«Es kommen schwierige Jahre auf uns zu»:Aesch kämpft mit steigenden Ausgaben

Wie in allen Gemeinden steigen auch in Aesch die Alters- und Gesundheitskosten. Dafür konnte der Gemeinderat eine Lösung in der Kindergarten-Problematik präsentieren.

Ab kommendem Sommer: Im Steinackerhaus der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Aesch-Pfeffingenkommt ein Doppelkindergarten unter. Foto: Nicolas Blust
Ab kommendem Sommer: Im Steinackerhaus der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Aesch-Pfeffingenkommt ein Doppelkindergarten unter. Foto: Nicolas Blust

Sämtliche Gemeinden in der Region tun sich aktuell schwer damit, ein ausgeglichenes Budget zu präsentieren – so auch Aesch. «Wir sehen eine starke Kostenentwicklung bei Alter, Gesundheit und Bildung», erklärte Andreas Spindler (SVP), Gemeinderat für die Finanzen, an der Gemeindeversammlung am Montagabend in der Mehrzweckhalle auf dem Löhrenacker. Entsprechend budgetiert die Gemeinde für das kommende Jahr einen Aufwandüberschuss von rund 2,5 Millionen Franken – auch wegen Anträgen aus der Versammlung, doch dazu später mehr.

Grund für Panik sieht der Gemeinderat aktuell noch nicht. Zwar seien die kommenden Jahre finanziell anspruchsvoll. «Wir verfügen aber noch über Reserven», versicherte Spindler. Aktuell weist Aesch ein strukturelles Defizit von zwei bis drei Millionen Franken aus. Darum nimmt das Eigenkapital der Gemeinde in den kommenden Jahren massiv ab. In der Planbilanz wird bis 2030 jeweils ein negatives Budget ausgewiesen. Paul Nicolet von der Rechnungsprüfungskommission sagte folgerichtig: «Es kommen ein paar schwierige Jahre auf uns zu.» Aktuell liegt Aesch noch unter dem kantonalen Durchschnitt, was sich in den nächsten Jahren aber ändern wird.

Kürzung beim Umweltschutz, vergünstigte Zolli-Tickets bleiben

Aufgrund dieser Aussichten hat der Gemeinderat dann auch Sparmassnahmen beschlossen. Einige dieser Kürzungen stiessen am Montagabend nicht auf Gegenliebe. Bereits die Gemeindekommission empfahl zwar die Annahme des Budgets, beantragte aber, dass bei den Umweltschutzmassnahmen nicht gespart wird. Der Gemeinderat hat diese um 50000 Franken gekürzt und damit fast halbiert. Dieser Antrag, den auch die SP unterstützte, hatte aber keine Chance vor der Versammlung.

Erfolgreicher war Marianne Hollinger (FDP). Die ehemalige Gemeindepräsidentin stellte drei Anträge – und alle wurden angenommen, wenn auch nur von einer hauchdünnen Mehrheit. Der Gemeinderat wollte das Minus von 2,5 Millionen Franken im Budget mit einer Entnahme von 1,2 Millionen Franken aus dem Fonds für Standortentwicklung verringern. Dagegen wehrte sich Hollinger per Antrag. Sie gab zu bedenken, dass dieser Fonds extra für Projekte zur Steigerung der Lebensqualität in Aesch geschaffen wurde und nicht um eine Rechnung aufzubessern. Eine knappe Mehrheit (58 Ja- zu 57 Nein-Stimmen) liess sich von dieser Argumentation überzeugen.

Mit zwei weiteren Anträgen sorgte Hollinger dafür, dass die Gemeinde entgegen ihrer Sparpläne weiterhin vergünstigte Zolli-Tickets anbietet und das Frauenhaus Basel sowie die Suchtprävention unterstützt. Mit diesen Anpassungen wurde das Budget dann mit deutlicher Mehrheit angenommen. Eine Steuererhöhung stand nicht zur Debatte.

Gemeinderat präsentiert Lösung bei den Kindergärten

Nach der Budget-Debatte gab Gemeinderat Urs David (Die Mitte), zuständig für das Ressort Hochbau, ein Update zur Schulraumplanung. Nach der vergangenen Gemeindeversammlung wurden zahlreiche Vorschläge eingereicht, wo zusätzliche Kindergärten realisiert werden könnten.

Nach intensiven Abklärungen können nun auf kommenden Sommer hin zwei neue Kindergärten als Übergangslösung realisiert werden: im Mehrzweckraum des Schützenmatt-Schulhauses und im Steinackerhaus. So entsteht Platz für 60 Kinder. Damit hat Aesch genügend Plätze für sämtliche Kinder in den kommenden zwei Jahren, danach sollte sich die Situation wieder entspannen. Aufgrund der Standorte kann auch das Quartierprinzip eingehalten werden, das heisst, jedes Kind kann zu Fuss den Kindergarten besuchen.

Der Umbau der beiden Standorte kostet rund 350000 Franken, die jährlichen Betriebskosten betragen 50000 Franken. Damit ist die Lösung preiswerter als das an der vergangenen Gemeindeversammlung vorgeschlagene Provisorium. Die Ausführungen stiessen auf Zuspruch und es gab spontanen Applaus.

Dass die Lösung nicht allen passt, zeigte das anschliessende Votum von Roger Pellaton, Primarlehrer in und aus Aesch. Er mahnte die Anwesenden, dass mit der Umnutzung des Mehrzweckraums jener Raum wegfalle, der für Schultheater, Lehrerkonvente und weitere Anlässe genutzt werde. Das sei ab kommendem Sommer Geschichte. Ausserdem würden zwar Räume geschaffen, aber kein neuer Raum. Der «Dichtestress» nehme entsprechend zu. Für Pellaton ist klar: «Hier wird bei der Qualität des Unterrichts gespart.»

Die Situation dürfte sich erst wieder entspannen, wenn das neue Schulhaus Schützenmatt steht. Den Lehrpersonen stehen bis dahin stressige Jahre bevor.

Austritt aus der Jugendberatung und ein neuer Infokasten

Ein weiteres Thema, das für Diskussionen sorgte, war die Familien- und Jugendberatung Birseck (FJB), mit der die Gemeinde Aesch eine Leistungsvereinbarung hat. Diese wurde auf Ende 2026 von der Gemeinde gekündigt, das Wochenblatt berichtete.

Mehrere Voten bedauerten diesen Entscheid und baten den Gemeinderat, diesen Schritt noch einmal zu überdenken. Gemeinderätin Monika Fanti (Die Mitte) betonte: «Wir haben zu keiner Zeit ein solches Angebot in Frage gestellt. Wir wissen, wie wichtig das niederschwellige Angebot ist.» Der Gemeinderat möchte die Dienstleistungen der FJB jedoch auslagern. Dazu würden bereits Abklärungen mit Interessenten laufen. «Es soll nahtlos ein niederschwelliges Angebot geben auf Anfang 2027», so Fanti.

Daneben gab es erfreuliche Neuigkeiten in Sachen Infokasten: Am vergangenen Samstag wurde auf dem Dorfplatz vor Migros und Coop der neue Infokasten aufgehängt, der vor über einem Jahr aus der Bevölkerung gefordert wurde. Im neuen Kasten können einerseits Vereinsinformationen ausgehängt werden, andererseits liefert ein Bildschirm aktuelle Informationen aus der Gemeinde. «Damit haben wir das mit viel Verzug geschafft, danke für die Geduld», sagte Gemeindepräsidentin Sprecher abschliessend.

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