Wer hört heute noch Jazz?

Am vergangenen Sonntag groovten die New Orleans Old Blues Playboys im Aescher Saal. Die hoch-karätige Band aus dem Kleinbasel lockte aber nur wenig Gäste an den Jazz-Brunch.

Leidenschaftlich: Christian Gutfleisch (Piano), Michael Sackmann (Tuba), Heiner Krause (vocal, Cornet und Banjo), Hiroki
Leidenschaftlich: Christian Gutfleisch (Piano), Michael Sackmann (Tuba), Heiner Krause (vocal, Cornet und Banjo), Hiroki

Der Aescher Saal wirkte an diesem verregneten Sonntag eher leer – nur rund 30 Besucherinnen und Besucher fanden den Weg ins Alterszentrum «Im Brüel», um bei einem Brunch und jazzigen Grooves gemütlich in den Tag zu starten. Dass hier eine Band aus hochkarätigen, professionellen Musikern auf der Bühne stand, konnte man angesichts der Besucherzahl kaum glauben. Doch spätestens beim Beginn des Konzerts wurde klar, dass die Musiker aus dem fernen Kleinbasel ihren Gästen nur besten Jazz servieren. Die New Orleans Old Blues Playboys, bestehend aus Heiner Krause, Hiroki lchikawa, Ernst Braun und Michael Sackmann, nahmen ihre Gäste mit auf eine Reise durch die Jazz-Geschichte und Krause gab spannende Inputs zu den Hintergründen der Stücke. Der legendäre Sir Francis, der eigentlich am Piano vorgesehen war, musste aus gesundheitlichen Gründen absagen. Innerhalb nur eines Tages schaffte es die Band aber, mit Christian Gutfleisch kurzfristig einen Profi zu gewinnen. Trotzdem vermochte der Anlass nicht Massen in den Aescher Saal zu bewegen.


Weniger Interesse am Jazz?

«Eine ernüchternde Bilanz», findet Peter Ducret, Präsident des Jazzclubs Aesch-Pfeffingen. «Mit so wenig Gästen können wir unsere Kosten kaum decken.» Seit 10 Jahren ist Ducret Präsident des Jazzclubs Aesch Pfeffingen. Und seit 10 Jahren steckt der Jazz-Liebhaber seine ganze Leidenschaft in die Planung und Organisation von Jazz-Events in der Region. Detailreich und begeistert erzählt Ducret von seinen Anfängen in der JazzKuchi Basel, wo er sich wortwörtlich vom Tellerwäscher zum Programmchef hinaufgearbeitet hat. Dort, in der JazzKuchi, könnte es nicht besser laufen – die meisten Mitglieder haben Dauerkarten, Konzerte sind rasch ausverkauft, ohne dass die Organisatoren gross Werbung machen müssen. Anders ist dies auf dem Land, hier ist die Zahl Gäste relativ volatil. «Ein Problem ist, dass Jazzfans aus Aesch und der Umgebung eher stadtorientiert sind. Wir schaffen es offenbar nicht ausreichend, den Ansässigen die Jazzkonzerte auf dem Land schmackhaft zu machen», meint Ducret. «Dabei sind unsere Veranstaltungen qualitativ immer sehr hochstehend.» Jazz sei heute in Radio, Film und Fernsehen nicht mehr sehr präsent und deshalb gehe wohl – vor allem bei der Jugend – das Interesse daran verloren, erklärt Ducret ausserdem. Dies führt auch beim Jazzclub Aesch-Pfeffingen zu Nachwuchsmangel; ein Problem, dass allerdings viele lokale Vereine kennen.


«Wir brauchen Herzblut»

Nach 10 Jahren im Amt ist Peter Ducret Ende letztes Jahr zurückgetreten – einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin hat er jedoch noch nicht gefunden. «Dabei organisiert unser Verein wirklich tolle Events. Am 30. August beispielsweise wird es beim Weingut Klus 177 ein Jazz-Open-Air mit besonderen Highlights geben. Damit diese Veranstaltungen auch weiterhin in der Region stattfinden können, brauchen wir Menschen, die sich mit Herzblut einsetzen», sagt er. Wer Interesse hat, sich im Verein zu engagieren, darf sich über info@jap.ch oder bei Peter Ducret unter 079 252 02 47 melden.

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