Zuständig für die «Hardware»

Markus Jeger aus Meltingen ist seit 16 Jahren Leiter der Schreinerei am Theater Basel. Sein Beruf ist etwa so selten wie der des Falkners oder Okularisten. Das «Wochenblatt» hat ihn in der Schreinerei besucht.

Eine faszinierende Welt für sich: Markus Jeger mit Theaterrequisiten aus Holz.Foto: Thomas Brunnschweiler
Eine faszinierende Welt für sich: Markus Jeger mit Theaterrequisiten aus Holz.Foto: Thomas Brunnschweiler

Wer an Theater denkt, dem kommt zuerst das Spiel in den Sinn, gewissermassen die «Software» der Bühne, für die in erster Linie Regisseure zuständig sind. Erst beim zweiten Gedanken merkt man, dass Theater nur funktioniert, wenn auch das Bühnenbild, die Requisiten und die Kostüme stimmig sind: die «Hardware». Für sie zuständig sind die Werkstätten an den grösseren Theatern: Schreinerei, Schlosserei, Malwerkstatt, usw. Leiter einer Theaterschreinerei zu sein, ist im Grunde ein Traumjob, denn er garantiert ein konstantes Einkommen, regelmässige Arbeitszeiten und den Umstand, von gewissen ökonomischen Sachzwängen befreit zu sein.

Die Führung durch die Räume des vor 50 Jahren fertiggestellten vierten Theaters der Stadt beeindruckt. Die Dimensionen des Zuschauerraums, der Bühne, der Schnürböden und Werkstätten sind riesig. Der hintere Bereich umfasst neun Geschosse und wirkt auf den Neuling labyrinthisch. Jeger zeigt zuerst den Bühnenraum und die Schlosserei, bevor es in die Schreinerei geht. «Hier werden Möbel gebaut bis hin zu Konstruktionen für die grosse Bühne», erklärt er. «Bei jedem Stück gibt es spezielle Herausforderungen, und obwohl im Grunde viel Platz vorhanden ist, wird es hier oft eng. Manchmal bekommen wir nur ein Foto als Vorlage. Zum Beispiel sollten wir einmal eine Alphütte aus Rundhölzern mit Fluchtpunktperspektive bauen, für die ich konisch zugeschnittene Tannenrundhölzer verwenden musste. Da die Alphütte zu gross für den Lift war, musste ich sie mit der Säge in der Mitte zerteilen.» Im grossen Raum neben der Schreinerei stehen auch Holzsärge für eine Produktion. Für fahrbare Räume muss alles stimmen: das Parkett aus gefakter Eiche, die Bemalung und die Türen. «Wir bauen für drei Bühnen, und pro Jahr sind es 40 bis 45 Neuproduktionen. Das sogenannte technische Einrichten rund drei Wochen vor der Premiere ist die Deadline. Da kann es schon mal zu Zeitdruck kommen.» Gab es auch schon knifflige Situationen? «Ja, bei einer Galerie und einem massiven Holzgeländer rechneten wir nicht damit, dass sie auf der Bühne so beansprucht würden. Da hat man schon mal ein mulmiges Gefühl.»

Jubiläum steht vor der Tür

Der 50-jährige Markus Jeger, einer von drei Theaterschreinern aus dem Thierstein, lernte ursprünglich Zimmermann, bekam aber Rückenprobleme und liess sich bei der Stiftung Schreinereischule Solothurn zum Fachmann für Arbeitsvorbereitung und Projektleitung umschulen. 2009 bewarb er sich auf eine Ausschreibung des Theaters Basel und erhielt die Stelle als Leiter der Schreinerei. «Wenn das Theater einen Erfolg vorzuweisen hat, bin ich stolz, zum Team von etwa 400 bis 450 Mitarbeitenden zu gehören. Zweimal waren wir Opernhaus des Jahres, und manchmal komme ich auch in Kontakt mit Künstlern, wie letztes Jahr mit Herbert Grönemeyer.» Seit den Anfängen des traditionsreichen Theaters ist vieles geschehen. Am 18. Oktober findet der Tag der offenen Tür statt. Wer sich an einer Führung beteiligt, wird in der Schreinerei auch Markus Jeger begegnen.

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