Tannenbaum-Weitwurf und Baggerfahren
Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläum des Forstreviers Angenstein wurde am vergangenen Samstag zum Waldtag eingeladen. Das Wochenblatt nahm einen Augenschein des Entdeckungsrundgangs.
Es ist ein brütend heisser Tag. Leicht verschwitzt treffe ich beim Sammelplatz ein, der mit seinem Grillgeruch bereits auf sich aufmerksam macht. Die Würste wendet ein junger Mann vom Forstteam, der mir freundlicherweise auf einer Karte den Weg des Rundgangs aufzeigt. Kurz darauf gibt es schon den ersten Posten zu erspähen: Ein kleiner gelber Bagger steht am Wegrand bereit, um erkundet zu werden. Die Aufgabe ist es, drei Holzstämme aufeinanderzustapeln. Ein kleines Mädchen versucht sich mit fachkundiger Anleitung an den Hebeln der Maschine – nach einigen Anläufen klappt es, was man spätestens an den strahlenden Kinderaugen erkennen kann.
Beim Weitergehen vernehme ich Stimmen aus den Baumkronen. Unten stehen zwei Leute bereit, die wagemutigen Kindern und Jugendlichen beim Einsteigen ins Klettergeschirr helfen und sie sichern, während sie sich auf den Weg Richtung Baumspitze machen. Bis zu 14 Metern sei der Rekord, höre ich die zuschauenden Kinder tuscheln.
Jahrhundert-Sturm als Initialzündung
Etwas weiter wartet der erste Stand, an dem mich Reto Meyer begrüsst. Er ist im Aescher Bürgerrat für das Thema Wald zuständig und wird deshalb auch oft als «Waldchef» bezeichnet. Diesen Titel verwendet er selbst jedoch nur ungern, wie er schmunzelnd meint. In diesem Jahr wird das Forstrevier Angenstein 25 Jahre alt. Meyer erzählt mir, wie es zur Gründung kam. «Im Dezember 1999 fegte der Sturm Lothar über Europa und verursachte grosse Schäden. Über Nacht wurde so viel Holz umgeworfen, wie sonst in einem Jahr gefällt wird. Um die Aufräumarbeiten und die Bewirtschaftung der Waldflächen zukünftig effizienter zu gestalten, wurde das Forstrevier Angenstein im Jahr 2000 gegründet.»
Anfangs schlossen sich die Bürgergemeinden Aesch, Duggingen, Grellingen und Pfeffingen zusammen, etwas später kamen dann Reinach und Therwil hinzu. Das gesamte Forstrevier Angenstein umfasst 1200 Hektaren Waldfläche, was etwa 1680 Fussballfeldern entspricht. Die Bürgergemeinde Aesch ist der sogenannte «Kopfbetrieb» und für die Verwaltung zuständig.
Grosse Maschinen und eine skurrile Königsdisziplin
Ich gehe weiter und sehe erneut einen Bagger – dieses Mal die nächstgrössere Ausführung mit entsprechend grösseren Holzstämmen zum Stapeln. Doch damit nicht genug: Eine Lichtung weiter steht ein noch grösseres Exemplar bereit. Eine Gemeinsamkeit fällt aber sofort auf: Es sind immer die jüngsten Besucher, die sich mit funkelnden Augen in die grossen Maschinen setzen. Beim Rundgang kommt das spielerische Element nicht zu kurz. Als Nächstes komme ich an einem Stand vorbei, an dem man Holzscheiben zielgenau in einen Behälter treffen muss. Die etwas skurrile Königsdisziplin erwartet mich aber einige Meter weiter beim Tannenbaum-Weitwurf. Freundlich, aber bestimmt werde ich dazu aufgefordert, es doch auch einmal zu versuchen. Der Rekord läge bei acht Metern. Nach einer kurzen Instruktion der geeigneten Wurftechnik mache ich den Selbstversuch: knapp sieben Meter. Allerdings hätte ich leicht übertreten, wie mir mitgeteilt wird.
Wenn es um den Wald geht, steht natürlich die Pflanzen- und Tierwelt im Zentrum. An einem weiteren Stand, der von den Jagdgesellschaften Aesch und Reinach betreut wird, sind zahlreiche ausgestopfte Waldtiere zu sehen – von kleinen Vögeln bis hin zum grossen Wildschwein. Ich frage Hugo Bürki, den Aescher Jagdaufseher, nach Tieren, die man als Laie nicht sofort im Angensteiner Waldgebiet verorten würde. Er nennt mir die Wildkatze und den Baummarder, der allerdings nicht mit dem in Siedlungsgebieten vorkommenden Steinmarder zu verwechseln ist.
Süsse Überraschung: Bienenvolk im Baumstamm
Gegen Ende des Rundgangs treffe ich noch auf Christian Becker, den Betriebsleiter des Forstreviers Angenstein. Seit 40 Jahren arbeitet er in diesen Wäldern – von der Lehre bis zum Revierförster. Er führt mich zu einem 26 Meter hohen Baum und meint stolz: «Zu Beginn meiner Lehre habe ich damals rund 1000 Fichten gepflanzt, diese hier ist eine davon.» Seine Faszination und Passion für seinen Beruf sind ihm deutlich anzusehen.
Mit der Zeit kommen da natürlich auch so einige Anekdoten zusammen. Er erzählt mir beispielsweise von einem gefällten Baum, aus dem plötzlich Honig herausströmte, weil sich darin ein Bienenvolk befand. Zum Schluss frage ich ihn, was er sich für die Zukunft in Bezug auf den Wald wünsche. Seine Antwort: «Dass alle den gleichen Respekt vor dem Wald haben, wie wenn es ihr eigener Garten wäre.»