80 Jahre Lebensschule: Kameradschaft als Geheimrezept
Die Reiterkameraden Aesch feiern heuer das 80‑jährige Bestehen ihres Vereins. Am ersten Augustwochenende laden sie zum Concours Aesch, der im Jubiläumsjahr mit einem besonderen Rahmenprogramm lockt.
Bei einem 80‑Jahr-Jubiläum lohnt sich sicherlich zuerst auch ein Blick zu den Anfängen. Einer, der darüber bestens Bescheid weiss, ist Charles Wüest. Er ist Ehrenpräsident der Reiterkameraden Aesch und seit über 45 Jahren im Verein engagiert. Beim Treffen mit dem Wochenblatt auf der Reitanlage beim Löhrenacker gibt er Einblicke in die Entstehungsgeschichte des traditionsreichen Aescher Vereins. Er erzählt: «Früher nahm man als Teil der Kavallerie nach der Rekrutenschule sein Pferd mit nach Hause. Um dieses musste und durfte man sich dann kümmern und auch regelmässig entsprechende Prüfungen ablegen.»
In diesem Zuge entstanden dann die ersten Reitklubs. Als im Jahr 1945 zum ersten Mal ein Concours in Aesch stattfand, dachten sich einige der lokalen Reiter, dass man sich doch in einem gemeinsamen Verein zusammenschliessen könnte. «Der Name ‹Reiterkameraden› wurde dabei wohl sehr bewusst gewählt, da von Anfang an auch der soziale Aspekt eine wichtige Rolle spielte», sagt Ehrenpräsident Wüest.
Während der soziale Aspekt über die Jahre eine Konstante geblieben ist, hat sich das Angebot mit der Zeit gewandelt. Während früher vor allem militärische Formationen geübt wurden, gibt es heute eine Vielzahl an möglichen Disziplinen, die in den wöchentlichen Kursen trainiert werden können. Darunter das Springreiten, Dressur, Gymkhana und Concours Complet – und manchmal würden für die Fitness der Reitenden auch mal die Yogamatten hervorgeholt.
Bei den Reiterkameraden scheint es so, als würde ziemlich ganzheitlich gedacht. So erzählt Präsidentin Gaby Wenger von einem Mental-Coaching, das ab und an aus der Trickkiste geholt werde. «Unsere Emotionen übertragen sich direkt aufs Pferd. Wenn wir also beispielsweise wegen eines vergangenen Sturzes mit zu viel Respekt an ein Hindernis rangehen, dann spürt das das Tier. Durch das Coaching könnten solche unbewussten Blockaden gelöst werden.»
Eine gute Lebensschule
Von den rund 180 Mitgliedern des Vereins sind über die Hälfte aktive Reiterinnen und Reiter. Etwa 20 davon sind Kinder und Jugendliche – der Grossteil der Aktiven ist zwischen 18 und 40 Jahre alt. Insgesamt liege der Frauenanteil bei etwa 60 Prozent. Was sie alle verbindet, ist die Leidenschaft für den Reitsport und das Vereinsleben. Dieser Mix ist wohl dafür verantwortlich, dass es den Reiterkameraden in 80 Jahren Vereinsgeschichte bis heute nicht an Nachwuchs fehlt.
Auch die 24‑jährige Fabienne Rietmann, die schon seit fast 10 Jahren an Bord ist, denkt keine Sekunde ans Aufhören: «Wenn ich den Stall betrete, bin ich direkt in einer eigenen Welt und es steht nur das Pferd im Fokus. Deswegen gehe ich auch meistens ohne Uhr, denn es ist für mich ein optimaler Ausgleich zum Alltag. Zusätzlich ist es auch eine gute Lebensschule, denn der Umgang mit dem Tier lehrt Geduld, Achtsamkeit und die bewusste Kommunikation über die eigene Körpersprache.» Ein grosses Plus für den Verein ist zudem die Reitanlage, die zweifellos zu den grössten und vielseitigsten Reitplätzen der Region gehört. Sichtlich stolz zeigt Ehrenpräsident Wüest auf den Sand- und den Rasenplatz, wobei vor allem Letzterer aufgrund der aufwendigen Pflege eine Besonderheit ist.
«Aescher Derby»
Am 2. und 3. August findet der Concours Aesch statt, der in diesem Jahr extra eine Woche vorverlegt wurde, so dass er noch näher am Gründungsdatum vor 80 Jahren am 1. August 1945 liegt. Neben den verschiedenen Disziplinen erzählt OK-Mitglied Rietmann vom Rahmenprogramm, das von einer Dressureinlage von Jenny Meyer bis zu einer Musikeinlage der One-Man-Band PÄT reicht. Das sportliche Highlight steht dann am Sonntag mit dem «Aescher Derby» an – ein besonders spannender Parcours mit vielseitigen Hindernissen, bei denen es für Mensch und Pferd hoch, runter und sogar durchs Wasser geht.