Weniger Stress bei der Tötung
Das Tierwohl ist auf dem Haselhof ein grosses Anliegen. Nebst artgerechter Haltung soll die Schlachtung mit Achtung durchgeführt werden. Aus diesem Grund werden neu die Kälber auf dem Hof getötet.
Der Weg vom Haselhof hinunter zur Hauptstrasse von Bärschwil ist steil und holprig. Diesen Weg wollte Corinne Henz ihren Kälbern nicht mehr zumuten. «Ich bin überzeugt, dass die Kälber auf dem Weg zum Schlachthof bis nach Büsserach grossen Stress erleiden müssen», sagt die Bäuerin. Doch bis im Jahr 2020 waren die Schlachtungen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb einzig für den Eigengebrauch erlaubt. Inzwischen wurde das Gesetz geändert und eine Hoftötung ist möglich, wenn die Auflagen erfüllt sind. Corinne Henz machte sich im Internet schlau und fand die Firma Platzhirsch Hofschlachtungen GmbH in Lützelflüh. Eine Hoftötung, die den Transport- und Schlachthofstress verhindert, bringe jedoch Mehrkosten für den Betrieb. «Wir machten bei unseren Stammkunden eine Umfrage, ob sie bereit wären, einen Aufpreis für das Fleisch zu bezahlen. Die Antworten waren durchwegs positiv», erzählt Corinne Henz. Nun galt es, den Ehemann zu überzeugen. Andreas Henz führt den Hof in der dritten Generation und stimmte schon bald zu: «Die Kundschaft wird betreffend Tierwohl immer sensibler. Wenn sie bereit ist, den Aufpreis zu zahlen, dann ist das sicher eine gute Idee.»
Heute Donnerstag findet nun bereits die zweite Hoftötung statt. Nebst dem Landwirt ist eine Person des Veterinäramts und Mischa Hofer von der Firma Platzhirsch dabei. Das Kalb wurde in den letzten Tagen auf einer von der Firma Platzhirsch zur Verfügung gestellten Plattform gefüttert und hat sich so an das Gestell gewöhnt. Auch am heutigen Tag wird das Kalb auf das Futtergestell abseits der anderen Tiere geführt. Während es in Ruhe frisst, setzt Hofer den Bolzenschuss und betäubt es damit. Anschliessend wird es mit einer speziellen Zugvorrichtung samt Plattform in den dafür konzipierten Schlachtanhänger gezogen und entblutet. Danach fahren Hofer und Andreas Henz das Tier zur Verarbeitung in die Metzgerei in Büsserach. Der Transport darf aus Hygienegründe nicht länger als 45 Minuten dauern. «Für mich ist das mehr als nur eine Tötung. Es ist eine Genugtuung. Das Tier verlässt stressfrei die Welt», erklärt Hofer in einem Podcast seine Motivation. Mehr als vier Tiere möchte er aber pro Tag nicht töten.
Corinne Henz ist froh, diese Lösung für die Kälber gefunden zu haben. Das Tierwohl und der respektvolle Umgang mit den Tieren liegen ihr sehr am Herzen. «Jeder Landwirt sollte eine Nichtbäuerin heiraten oder umgekehrt. Das gibt neue Inputs. Es muss nicht alles so bleiben, wie es immer war, es gibt immer noch Verbesserungsmöglichkeiten», ist sie überzeugt.
Neue Wege oder Ideen, um die Bevölkerung mit der Landwirtschaft zu verbinden, hat sie schon einige umgesetzt. Sie betreibt einen Hofladen, ist auf verschieden Social-Media-Plattformen aktiv, seit einem Jahr bietet sie drei Stellplätze für Camper an und ein Grossteil der Eier wird über ein Eierabo verkauft. «Mich beschäftigte auch, dass die getöteten Hühner, die nicht mehr genug Eier gelegt hatten, einfach in die Verbrennungsanlage kommen», erzählt Corinne Henz. Sie machte sich auf die Suche nach einer sinnvollen Verwertung und fand beim Schweizer Tierrettungspark Sikypark in Crémines einen Abnehmer. Dieser holt die getöteten Tiere ab und friert sie als Futtervorrat für die Raubtiere ein.
Weitere Infos zum Haselhof unter www.haselhof.ch