Mit Mut zur Langsamkeit den schnellen Alltag bewältigen
Schneller ist nicht immer besser. Am Seniorentag des Seniorenrats Aesch-Pfeffingen sprach der Basler Philosoph Andreas Brenner am Samstagmorgen über den Wert der Langsamkeit.

Wir leben in einer extrem beschleunigten Gesellschaft. Schneller wird meist mit besser gleichgesetzt. Alle, die langsamer sind und dieses Tempo nicht mithalten können, geraten unter Druck. Besonders betroffen davon sind ältere Menschen, denn mit zunehmendem Alter dauert vieles länger als früher. Von zahlreichen Senioren wird diese Langsamkeit als unangenehm, ja sogar peinlich empfunden und nicht wenige leiden unter Stigmatisierung und Abwertung. Denn obwohl sie nicht mehr im Erwerbsleben stehen und eigentlich frei über ihre Zeit verfügen dürften, bleibt ein Erwartungs- und Zeitdruck auch nach der Pensionierung bestehen.
Mut zur Langsamkeit
Andreas Brenner, Philosophieprofessor an der Universität Basel und an der Fachhochschule Nordwestschweiz, ermunterte die Senioren in seinem Vortrag vom Samstagmorgen dazu, in ihrem eigenen Tempo zu leben und sich dem allgegenwärtigen Zeitdruck zu widersetzen. Einen Gang zurückzuschalten, wenn alles möglichst schnell und effizient vonstattengehen soll, erfordert Mut und eine gute Portion Selbstwertgefühl. Schnell sein kann in gewissen Situationen durchaus sinnvoll sein, erläuterte Brenner. Die Überbewertung der Schnelligkeit in unserer Kultur halte einem genaueren Hinsehen jedoch nicht stand. Wer schnell ist, verfüge zwar über Kondition und Kraft. Der Langsame dagegen könne mit Geduld und Ausdauer punkten. «Für unser Leben ist Geduld und Ausdauer viel wichtiger! Kraft kann man durch Geräte ersetzen. Geduld und Ausdauer aber sind innere Qualitäten, die man nicht ersetzten kann», betonte Brenner. Langsamkeit würde das Leben reicher machen. Sich Zeit zu nehmen für Gespräche und für jemanden da zu sein, der in Not ist, seien wichtiger als Geschwindigkeit. Zahlreiche Fragen und Wortmeldungen nach dem Vortrag zeigten, dass das Thema die Senioren stark beschäftigt. In der Diskussion angesprochen wurde auch, dass sich viele ältere Menschen durch die Digitalisierung im Alltag überfordert fühlten. An sich simple Verrichtungen, die man ein Leben lang problemlos zu meistern vermochte, würden auf einmal zu einem schwierigen Unterfangen.
Möglichst lange zu Hause bleiben
Im Anschluss an den anregenden Vortrag informierte der Seniorenrat über seine Projekte und Arbeiten. Rolf Huber, Präsident der Kommission für Altersfragen, stellte verschiedene Wohnformen für ältere Menschen vor. Peter Ackermann präsentierte das neue Vademekum des Seniorenrats über das eigenständige Leben im Alter, das von der Homepage des Seniorenrats heruntergeladen werden kann. Über «Wohnen für Hilfe» schliesslich informierte Ernst Degen: Hier ginge es darum, dass ältere Menschen einem Studenten oder einer Studentin ein Zimmer gegen Hilfe im Haushalt zur Verfügung stellten. Bis jetzt konnte sich in Aesch-Pfeffingen allerdings noch niemand für diese Wohnform begeistern.