Ende eines Unikums

Die Stimmbevölkerung hat entschieden: Auch der Aescher Gemeinderat wird nun im Majorzverfahren gewählt.

Hier tagt der Gemeinderat: Seit der Renovation Ende der 1950er-Jahre ist das 1605/06 von der Familie Blarer von Wartensee errichtete Schloss der Sitz der Gemeindeverwaltung.
Hier tagt der Gemeinderat: Seit der Renovation Ende der 1950er-Jahre ist das 1605/06 von der Familie Blarer von Wartensee errichtete Schloss der Sitz der Gemeindeverwaltung.

Ab sofort wird der Gemeinderat von Aesch im Majorzverfahren gewählt. Dies beschlossen die Einwohner mit einem Ja-Anteil von 83 Prozent am Sonntag an der Urne. Die Stimmbeteiligung lag bei 36,5 Prozent. Das bedeutet, künftig nehmen jene Gemeindepolitiker Einsitz, welche die meisten Stimmen auf ihre Person vereinen können. Bislang stellte jede der Ortsparteien sieben Kandidatinnen und Kandidaten für die sieben Sitze im Gemeinderat auf. Anhand der Parteistimmen wurden die Sitze verteilt. Erreicht eine Partei beispielsweise drei Sitze, gingen sie an deren drei Kandidierenden, die am meisten persönliche Stimmen innerhalb der Partei erreichten.

«Aesch ist nun eine Gemeinde mit einem Wahlsystem, wie es praktisch überall angewendet wird», freut sich Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger (FDP). «Durch den Wechsel werden künftig die Personen, nicht mehr die Parteien in den Vordergrund gerückt.» Das sah auch die CVP so. Sie unterstützte den Urnengang und Wechsel. Lieber mit dem Proporzsystem weitergemacht hätte dagegen Jan Kirchmayr, Landrat und Präsident der SP Aesch-Pfeffingen. «Mir ist wichtig, dass das Parteienspektrum breit abgebildet wird», erklärt er, «und das gewährleistet der Proporz.»

Nicht der erste Versuch

Kirchmayr sagt aber auch: «Das Resultat war klar und deutlich.» Darüber sei sie froh, so Hollinger, denn es zeige, die Bevölkerung sei sich grossmehrheitlich einig. Dass, trotz mehreren Anläufen, zum Majorz zu wechseln, die Aescher diesen Schritt erst jetzt machen, führt Marianne Hollinger darauf zurück, dass dieses Mal die Empfehlung vom Gemeinderat und von der Gemeindeversammlung kam. Zuvor habe der Gemeinderat den Proporz stets erfolgreich verteidigt. Die Gemeindeversammlung lehnte nach Überzeugungsarbeit seitens des Gemeinderats jeweils ab, weshalb es das Anliegen gar nie an die Urne schaffte. Jan Kirchmayr widerspricht nicht. Er führt aber einen weiteren Grund an. «Es wurde nicht wirklich eine Kampagne für den Proporz geführt», räumt er ein, «wir haben unsere Prioritäten zugunsten der Prämieninitiative gesetzt.» Ebenfalls für das Proporzverfahren hatte sich die SVP eingesetzt.

«Die Erfahrungen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind», bemerkt Marianne Hollinger, «viele Gemeinden haben für ihre Gemeinderatswahlen vom Proporz zum Majorz gewechselt, aber noch keine zurück.» Sowieso handle es sich um keine «radikale» Veränderung. Zudem bliebe der Proporz beispielsweise für die Wahl in die Gemeindekommission bestehen. An diesem solle auch in Zukunft nicht gerüttelt werden. «Das Spektrum an Persönlichkeiten im Gemeinderat wird grösser», erklärt Hollinger. «Und alle Parteien können mit topmotivierten Bewerbern antreten ohne einen Listenfüller.»

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