Fehlender Schulraum: Wohin mit den Kindern?

Der Aescher Gemeinderat beantragte einen Investitionskredit für ein Kindergartenprovisorium. Auf das Geschäft wurde aber nicht einmal eingetreten. Wo die Kinder kommenden Sommer in den Kindergarten gehen, bleibt weiter offen.

Mehr Platz: Ein ähnliches Provisorium wie hier auf dem Schulhausplatz Neumatt wäre auch beim Schwimmbad vorgesehen gewesen.Foto: Nicolas blust
Mehr Platz: Ein ähnliches Provisorium wie hier auf dem Schulhausplatz Neumatt wäre auch beim Schwimmbad vorgesehen gewesen. Foto: Nicolas Blust

In Aesch wird der Schulraum knapp. Während auf dem Schulhausplatz Neumatt bereits ein Provisorium für die Primarschule steht, reichen nun auch die Kindergartenplätze im Gebiet Schützenmatt nicht mehr aus. Grund dafür seien geburtenstarke Jahrgänge und der Wegfall des bisherigen Kindergartens Schützenrain, dessen Mietvertrag im Sommer ausläuft.

Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden (2026 fehlen 30, 2027 sogar 60 Kindergartenplätze), wollte die Gemeinde ein Provisorium mit drei Kindergärten auf dem Parkplatz des Gartenbads aufstellen. Das Ganze hätte rund 3 Millionen Franken gekostet. Der Standort wurde so gewählt, da die Gemeinde in diesem Ortsteil besonders hohen Bedarf bekundet. Dem Gemeinderat sei es ein Anliegen, dass die Kinder zu Fuss in den Kindergarten gehen könnten, erklärte die zuständige Gemeinderätin Brigitte Vogel (FDP) an der Gemeindeversammlung von vergangenem Donnerstag.

Bereits die Empfehlung der Gemeindekommission liess erahnen, dass das Geschäft bei den Aescherinnen und Aeschern einen schweren Stand hatte: Sie empfahl die Rückweisung. Deren Präsident, Patrick Meyer (FDP), äusserte per Video Zweifel an der Variante des Gemeinderats. Ebenfalls eine Rückweisung empfahl Martin Glatz, Co-Präsident der FDP. Er zeigte sich enttäuscht, dass der Versammlung lediglich ein Lösungsvorschlag unterbreitet wurde. Ähnlich äusserte sich Klaus Kirchmayr (neu auch bei der FDP), der dem Gemeinderat gar «Erpressung» vorwarf.

Lediglich die SVP wollte auf das Geschäft eintreten

Auch die SP und die Mitte forderten eine Rückweisung des Geschäfts. SP-Landrat Jan Kirchmayr gab zu bedenken, dass lediglich sechs der zwölf Kindergärten in Aesch «richtige» Kindergärten seien. Bei den übrigen handle es sich um Provisorien und kleinere Varianten, mit nur 12 anstelle von 24 Plätzen. Er sprach sich daher für eine langfristige Lösung und gegen ein weiteres Provisorium aus und kritisierte: «Wir hätten das Problem nicht, wenn wir vor zehn Jahren unsere Landreserven nicht verkauft hätten.» Lediglich die SVP sprach sich für das Eintreten aus. Deren Präsident Ueli Siegenthaler zeigte sich zwar nicht vollends überzeugt von dem vom Gemeinderat unterbreiteten Vorschlag, machte aber klar: «Wir müssen nächsten Sommer eine Lösung haben.»

In der emotional geführten Debatte meldete sich mit Roger Pellaton auch ein Aescher Lehrer, der seit 35 Jahren in der Baselbieter Gemeinde unterrichtet. «Die Entwicklung hat sich seit langer Zeit abgezeichnet», sagte der Primarschullehrer. Er und seine Kolleginnen und Kollegen hätten die Gemeinde immer wieder auf den fehlenden Schulraum aufmerksam gemacht, diese habe sich dafür aber kaum interessiert. «Wir Lehrpersonen fühlen uns im Stich gelassen», brachte er die Gefühlslage der zahlreich anwesenden Lehrerinnen und Lehrer auf den Punkt. Seine Kritik war weniger an die aktuellen als an die früheren Gemeinderäte gerichtet.

Gibt es doch noch eine Lösungim Schützenrain?

Die ehemalige Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger (FDP) widersprach und erklärte, dass damalige Prognosen einen so hohen Bedarf nicht vorausgesehen hätten. Hollinger und weitere Exponenten der FDP regten an, dass die Gemeinde das Grundstück, auf dem aktuell der Kindergarten Schützenrain steht, erwerben könnte. Parteiinterne Abklärungen hätten ergeben, dass dies möglich sei. Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher (SP) entgegnete: Die Gemeinde habe diesbezüglich bei der Eigentümerschaft angefragt, müsste sich in einem Verkaufsverfahren jedoch erst als Meistbietende durchsetzen. Ausserdem reiche die Zeit dafür bis nächsten Sommer nicht aus. Darum habe man sich für das Provisorium entschieden.

Sprecher zeigte sich durchaus selbstkritisch: «Wir waren im Gemeinderat sauer auf uns, als wir das Thema besprachen.» Nun gelte es aber, eine Lösung zu finden. Und dafür habe die Gemeinde sämtliche Möglichkeiten überprüft und könne mit dem Provisorium eine Lösung präsentieren, die bis im kommenden Sommer fertig wird.

Die Versammlung liess sich davon nicht überzeugen und entschied mit 132 zu 27 Stimmen, nicht auf das Geschäft einzutreten. Sprecher versprach daraufhin, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Stand jetzt werden im kommenden Sommer zahlreiche Kinder mit dem öffentlichen Verkehr vom Schwimmbad ins Dorf fahren müssen, um auf bestehende Kindergärten verteilt zu werden. Ausserdem soll der Kindergarten Tschöpperli ausgebaut werden sowie ein kleineres Provisorium auf dem Gemeindehof oder an der Gartenstrasse entstehen. Damit seien dann aber sämtliche Kindergärten «randvoll», so Gemeinderätin Vogel.

Die dafür von der Gemeinde berechneten Kosten belaufen sich auf rund 450000 Franken pro Schuljahr. Im Sommer 2028 sollte sich die Platzsituation nach aktuellen Hochrechnungen wieder entspannen. Bis dahin gäbe es in den Worten von Primarlehrer Pellaton eine «chaotische Zeit».

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