Feierliche Eröffnung: Aesch heizt künftigmit Holzschnitzeln aus dem eigenen Wald
Primeo Energie feierte die Inbetriebnahme derHeizzentrale in Aesch mit einer beeindruckenden Vorführung eines Holzhäckslers.

«Heute ist ein grosser Tag für die Wärme im Birstal», sagte Primeo-Energie-CEO Cédric Christmann zur Begrüssung den rund hundert Gästen zur feierlichen Inbetriebnahme der Heizzentrale im Weidenring im Aescher Industriegebiet an der Birs. Die Heizzentrale und damit die Fernwärme sei ein wichtiger Bestandteil der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Allein für die Heizzentrale Aesch investierte Primeo Energie 30 Millionen Franken. Zwischen 30 und 40 Millionen werden es für die Heizzentrale bei Uptown Basel in Arlesheim sein, die fast zeitgleich in Betrieb genommen werden soll. Ganze 80 Millionen Franken investiert der Energieversorger mit Sitz in Münchenstein in den Leitungsbau im Birstal.
Mit der Heizzentrale Aesch können insgesamt 4,6 Megawatt Wärme produziert werden. Noch läuft erst der kleinere Heizkessel für 1,2 Megawatt. Der grössere Heizkessel mit einem Potenzial für 2,4 Megawatt Wärme wird im Januar 2026 in Betrieb genommen. Dazu kommt eine angeschlossene Wärmepumpe mit einem Wärmepotenzial von einem Megawatt. Quartiere in Aesch Nord sind bereits an das neue Leitungssystem angeschlossen. Dazu gehört unter anderem das Schulhaus Schützenmatt, das VIVO-Areal und das Firmengebäude von BWT Aqua. Im Verlauf der nächsten Jahre werden weitere Quartiere in Aesch folgen.
Mit einem derzeit geplanten Wärmeabsatz von jährlich rund 16 Gigawattstunden können mit der Anlage in Aesch rechnerisch bis zu 1600 durchschnittliche Haushalte mit nachhaltiger Wärme versorgt werden. Aufgrund der hohen Kosten des Leitungsbaus seien nicht alle Liegenschaften für einen Anschluss an die Fernwärme geeignet, gab Martin Dietler, Leitung Markt und Kunden bei Primeo Energie, zu bedenken. Für Haushalte und Unternehmen, die aus Kosten- und Logistikgründen nicht angeschlossen werden könnten, gebe es Alternativen ohne fossile Brennstoffe.
Bürgerrat Thomas Häring als «Visionär und Treiber»
Die schnelle Realisation der Heizzentrale Aesch ist das Ergebnis einer funktionierenden Zusammenarbeit zwischen Primeo Energie, der Einwohnergemeinde und der Bürgergemeinde Aesch. Letztere stellte nicht nur die Parzelle im Weidenring im Baurecht zur Verfügung, sondern beteiligte sich mit einem Darlehen von 3 Millionen Franken und Investitionen von 1,5 Millionen Franken für den Leitungsbau auch finanziell am Wärmeverbund.
Entscheidend dabei war Thomas Häring, im Bürgerrat verantwortlich für das Ressort Gebäude. Der pensionierte Ingenieur HLK (Heizung, Lüftung, Klima) gleiste das Projekt auch technisch mit auf. Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher (SP) würdigte Häring als «grossen Visionär und Treiber» hinter dem Projekt.
Parallel zur Wärmeversorgung in Aesch realisiert Primeo Energie den Wärmeverbund Birstal mit der Zentrale bei Uptown Basel auf dem Schorenareal in Arlesheim. Der Wärmeverbund Birstal versorgt Liegenschaften in Arlesheim, Münchenstein und Reinach. Als Wärmequelle wird neben Holzschnitzeln Abwärme der Gebäude, Rechenzentren und Industrieprozesse von Uptown Basel genutzt. Die Anlage ist mit zwei Biomassekesseln mit je einer Leistung von 7 und 12 Megawatt ausgestattet. Für die Nutzung der Abwärme können bis zu vier Wärmepumpen mit einer Leistung von je 4,5 Megawatt eingebaut werden. Rein rechnerisch könnten mit der Heizzentrale in Arlesheim 5100 Haushalte versorgt werden.
Bürgergemeinde gründeteine neue Firma
Bei der Inbetriebnahme der Heizzentrale Aesch wurde mit einem imposanten Holzhäcksler die Herstellung der Holzschnitzel demonstriert. Das Holz dafür stammt aus dem Forstrevier Angenstein. Für die Logistik der Holzschnitzel gründet die Bürgergemeinde Aesch eine separate Firma, an der sie sich mit 110 000 Franken zu 55 Prozent beteiligen wird. Die restlichen 45 Prozent gehören der Bürgergemeinde Therwil, die ihrerseits zwei Holzschnitzelheizungen betreibt.
Mit der Gründung einer separaten Firma möchte die Bürgergemeinde Aesch die Holzschnitzel-Logistik organisatorisch und finanziell vom Gesamtbudget der Bürgergemeinde trennen. Auch kann die Firma auf dem Markt flexibler agieren. Sie wird keine Angestellten haben. Die Bürgergemeindeversammlung hat am 30. Oktober den Plänen des Bürgerrats zugestimmt.


