Wenn Sensoren «miteinander reden»: Der Löhrenacker wird digitalisiert
Auf dem Löhrenacker testet die Gemeinde die «Smart City». Digitale Helfer sollen dabei den Alltag der Verwaltung erleichtern.

Ein Mitarbeiter der Gemeinde leert einen öffentlichen Abfalleimer. Dieser ist aber nur zu einem Viertel gefüllt. Das heisst, der Mitarbeitende hätte auch noch einen oder zwei Tage später vorbeigehen können – vergebene Mühe. Ein Sensor könnte messen, wie voll der Eimer ist, und den Stand an die Zuständigen melden. Damit liessen sich unnötige Fahrten vermeiden.
Was ein bisschen nach Science-Fiction tönt, ist heute möglich. Aesch und Primeo testen auf dem Löhrenacker die «Smart City», ein Reallabor als Pilotprojekt. «Es bietet sich an», ist Gemeindeverwalter Roman Cueni überzeugt. Er spricht von einer Kernaufgabe, sich als Kommune in der Digitalisierung bzw. als «Smart City» zu engagieren. Wie kann die öffentliche Hand auf Klimawandel, Ressourcenknappheit und gesellschaftliche Veränderungen reagieren? Das ist die zentrale Frage.
Artenvielfalt digital überwacht
Verschiedene verbaute Sensoren sollen «miteinander reden». Neben denjenigen in den erwähnten Abfalleimern auch solche, die an gefährdeten Orten messen, ob im Winter Glatteis entstehen kann. Oder auch jene, die messen, ob junge Bäume genügend Wasser haben, und entscheiden, ob gegossen werden muss oder nicht. Weiterentwicklungen dieses Systems überwachen auch die Artenvielfalt auf Arealen. Hausverwaltungen könnten damit zudem digital mit ihrer Mieterschaft kommunizieren. Zwei Liegenschaften in Aesch würden dies bereits nutzen. Das geschehe in einer Gruppe auf der Crossiety-App. Aesch solle künftig nicht nur vom digitalen Netzwerk profitieren, sondern sich darüber ebenfalls austauschen.
Etwas, was den Einwohnerinnen und Einwohnern verschiedener Gemeinden bereits bekannter sein dürfte, sind die Strassenlampen, die mit LED strahlen. Zudem dimmen sie ihre Lichtstärke und sparen somit Strom, wenn sich niemand in der Nähe befindet. Auch im Verkehr oder auf dem Trailcenter spielt die «Smart City» bereits eine Rolle. Über die digitalen Parkuhren hat das Wochenblatt letzte Woche berichtet. Veloverleih, Ladestationen oder Verkehrslenkung können ebenfalls vernetzt werden. Wie viele Fahrzeuge passieren hier oder dort die Strasse? Sind die Akkus der verliehenen E-Bikes noch voll? Oder wie steht es um die vermieteten Sportgeräte, die die Bevölkerung per digitalen Knopfdruck vorübergehend nutzen kann?
Kein Stellenabbau geplant
«Wir gehen es pragmatisch und praktisch an», fasst Cueni die Digitalisierung Aeschs zusammen. Seine Vorstellung ist, dass die Erkenntnisse auch anderen zur Verfügung gestellt werden sollen. «Es besteht grosses Interesse.» Zudem mache die Digitalisierung nicht an der Gemeindegrenze halt. Droht damit nicht ein Stellenabbau? Cueni widerspricht: «Wir haben im Vergleich zum Jahr 2021 heute über 1000 Einwohner mehr, aber der Personalbestand in der Verwaltung bleibt praktisch gleich», rechnet er vor. Das soll so bleiben. Dazu müssen die Mitarbeitenden entlastet werden. «So haben sie Zeit für die zusätzlichen Leistungen, die durch das Bevölkerungswachstum anfallen.» Es sei viel zu tun. Daher müsse dem Personal die Arbeit erleichtert werden, und somit würde gleichzeitig auch die Dienstleistung verbessert. Auch auf den Datenschutz angesprochen, stellt er klar, dass die wenigen personenbezogenen Daten gesichert seien. «Aber warum sollen wir die übrigen Erkenntnisse nicht öffentlich stellen?», fragt er rhetorisch zu den gesammelten Daten. «Wir wollen, dass die Ideen weiterentwickelt werden und die Industrie weiter daran arbeitet.»
Die Zukunft ist digital
Durch die Partnerschaft mit dem Energieunternehmen Primeo Energie erklärt sich auch die Finanzierung. Die Gemeinde stellt ihre Ressourcen und ihr Personal zur Verfügung, während Primeo mehrheitlich die Technologie und das Know-how einbringt. Dazu fragte die Gemeinde beim Bundesamt für Energie um Fördergelder an. Durch umsetzbare Neuerungen verspricht man sich auch Einsparungen, die an anderer Stelle genutzt werden können.
Aesch ist damit Vorreiterin in der Digitalisierung. Cueni betont aber, dass Chancen und Nutzen sorgfältig geprüft würden, bevor dann «konsequent» umgesetzt wird. «Es geht nicht um die digitale und die analoge Welt», bilanziert Cueni. «Dieses Schwarz-Weiss wird nicht eintreffen.» Schlussendlich sollen diese «Spielereien», wie sie jetzt noch aussehen mögen, zukünftig die Gemeinden und die Städte steuern und vor allem das Leben vereinfachen.