Frauen in Feierlaune: Ein Jubiläum zweier Vereine, die das Dorf prägen
Der reformierte Frauenverein Aesch-Pfeffingen und der katholische Frauenverein Aesch feiern zusammen 250 Jahre. Die Zusammenarbeit ist so eng, dass bereits eine Fusion im Raum stand.

Vor rund 150 Jahren – am 20. Dezember 1874 – wurde der katholische Frauenverein gegründet. Zu jener Zeit war Aesch ein relativ armes Bauerndorf mit wenigen hundert Einwohnenden. Die katholischen Frauen übernahmen die Unterstützung von «hilfsbedürftigen Armen und Kranken». Bald schon führte der Frauenverein auch eine Arbeitsschule für Mädchen sowie eine Kleinkinderschule.
Obwohl die Mitglieder weiblich waren, bestand der Vorstand bei der Vereinsgründung aus drei Männern. Das sei damals so Brauch gewesen, weiss Rosmarie Nebel, Präsidentin des katholischen Frauenvereins. Erst 1969 wurde die erste Frau – Annemarie von Blarer-Bösch – ins Amt erhoben; dazu mussten eigens die Statuten angepasst werden.
Vor 100 Jahren, am 7. April 1925, erhielten auch die reformierten Frauen einen eigenen Verein. Dieser trug zu Beginn noch den Namen «protestantischer Schaffensverein». Auch dieser Verein wurde gegründet, um Hilfsbedürftige zu unterstützen – etwa indem die Frauen strickten, nähten oder eine Weihnachtsfeier organisierten.
Seither haben sich beide Vereine stark gewandelt. Zwar stehen heute noch soziale Engagements im Vordergrund, die Aufgaben und die Anlässe jedoch sind anderer Natur – und sie prägen das ganze Dorf: So hilft der katholische Frauenverein zum Beispiel am Pfarreifest mit oder organisiert das Rorate-Morgenessen nach dem 6-Uhr-Gottesdienst. Die Mitglieder des reformierten Frauenvereins gründeten in den 1970er-Jahren die Ludothek, initiierten eine Brockenstube (bis 2003) und organisieren alle zwei Jahre einen Basar; der Erlös kommt verschiedenen sozialen Institutionen zugute. Die Liste liesse sich für beide Frauenvereine weiterführen.
Klar ist: Neben den Einsätzen für die jeweiligen Kirchgemeinden ist bei beiden Vereinen der gesellige Austausch ein wichtiger Grundpfeiler. Gerade in Zeiten der zunehmenden Alterseinsamkeit können die Frauenvereine Halt geben.
«Es war meine Vision, die beiden Vereine zusammenzulegen»
Am 25. Mai feiern beide Vereine nun gemeinsam ihre beiden Jubiläen auf dem Schlosshof in Pfeffingen. Für die Festansprache konnten die Vereinspräsidentinnen Gemeinderätin Brigitte Vogel gewinnen. Anschliessend wird Ständerätin Maya Graf ein Referat über Frauenrechte halten. Sie ist unter anderem Co-Präsidentin von Alliance F, dem grössten Schweizer Frauendachverband. Erwartet werden 200 Gäste.
Das zeitgleiche Jubiläum ist Zufall, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Vereinen hingegen lange Tradition: Seit den 1970er-Jahren haben sich die Frauenvereine angenähert. Heute organisieren sie gemeinsame Anlässe wie etwa das Frauezmorge, bei dem jeweils ein geladener Gast einen Vortrag hält. Für diese Anlässe interessieren sich auch Männer. «Manchmal verstehen es die Männer nicht, wenn wir sie nicht einladen», sagt Nebel mit einem Schmunzeln.
Während das Geschlecht noch immer eine Rolle spielt, ist die Konfession für eine Mitgliedschaft in einem der Vereine schon lange nicht mehr ausschlaggebend. Mehr noch: Einige Frauen sind gleich in beiden Vereinen dabei.
Da drängt sich die Frage auf, ob es zwei Vereine in dieser Form noch brauche. «Als ich das Präsidium übernahm, war es meine erste Vision, die beiden Vereine zusammenzulegen», sagt Annamarie Horat, Co-Präsidentin des reformierten Frauenvereins. Da der katholische Verein jedoch stärker in die Aufgaben der Kirchgemeinde eingebunden sei – und zudem einem nationalen Verband angeschlossen ist –, sei die Vision wieder verworfen worden: «Das wäre eine Schuhnummer zu gross gewesen», sagt Horat.
500 Mitglieder: Interesse an Vereinen ist nach wie vor gross
Dabei plagen beide Frauenvereine Nachwuchssorgen. Zwar ist die Mitgliederzahl nach wie vor beachtlich – der reformierte Frauenverein zählt 300, der katholische 200 Mitglieder –, es sei jedoch schwierig, Freiwillige für den Vorstand zu finden. «Ich bin 1975 nach Aesch gezogen und wollte mich in Aesch integrieren. Jahrelang war ich nicht sehr aktiv, erst nach der Pension habe ich begonnen, mich zu engagieren», erzählt Horat. So wie bei ihr sei es bei vielen: «Die meisten treten erst nach der Pensionierung ein. Das führt natürlich zu einem höheren Durchschnittsalter.»
Das bereitet auch Rosmarie Nebel gewisse Sorgen. Über die katholische Kirchgemeinde sei sie damals zum katholischen Frauenverein gekommen: «Auch aus einem gewissen Solidaritätsgedanken heraus», erzählt sie. Der Frauenverein Aesch ist dem Schweizerischen Katholischen Frauenbund angeschlossen. «Dieser setzt sich unter anderem dafür ein, dass es mehr Mitspracherecht für Frauen in der katholischen Kirche gibt», sagt Nebel. Mit ein Grund, weshalb sie sich engagiere. Doch nach über zehn Jahren als Präsidentin sucht Nebel eine Nachfolgerin – keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellt. «Niemand drängt sich vor», sagt sie mit einem Lachen. Annamarie Horat hat derweil bereits zwei Nachfolgerinnen gefunden.
Die beiden Traditionsvereine werden weiterbestehen, das Interesse an ihnen ist nach wie vor da. Sollten sich dereinst keine Vorstandsmitglieder mehr finden lassen, wäre eine Fusion wohl der logische Schritt. Doch zuerst folgt nun das gemeinsame Feiern in Pfeffingen.