Glücksmomente auf drei Rädern
Das Alterszentrum «Im Brüel» lancierte einCrowdfunding für ein Rollstuhlvelo, das Ausfahrten mit Bewohnern ermöglicht. Die Test-woche im Sommer sorgte für viel Freude.

Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen sind in ihrer Bewegungsfreiheit oft eingeschränkt. Grössere Ausflüge ausserhalb der Heime liegen nicht mehr drin und wenn doch, dann nur noch in Begleitung der Angehörigen oder bei Spezialausflügen mit dem Heim. Die Verantwortlichen des Alterszentrums «Im Brüel» in Aesch wünschen sich deshalb ein Rollstuhlvelo mit Elektroantrieb als eine weitere Möglichkeit, um betagten Menschen schöne Erlebnisse ausserhalb des Heims zu bieten.
Die Idee dazu kam von Mitarbeitenden, die solche dreirädrigen Fahrzeuge bei anderen Alters- und Pflegeheimen im Einsatz gesehen haben. Das Alterszentrum «Im Brüel» testete diese «Tribikes» während einer Woche im vergangenen Sommer. Die Resonanz bei Bewohnerinnen und Bewohnern fiel durchwegs positiv aus, verrät Heimleiter Martin Vecchi. «Wir haben Emotionen gesehen, die wir vom Ausmass her nur selten erleben. Die Ausfahrten haben wahrliche Glücksmomente ausgelöst.» Jubelschreie und Juchzer kamen mehr als einmal vor. «Und in der Euphorie riefen Einzelne ‹schneller, schneller!›. Es war wirklich toll», schwärmt Vecchi. Die Möglichkeit, das eigene Dorf auf diese Weise zu erleben, habe sich schnell im Heim herumgesprochen und für Neugier gesorgt.
Für den Geschäftsführer des Alterszentrums «Im Brüel» und seine Kolleginnen und Kollegen war sofort klar, dass sie langfristig solche Ausfahrten anbieten möchten. Dies sei auch der Wunsch der Bewohnerinnen und Bewohner gewesen. «Am liebsten wären sie jeden Tag gefahren und hätten weiter ihre Heimat entdeckt.»
Ein Hauch von Freiheit
Dank dem elektronisch unterstützten Antrieb können in kurzer Zeit längere Distanzen in der Region zurückgelegt werden, erklärt Vecchi. «Die dreirädrigen Fahrzeuge bieten eine Rundumsicht, frischen Fahrtwind und einen Hauch von Freiheit. So lässt sich auch die Natur besser erleben.» Die Bewohnerinnen und Bewohner hätten sich an verschiedenen Orten an ihre eigene Kindheit erinnert. «Es waren Eindrücke, die sie lange nicht mehr hatten und auch nicht mehr für möglich gehalten haben. Sie waren von ihren Emotionen überwältigt.»
Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist gefragt
Da ein solches Rollstuhlvelo inklusive Zubehör gegen 15000 Franken kostet, kann es vom Alterszentrum nicht finanziert werden. «Wir dürfen solche Anschaffungen nicht über die ordentlichen Tarife bezahlen», erklärt Vecchi. Die Tarif-Einnahmen dürfen nur für den gewöhnlichen Heimalltag verwendet werden. Deshalb lancierte das Alterszentrum «Im Brüel» ein Crowdfunding auf der Website Lokalhelden.ch. «Wir würden uns wirklich freuen, wenn wir für noch mehr Glücksmomente sorgen können.» Die Verantwortlichen setzen auf die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Denn jede und jeder werde mal alt und sei in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt, gibt Heimleiter Vecchi zu bedenken. Kommt der Zielbetrag nicht zustande, erhalten die Spenderinnen und Spender des Crowdfundings ihr Geld zurück.
Gelingt es, den nötigen Betrag zu sammeln, wäre das Alterszentrum «Im Brüel» auch froh über Freiwillige, die sich für Ausfahrten melden. «Pflegepersonal, das Ausfahrten veranstaltet, dürfen wir auch nicht über die Tarife finanzieren», sagt Vecchi schulterzuckend. So sagen es die Gesetze und Regeln. Einzelne Freiwillige hätten bereits ihr Interesse bekundet.


