen darauf vorbereitet, wie sie mit Situationen mit Messern umgehen sollen, etwa wenn in einer Eingangsmeldung deutlich wird, dass Stichwaffen im Spiel sind.

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