Warum Altholzinseln im Wald Sinn machen

Revierförster Josef Borer und Kreisförster Martin Roth zeigten auf einer Exkursion im Waldgebiet Littstel die Funktionen des Waldes grundsätzlich auf, rückten im Detail aber die Bedeutung der Altholzinseln als wichtigen Lebensraum für Fauna und Flora in den Vordergrund.

In seinem Element: Revierförster Josef Borers spannende Führung durch die Lebensgemeinschaft Wald. Foto: Roland Bürki
In seinem Element: Revierförster Josef Borers spannende Führung durch die Lebensgemeinschaft Wald. Foto: Roland Bürki

Um die 20 Naturfreunde folgten vor einer Woche einer Einladung von Pro Natura Solothurn, unter kundiger Führung von Revierförster Josef Borer und Kreisförster Martin Roth mehr über die sogenannten Altholzinseln zu erfahren. «Altholzinseln sind eine Ergänzung zu den Waldreservaten. Darin wird Alt- und Totholz angereichert, von dem viele höhlenbrütende Vögel, Fledermäuse sowie zahlreiche für ihre Entwicklung auf Totholz angewiesene Organismen wie Pilze, Flechten und Insekten, insbesondere Käfer, profitieren können», beschreibt Pro Natura Solothurn ihr Projekt. Deren Geschäftsführerin, die Biologin Ariane Hausammann, freute sich denn auch zusammen mit der Breitenbacher Bürgergemeindepräsidentin Beatrice Halbeisen über eine gemeinsame Vereinbarung. «Wir verzichten in den kommenden 50 Jahren in der 1,81 Hektaren grossen Altholzinsel unter dem Littstelchöpfli auf jegliche Nutzung», erklärte Halbeisen dem Wochenblatt. Pro Natura entschädige im Gegenzug die Bürgergemeinde für den Nutzungsverzicht.

Von Waldnutzung bis Altholzinsel

Revierförster Josef Borer nützte diesen traumhaften Sommerabend für einen ersten Halt am Dürbachrain, um hier den Lebensraum Wald in seinen drei Hauptfunktionen vorzustellen, als Schutzwald, als Wohlfahrts- oder Freizeitwald, einem heute grossen Problem, und als Nutzwald. «Für den Förster gilt es aktuell, den Wald zu erhalten und zu nutzen», wies Borer auf einen artenreichen Baumbestand und auf Dürrstände als Relikte des Sturms Lothar hin. «Lothar war für Waldbesitzer eine Katastrophe, für die Natur ein Segen», warf hier Kreisförster Martin Roth ein. Die Natur habe den Altholzbestand besser korrigiert als der blinde Eifer unmittelbar nach dem Sturm. Mit Blick auf den Sommerflor am Wegrand warnte der Revierförster vor dem Mulchen zur Blütezeit: «Das ist der Untergang für viele Insekten und Sommervögel wie Kaisermantel, russischer Bär oder Schillerfalter». Borers Fazit zum aktuellen Standort: «Diese Lebensgemeinschaft hier und die wirtschaftliche Nutzung passen gut zusammen.» Nicht mehr genutzt seit einem Jahr wird hingegen die anschliessend aufgesuchte Altholzinsel «Littstel». Mitten drin zwischen dürren Ästen und Stämmen erfuhren die Exkursionsteilnehmer von Martin Roth viele Details zu den Solothurner Waldreservaten und den Altholzinseln als für die Erhaltung der Artenvielfalt von Flora und Fauna wichtige Flächen: «Unser Kanton, in Sachen Wald immer ein Pionier, weist heute zehn Prozent der gesamten Waldfläche als Reservate auf, im Schwarzbubenland 1100 Hektaren.» Am Beispiel einer 120-150 Jahre alten Buche zeigte Borer auf, wie Spechte vorwiegend alte Buchen für ihre Höhlen benötigen, die dann Hohltauben, Fledermäuse, Hornissen, Wildbienen und viele andere als Nachbewohner in Besitz nehmen. «Ohne alte Buchen und den Quartiermeister Specht wäre unser Waldökosystem deutlich ärmer», ist denn beispielsweise auch im Altholzinselprogramm Hessen zu lesen.

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