Einwohnergemeinde Nunningen senkt Steuerfuss
Die Gemeindeversammlung von Mittwoch, 3. Dezember, behandelte in der sehr gut gefüllten Turnhalle in nur anderthalb Stunden acht Traktanden, bewilligte Investitionen über total eine Million Franken und senkte den Steuerfuss von 124 auf 120 Prozent.
Jonas Hänggi, Einwohner, Verwaltungsrat und geschäftsführender Partner eines Treuhandbüros in Reinach/BL, bat im Voraus die steuerzahlende Bevölkerung von Nunningen, zahlreich an der Versammlung zu erscheinen. Es sei «endlich an der Zeit, eine Steuersenkung zu beantragen». 121 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger folgten der Einladung in die Hofackerhalle, gleichbedeutend mit einen Rekord für die knapp zweitausend Einwohnende zählende Gemeinde.
Nachholbedarf Infrastruktur
Total rund eine Million Franken Investitionen in Sanierungen Grellingerstrasse zweite Etappe, Bächgass, Allwetterplatz Sportanlage Sabelmatt sowie Ausbau und Renovation der Werkstoffsammelstelle Baaren wurden von Gemeinderätin Ursula Schär Schulz vorgestellt und bewilligt — zusammen in rund fünfzehn Minuten, was doch eher aussergewöhnlich ist. Aus dem Publikum kam eine einzige Frage zu den vier Traktanden, sie betraf das nicht öffentliche WC bei der Recyclingstation Baaren.
In Nunningen wurde aus Spargründen jahrelang versäumt, die Infrastruktur ausreichend zu unterhalten und man musste sich in letzter Zeit vermehrt mit dringlichen Problemen befassen. In den Unterlagen fanden sich dazu Stichworte wie Leitungsbruch, Schäden im Strassenunterbau, sichere Nutzung, Unfallgefahr, Umweltverträglichkeit und zusätzliche Massnahmen usw.
Budget ohne grössere Änderungen
Gemeindepräsident Philipp Muster, zuständig für das Ressort Finanzen, übergab anschliessend das Wort an Finanzverwalterin Monika Probst und damit die Aufgabe, das Budget 2026 und die Anträge zu Gebühren und Steueransätzen vorzustellen. Letztere sollten bis auf die sinkenden Wassergebühren unverändert bleiben.
Der Voranschlag weist bei einem Ertrag von 10,2 Millionen Franken einen Ausgabenüberschuss von 278000 Franken auf. Der Gemeinderat habe sämtliche Kosten im Griff, mit zwei Ausnahmen: zum einen bei der Gesundheit — Stichwort Zunahme Pflegekosten —, und zum anderen bei der sozialen Sicherheit — Stichwort: Kostenzuwachs bei Ergänzungsleistungen zur AHV und wirtschaftliche Hilfe. Es handelt sich hierbei um gebundene Kosten. Die gesamten Steuereinnahmen wurden um 2,6 Prozent höher angesetzt. Auch zum Budget wurde letztendlich keine einzige Frage gestellt.
Steuersenkung verkraftbar
Jonas Hänggi ergriff das Wort und beantragte, das Budget bei den Einnahmen natürlicher Personen gegenüber dem Vorjahr um 400000 Franken zu erhöhen und den Steuerfuss um 4 Prozentpunkte auf 120 Prozent zu senken. Er begründete dies damit, dass das Rechnungsergebnis in den vergangenen vier Jahren im Durchschnitt um rund drei Viertel Millionen Franken pro Jahr höher ausgefallen sei als veranschlagt. Zudem lägen nahezu alle Kennzahlen der Gemeinde im kantonalen Vergleich im mittleren bis guten Bereich — so etwa auch die Nettoschuld pro Einwohner. Sein Fazit: Die Gemeinde könne sich die Steuersenkung leisten. Hänggis Antrag erhielt einige zustimmende Voten, eine einzige äusserte sich kritisch, die Investitionen könnten ungemütliche Dimensionen annehmen, denn «wir Schwarzbuben wollen über uns selber bestimmen». Finanzverwalterin Monika Probst hielt dagegen und zeigte mit einer Zusammenfassung des Finanzplanes 2025 bis 2030 unter anderem auf, dass das Eigenkapital in dieser Zeit von 4,5 auf 3,7 Millionen Franken schrumpfe und die Verschuldung deutlich ansteige.
Antrag eins wurde mit 44 zu 38 Stimmen abgelehnt und die Spannung stieg spürbar. Die zweite Abstimmung ging dagegen mit 54 Ja gegen 49 Nein eher knapp zugunsten der Steuersenkung aus. Schliesslich war wohl ausschlaggebend, dass der Steuerfuss bei Bedarf jedes Jahr angepasst werden könnte. Das Budget wurde in der Schlussabstimmung mit grossem Mehr, bei acht Enthaltungen und einem einzigen Nein, angenommen.
Nach diversen Verabschiedungen, darunter jene des über Jahre in verschiedenen Chargen für die Gemeinde tätig gewesenen Patrik Vögtli, lud Präsident Philipp Muster zum Apéro ein, den man sich, wie er schmunzelnd betonte, «dieses Jahr noch leisten könne».


