Zum Weinen schöne Stimmen

Am Sonntagnachmittag präsentierte die Kantorei Solothurn in der katholischen Kirche Oberkirch in Nunningen ihr Herbstprogramm «Drop, Drop, Slow Tears», eine ergreifende Abendmusik zu Allerheiligen.

Intimer Klang aus der Werktagskapelle: Kantorei Solothurn. Foto: Thomas Brunnschweiler

Die von Markus Cslovjecsek geleitete Kantorei tröpfelte buchstäblich in kleinen Grüppchen in die stimmungsvolle, nach dem Vatikanum renovierte Kirche ein. Alle summten, erst einstimmig, dann zwei- und mehrstimmig. Während des ganzen Konzertes gab es praktisch keinen ganz stillen Augenblick, und doch hatte man den Eindruck einer grossen meditativen Ruhe. Ausser während der Lesungen der Gedichte der Solothurner Dichterin Olga Brand lag stets ein vokaler Klangteppich im Raum. Als Erstes erklang das berühmte «Drop, Drop, Slow Tears» («Tropft, tropft, langsame Tränen») des englischen Komponisten Orlando Gibbons. Damit war das Thema des Konzerts gesetzt: Leid, Trauer, Schmerzen, Zerrissenheit und Tränen. Es folgte, von Stefanie Schneider vorgetragen, Olga Brands Gedicht «Flucht». Das bekannteste Madrigal von John Bennet, «Weep, o Mine Eyes» («Weinet, o meine Augen») ähnelt in der Melodie John Dowlands «Flow My Tears». Im Madrigal «The Silver Swan» von Orlando Gibbons heisst es: «Lebt wohl, alle Freuden! O Tod, komm, schliess meine Augen.» Nach Olga Brands «Das letzte Schiff», welches das Schwanenmotiv aufgreift, erklang das moderne und eindrückliche «Tristis est anima mea» («Meine Seele ist traurig»). Es heisst: «Sie lässt die Flügel der Sehnsucht wehen / Und findet den Frieden / Im göttlichen Klang des Universums.» Das Lied stammt von Rolf Bischof (1952–2021), einem Schweizer Komponisten. Hier wurde der erste Satz vielfach wiederholt, und der Chor setzte sich in verschiedenen Richtungen in Bewegung.

Grossartige Chorleistung

In der Werktagskapelle im ehemaligen Chorraum sang die Kantorei zwei neuere Versionen von «Drop, Drop, Slow Tears», eine des englischen Komponisten Malcolm Archer (*1952) und eine der britischen Komponistin und Chorleiterin Joanna Forbes L’Estrange (*1971). Der Chor zog sich in der hintersten Ecke der Werktagskapelle zusammen und intonierte das berühmte «Flow My Tears» («Fliesst, meine Tränen») von John Dowland. Er gehört zu den bedeutenden Komponisten des Elisabethanischen Zeitalters. Olga Brands «Die Gebende» thematisiert das Sich-Verzehren des lyrischen Ichs: «Dann erst hat mein Leben Sinn — / Und — ich bin.» Die «Goldene kleine Wolke» von Pjotr Iljitsch Tschaikowski wurde auf Russisch gesungen. Sehr getragen erklang der «Earth Song» des amerikanischen Komponisten Frank Ticheli (*1958), ein Lied, das die Umweltzerstörung und den Krieg thematisiert: «Der Wind regt sich / Die verbrannte Erde schreit vergeblich / Oh, Krieg und Macht, ihr verblendet und verwischt / Das zerrissene Herz schreit vor Schmerzen.» Der Song endet versöhnlich: «Durch Dunkelheit und Schmerz und Kämpfen / Ich werde singen, ich werde sein, leben, sehen — Friede.» Nach einem weiteren Gedicht erklang zum Schluss nochmals «Drop, Drop, Slow ­Tears» mit einer wunderschönen Sopranstimme, die über dem Chor schwebte. Das A-cappella-Ensemble überzeugte auf der ganzen Linie und erntete Standing Ovations.

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