Gefühlt mehr Kriminalität – statistisch ist es weniger

In Aesch häufen sich Meldungen über eingeschlagene Autoscheiben und versuchte Einbrüche – zumindest auf sozialen Netzwerken. Die Behörden beschwichtigen.

Einbrüche: Immer wieder kursieren in den sozialen Medien Bilder von aufgebrochenen Fahrzeugen. Foto: Archiv CH MEdia / Christoph Bisel

Auf den sozialen Medien wird wieder eifrig über die kriminalistische Lage in Aesch diskutiert. Gezeigt werden auf Facebook auch Videoaufnahmen von mutmasslichen Tätern, die Autos aufbrechen oder durch die Quartiere schleichen. Erreicht die Kriminalität in Aesch wieder einen Höhepunkt? Davon ist nicht auszugehen, denn die Meldungen an die Polizei Basel-Landschaft haben abgenommen. «2024 verzeichneten wir einen Rückgang gegenüber 2023», erklärt Polizeisprecher Adrian Gaugler. Genauere Zahlen geben die Ordnungshüter während des Jahres nicht bekannt. Diese werden in der jährlichen Kriminalstatistik, die Ende März veröffentlicht wird, bekannt gegeben. Gaugler fügt aber noch ganz allgemein an, dass «Aesch nicht ein Hotspot im Kanton Basel-Landschaft» sei.

Der für Sicherheit zuständige Gemeinderat Stephan Hohl (FDP) macht dieselben Angaben. Er ergänzt: «Dass Kriminalität stattfindet, ist auch klar.» In einer freiheitsliebenden Welt geschehe das. Dieses Spannungsfeld sei die Krux der Polizeiarbeit. Bei der Aescher Gemeindepolizei sei in letzter Zeit nur eine Meldung über eine eingeschlagene Autoscheibe eingegangen, um die sich dann die Kantonspolizei gekümmert habe. Das Polizeigesetz regelt die Zuständigkeiten so, dass die kantonalen Ordnungshüter für die Sicherheit und die Gemeindepolizei für Ruhe und Ordnung sorgen. Immer wieder flackert daher die Idee auf, eine Bürgerwehr zu bilden.

Aescherinnen und Aescher sollen beobachten und melden

Das sieht Gaugler skeptisch: «Das unterstützen wir gar nicht!» Was die Polizei aber durchaus befürwortet, sind Personen, die «beobachten und melden». Wer beispielsweise einen Abendspaziergang unternimmt und dabei verdächtige Vorkommnisse feststellt, soll diese auch unverzüglich der Polizei melden. «Werden Sie nicht selber aktiv», warnt Gaugler. Die Situation könne schnell drehen und die Person, die allenfalls etwas verhindern will, sei plötzlich mitten im Geschehen. Daraus könne sehr schnell eine ungemütliche Situation entstehen. So bringe sich die vermeintliche Helferin oder der Helfer in Gefahr oder auf die falsche Seite des Strafgesetzes. Auch Hohl warnt: «Setzen Sie sich nicht ins Risiko!»

Der Gemeinderat weist auch darauf hin, dass Facebook-Gruppen die Bevölkerung nicht eins zu eins abdecken. Soziale Medien beeinflussen die Wahrnehmung. Daher sei für ihn wichtig, auch die weiteren Stimmen in Aesch abzuholen. Dabei stelle er durchaus fest, dass die subjektive Sicherheit sinke. Hohl wehre sich nicht dagegen, Gegensteuer zu geben. Er wagt es aber auch, allfällige Massnahmen zu hinterfragen. Solche Fragen wären: An jeder Ecke eine Kamera? Wer wertet die Bilder aus? Schrecken Kameras ab? Erwischt die Polizei dann die Übeltäter leichter? Einen privaten Sicherheitsdienst oder mehr Gemeindepolizei in der Nacht patrouillieren zu lassen, koste viel Geld. «Ich stehe dem aber nicht im Weg», sagt der Gemeinderat und ergänzt, dass in den umliegenden Gemeinden das Thema aktuell nicht aufpoppe. In einigen Dörfern werde gerade die Feuerwerks-Problematik viel mehr diskutiert.

Beim Videosschauen fühlen sich die Leute unsicher

Hohl stellt zudem fest, dass vermehrt Kameras gekauft würden, um Carports und Gärten zu überwachen. Sind auf den Aufnahmen Unbekannte zu sehen, so «fühlen sich die Leute unsicher». Er hat dafür Verständnis: «Ich habe es auch nicht gerne, wenn jemand durch meinen Garten schleicht.» Weiter sei aber nicht klar, ob es ein neues Phänomen sei oder ob schon früher Leute unterwegs waren und es niemand gesehen habe.

«Eine Welt ohne Kriminalität gibt es leider nicht», bilanziert Stephan Hohl.

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