Pfarreiheim wird nicht abgerissen: Das plant die Kirchgemeinde mit ihren Gebäuden
Die Kirchgemeinde hat Geldsorgen und will ihre Gebäude effizienternutzen. Im Pfarrhofdürfte ein Kindergarten entstehen.

Die römisch-katholische Kirche verliert seit Jahren Mitglieder. Das schlägt sich auch in den Finanzen der Kirchgemeinden nieder. Deshalb hat die römisch-katholische Kirchgemeinde Aesch veranlasst, ihre Gebäude künftig effizienter nutzen zu wollen. Die Ergebnisse einer Potenzialanalyse wurden vergangenen Mittwoch an der Kirchgemeindeversammlung besprochen und sorgten für lebhafte Diskussionen.
Harald Römpp, Präsident des Aescher Kirchgemeinderats, begrüsste mehrere Dutzend Mitglieder im Saal des Pfarreiheims in Aesch. Ihm war die Anspannung förmlich anzusehen, befindet sich die Gemeinde doch in turbulenten Zeiten. «Der anhaltende Rückgang der Steuereinnahmen durch Mitgliederschwund stellt die nachhaltige Finanzierbarkeit des Leistungsauftrags in Frage», sagte Römpp in seinem Jahresbericht. In diesem Zusammenhang müsse man auch die Potenzialanalyse betrachten, die der Kirchgemeinderat Anfang Jahr in Auftrag gegeben hatte.
Personal und Gebäude zu teuer
Die Aufgabe ist klar: Die Kirchgemeinde muss beim Personal und den Räumlichkeiten rund 200000 Franken pro Jahr einsparen, um eine ausgeglichene Rechnung präsentieren zu können. Dazu seien einschneidende Massnahmen nötig, erklärte der Kirchgemeinderat unisono. Auf Personalseite scheint dies durchaus umsetzbar, hat die Gemeinde doch sowieso Schwierigkeiten, ihre vakanten Stellen zu besetzen. Ausserdem sorgt der Zusammenschluss zum Seelsorgeverband Angenstein für Synergien, die auch finanzielle Entlastung bringen. Wie es um die Gebäude der Gemeinde steht, hat das Planungsbüro Rapp in den vergangenen Monaten analysiert. Die «Potenzialanalyse Pfarreiheim» kommt zum Schluss, dass die Räumlichkeiten des Pfarrhofs, der direkt neben dem Kirchgebäude steht, in das Pfarreiheim integriert werden können. Damit würde der Pfarrhof, der erst vor 15 Jahren als Ort für Begegnungen eröffnet wurde und den die Kirchgemeinde immer noch abzahlt, nicht mehr gebraucht.
Für das Pfarreiheim hat das Planungsbüro drei mögliche Sanierungs- und Ausbauszenarien erarbeitet: die Varianten Mini, Midi und Maxi. Während bei der Variante Mini lediglich kleine Sanierungen anstehen, würde das Pfarreiheim bei Midi um eines oder zwei Stockwerke ergänzt. Damit könnten bis zu 250 Quadratmeter Nutzungsfläche entstehen. Radikaler ist die Variante Maxi, bei der das komplette Pfarreiheim abgerissen und an selber Stelle ein Gebäudekomplex mit 20 Alterswohnungen gebaut würde. Aufgrund der hohen Investitionssumme von über 15 Millionen Franken wäre dafür aber ein Investor notwendig.
Informelle Gespräche im Vorfeld
Das Planungsbüro kam zum Schluss, dass sie der Kirchgemeinde die Variante Mini empfiehlt. Dieses Urteil teilte der Kirchgemeinderat. Er beantragte daher einen Kredit über 65000 Franken, um die Sanierung eingehender zu planen. Das sorgte an der Kirchgemeindeversammlung für Diskussionen. Es wurde der Vorwurf geäussert, dass gewisse Leute mit der Thematik überfordert seien und ein Infoabend noch einmal über sämtliche Varianten aufklären solle. Dieser Rückweisungsantrag wurde jedoch deutlich abgelehnt.
Auch dass der Kirchgemeinderat im Vorfeld bereits informelle Gespräche über eine mögliche zukünftige Nutzung des Pfarrhofs geführt hatte, kam nicht bei allen gut an. Römpp beschwichtigte und versicherte den Anwesenden, dass keine verbindlichen Zusagen oder sonstige Abmachungen getroffen wurden. Trotzdem wurde in der Potenzialanalyse bereits geprüft, ob im Pfarrhof künftig ein Doppelkindergarten entstehen könnte – was möglich ist. Dass solche Gespräche über eine künftige Nutzung des Pfarrhofs stattfanden, bestätigt auch Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher (SP) gegenüber dem Wochenblatt. «Wir stehen grundsätzlich in einem regelmässigen Austausch», sagt Sprecher. Dabei sei auch schon über den Pfarrhof diskutiert worden. Für die Gemeinde, die dringend auf zusätzlichen Schulraum angewiesen ist, wäre der Pfarrhof wohl ein Glücksfall. Entsprechend erklärt Sprecher, dass diese Option sicher geprüft würde, sollte sich die Kirchgemeinde dazu entscheiden, den Pfarrhof abzustossen.
Die Versammlung genehmigte schliesslich mit grossem Mehr den Planungskredit, um die Integration der Büros im Pfarrhof ins Pfarreiheim und dessen leichte Sanierung eingehend zu planen. Über das Bauprojekt dürfte in einem Jahr definitiv befunden werden.


