Kleider für Bedürftige und ein sozialer Treffpunkt:Der Spendenraum öffnet wieder seine Türen
Kommende Woche nimmt der Spendenraum Aesch seinen Betrieb wieder auf – unter neuer Leitung und mit einigen Neuerungen. Das Team ist zudem auf Mithilfe angewiesen.

Im Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine. In der Folge zogen zahlreiche Familien weg von der Kriegsfront im Osten in die übrigen Landesteile. Tausende Menschen waren auf der Flucht – in Europa bildete sich eine Welle der Solidarität. Auch in der Schweiz sammelten Organisationen und Privatpersonen Hilfsgüter und Kleider, um diese in die Ukraine zu schicken und damit die sich auf der Flucht befindenden Menschen zu unterstützen. Auch in Aesch wurde eine solche Initiative ins Leben gerufen: der Spendenraum.
Seither konnten im Spritzenhüsli neben der Gemeindeverwaltung in Aesch Kleider und weitere Alltagsgegenstände abgegeben werden. Während drei Jahren organisierte Laura Fraser vom Familienzentrum Brüggli in Aesch das Einsammeln und Verteilen der Kleider und weiterer Hilfsgüter. Mit der Zeit öffnete sich das Angebot für Bedürftige in der Region und erfreute sich grossen Zuspruchs.
Spendenraum stand auf der Kippe
Nach drei Jahren verkündete Fraser, sie könne den Spendenraum nicht fortführen, da sie dafür keine Zeit mehr habe. Alles sah danach aus, als würde es dieses Angebot künftig nicht mehr geben. Die Gemeinde schrieb sogar schon das Spritzenhüsli aus und suchte einen neuen Verwendungszweck.
Nun springen aber zwei Frauen ein und halten das Angebot am Leben. «Ich erfuhr, dass Laura Fraser das Angebot nicht mehr weiterführen kann», sagt Aline Stalder. Sie ist im Vorstand des Familienzentrums Brüggli. Ihre Mitstreiterin, Claudia Wälte, erfuhr aus dem Wochenblatt vom Aus des Spenderaums. «Wir trafen uns dann und sagten uns: Wir wollen dieses Angebot weiterführen», sagen die beiden Frauen im Gespräch mit dem Wochenblatt vor Ort im Spritzenhüsli. Gemeinsam bewarben sie sich bei der Gemeinde. Diese zeigte sich sehr erfreut über die Absicht von Stalder und Wälte. Die Gemeinde habe von Anfang an betont, dass der Spendenraum für die Räumlichkeiten bei der Gemeindeverwaltung Vorrang habe, sollte sich eine Nachfolge finden.
Kommenden Montag öffnet der Spendenraum nach längerer Pause wieder seine Türen. Bereits in den vergangenen Wochen durften sich die Verantwortlichen über zahlreiche Kleiderspenden freuen, die sie seither mit einem Team von Helferinnen sortiert und kategorisiert haben. Auch eine neue Einrichtung musste besorgt werden. Vieles konnte über Internetplattformen sehr günstig oder gratis beschafft werden. Kleiderständer und Bügel wurden durch die Modeva gespendet. «Im Winter ist der Raum nicht beheizt, da müssen wir noch eine Lösung finden», sagen die beiden und fügen an: «Ohne die Helferinnen hätten wir das nie geschafft, wir sind sehr dankbar dafür.» Das Lager im Spritzenhüsli ist proppenvoll. Entsprechend freuen sich die beiden Frauen darauf, dass es kommenden Montagvormittag losgeht.
Das Angebot richtet sich an alle bedürftigen Personen, die Kleider oder Hygieneartikel für sich oder ihre Familien benötigen, und soll möglichst niederschwellig sein: «Wir fragen nicht, wie dringend die Personen auf die Kleider angewiesen sind.» Stalder und Wälte vertrauen darauf, dass ihr Angebot nicht ausgenutzt wird. Denn die Kleider sind für einen symbolischen Betrag von zwei Franken erhältlich. Neben Kleidern sind auch Hygieneartikel verfügbar. Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin verzichten Stalder und Wälte auf Haushaltsartikel – aus Platzgründen.
Treffpunkt mit freundschaftlicher Atmosphäre
Jeden Montag- und Donnerstagvormittag hat der Spendenraum ab kommender Woche geöffnet. Das Spritzenhüsli soll auch zum Treffpunkt werden, es gibt Kaffee und Tee. «Der Spendenraum stand immer für eine freundschaftliche Atmosphäre», sagt Stalder. Diese Tradition will die neue Leitung weiterführen. Eingeladen sind nicht nur Bedürftige, sondern auch freiwillige Helferinnen und Helfer. Denn Stalder und Wälte sind auf Mithilfe angewiesen, sei es an den Verkaufstagen oder zum Sortieren der Spenden. Die Zeit könne man daher flexibel wählen.
Über die Notwendigkeit eines solchen Spendenraums sind sich Stalder und Wälte einig. «Ich höre oft von der Schule, dass gewisse Kinder keine passende Kleidung, Schuhe oder Schulsäcke haben», sagt Stalder. Gerade in der kalten Jahreszeit sei das ein Problem. Ausserdem sei es beiden ein Anliegen, dass alte Kleidung nicht einfach weggeschmissen, sondern wiederverwertet wird.
Spendenraum Aesch: Geöffnet Mo und Do, 9 bis 11 Uhr. Ab November: Mo, 14 bis 16 Uhr; Do, 9 bis 11 Uhr. fazb-spenderaum@aesch.bl.ch