«Schiff ahoi!» im Wohnzimmer

Seit über 40 Jahren baut André Fanti historische Modellschiffe bei sich zu Hause. Die sich angesammelten Exemplare laufen nun in die Aescher «Bürgerschüre» aus, wo sie dieses Wochenende bestaunt werden können.

Thront über dem hauseigenen Wein: Das erste Modellschiff von André Fanti. Foto: Florin Bürgler

Thront über dem hauseigenen Wein: Das erste Modellschiff von André Fanti. Foto: Florin Bürgler

«Ohne Lupe funktioniert nichts»: André Fanti achtet beim Bau seiner Schiffsmodelle auf historische Korrektheit. Foto: zVg

«Ohne Lupe funktioniert nichts»: André Fanti achtet beim Bau seiner Schiffsmodelle auf historische Korrektheit. Foto: zVg

Es gibt eine lange Liste von möglichen Hobbys: Fussballspielen, Stricken, Wandern – das kennen und tun viele. Exotisch dagegen scheint die Freizeitbeschäftigung von André Fanti aus Aesch: das Bauen historischer Modellschiffe. Er betreibt zusammen mit seiner Frau und der Familie das Weingut «Monika Fanti» mit dem dazugehörigen «Winzerstübli» auf der Aescher Klus.

«Jeder hat irgendwann mal Feierabend. Die Modellschiffe sind zudem mein Schlechtwetterprogramm, sozusagen ein Lückenfüller – ehrlicherweise ein ziemlich grosser», meint Fanti schmunzelnd. «Es braucht viel Ausdauer. Das Ganze ist sehr filigran, ohne Lupe funktioniert nichts.» Dass Fanti gelernter Maurer ist, mag auf den ersten Blick erstaunen, auf den zweiten Blick wird aber klar, dass man ohne handwerkliches Geschick beim Modellschiffbau auf verlorenem Posten steht.

Handwerkliche Begabung ist das eine – der Zeitaufwand das andere. Fantis Steckenpferd breitete sich auch in seinen vier Wänden aus. So wurde das grösste Zimmer in der neuen Wohnung zu einem Bastelraum umfunktioniert – dieser beinhaltet eine Werkbank, einen kleinen Drechsler, eine Tischfräse sowie eine Schleifmaschine. «Der Raum wird aber auch von meiner Frau zum Nähen benutzt», relativiert Fanti.

Bis zu 2500 Arbeitsstunden pro Modellschiff

Wie wichtig die fachgerechte Ausstattung des Bastelraums ist, wird bei Betrachtung der unglaublichen Anzahl an Arbeitsstunden schnell klar: Bis zu 2500 Stunden fliessen in den Bau eines solchen historischen Modellschiffs, wie Fanti sie fertigt. In über 40 Jahren sind bereits zehn fertige Exemplare entstanden. Mit einer konservativen Schätzung investierte Fanti damit schon rund 18000 Stunden in sein Hobby – nach Adam Riese also etwas mehr als zwei volle Jahre. Mit dieser Zahl konfrontiert, meint Fanti: «Das Ganze ist ein Stück weit ein Lebensweg. Man sieht, was man in den letzten 40  Jahren geleistet hat. Da stecken sehr viele Erinnerungen drin.»

Das Kolumbus-Dreiergespann

Für den 62-jährigen Fanti steht auch die historische Korrektheit der Modelle im Vordergrund. «Während des Bauprozesses recherchiert man dann auch über die Schiffe und ergänzt dazu Kleinigkeiten, die nicht im Bauplan stehen.» Die Nachbildungen der imposanten Originale machen im Kleinformat ebenfalls Eindruck. Fantis Repertoire deckt fast 400 Jahre Schiffsbau ab und reicht vom bekannten Kolumbus-Dreiergespann Niña, Pinta und Santa Maria (1492) bis hin zur englischen Cutty Sark (1869).

Angefangen habe die Leidenschaft vor 40 Jahren mit einer kurzen Schnupperlehre am Basler Rheinhafen. «Damals überlegte ich mir, Matrose zu werden. Ich entschied mich dagegen, doch die Faszination für die Schifffahrt wurde ich nie los», meint Fanti. Seine jahrzehntelange Schiffleidenschaft vom Land aus sei zudem auch emissionsfrei, fügt er augenzwinkernd an.

Das Resultat aus 40 Jahren filigraner Handarbeit gibt es dieses Wochenende in der Aescher Bürgerschüre zu bestaunen, wobei der Transport der Modellflotte noch ein heikles Unterfangen darstellen wird. «Eifach schön langsam fahre und wenn’s passiert, denn passiert’s», meint Fanti gelassen. Da bleibt nichts anderes übrig, als in bester Seefahrtmanier «Mast- und Schotbruch» zu wünschen.

«Ausstellung Historischer Schiffsmodelle» in der «Bürgerschüre» (Hauptstrasse 42) in Aesch. 17. bis 19. März. Freitag 19 bis 21 Uhr, Samstag 11 bis 20 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr.

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