Viel Wind um mögliche Richtplanänderung
In Meltingen gehen die Gegner der geplanten Windkraftanlage schon mal auf die Barrikaden. Noch bevor der Gemeinderat zur Frage der Richtplanänderung einen Entscheid fällte, erhielt er eine Motion mit 160 Unterschriften. Der Gemeinderat von Erschwil steht dem geplanten Windkraft-Projekt positiv gegenüber.

Die Aventron AG, eine Tochtergesellschaft der Primeo Energie, bringt ihr vor zehn Jahren initiiertes Windkraft-Projekt im Gebiet Meltingerberg/Käsel wieder ins Spiel. Das Projekt stiess damals in Meltingen auf Unterstützung. Der Solothurner Regierungsrat berücksichtigte es aber nicht im kantonalen Richtplan. Dies soll sich nun ändern. Windkraft-Befürworter haben die Diskussion um die Standorte neu lanciert. Der Gemeinderat von Erschwil befasste sich im März 2025 mit der Frage der Richtplan-Änderung und «steht einem Windkraft-Projekt auf den Jura-Höhen grundsätzlich positiv gegenüber», hält Gemeindepräsidentin Wally Allemann auf Anfrage dieser Zeitung fest. Der Entscheid sei aber nicht in Stein gemeisselt. «Er ist letztlich vom Mitwirkungsverfahren und der weiteren Entwicklung abhängig», relativiert Allemann.
Nicht partout gegen Windkraft
In Meltingen formiert sich Widerstand. Einige Einwohner hatten Wind davon bekommen, dass mit einer Anpassung der Rechtsgrundlagen der Weg frei werden soll für eine Windkraftanlage auf dem Metingerberg/Käsel und lancierten eine Motion, die den Gemeinderat auffordert, das Unterfangen im Keim zu ersticken. «Innert weniger Wochen hatten wir 160 Unterschriften beisammen», sagt Mitinitiant Alphons Jeger. Er hat sich sein halbes Leben für die Gemeinschaft eingesetzt, engagierte sich auch viele Jahre in der Gemeindebehörde von Meltingen und geht eigentlich davon aus, dass er selber kaum mehr betroffen wäre von den Auswirkungen der gigantischen Windränder. «Die Messdaten hatten gezeigt, dass die Anlagen 200 Meter hoch sein müssten. Dies würde in der schönen Landschaft zu einem Eingriff führen, den wir unseren Nachkommen nicht zumuten sollten». Deswegen habe er sich bereit erklärt, auf Unterschriftensammlung zu gehen. Das Engagement geschehe in erster Linie im Rahmen des Meltinger Forums Dialog. Dieses sei aus der Taufe gehoben worden zur Meinungsbildung im Dorf, nachdem die Ortsparteien verwaist seien. Jeger betont, dass man nicht partout gegen Windkraft sei, sondern nur eine ablehnende Haltung einnehme, wenn es offensichtlich sei, dass der Schaden grösser sei als der Nutzen. «Fachkreise stellen die Wirtschaftlichkeit des auf dem Meltingerberg geplanten Windkraftprojektes stark in Frage und zeigen auf, dass der Betreiber in erster Linie von hohen Bundessubventionen profitieren würde. Die Strommenge, die hier produziert werden könnte, ist enorm gering», argumentiert Jeger.
Nachgefragt bei der Exekutive von Meltingen erklärt der Ressortverantwortliche, Christoph Hänggi, dass die Projektverfasser an die Behörde herangetreten seien. «Deswegen steht nun der Antrag auf Änderung des Richtplanes im Raum. Der Entscheid ist noch offen, wir befinden uns mitten in der Diskussionsphase». Man habe sich die Argumente des Projektverfassers, aber auch des Vorstandes des Vereins «Windstill» angehört und werde voraussichtlich vor Ende Jahr zu einem Entscheid kommen. Dabei nehme man selbstverständlich die Bedenken aus der Bevölkerung ernst.
Aus der Region für die Region
Die Aventron AG weist darauf hin, dass die Region Energie brauche und es sinnvoll sei, diese Energie in der Region zu produzieren. Das Motto lautet: «Aus der Region für die Region», verdeutlicht Markus Kohler, Asset Manager der Aventron AG. Die Tochtergesellschaft der Primeo Energie AG betreibt einige Windparks in Deutschland und in Frankreich. Die Windenergie sei kostengünstig und nachhaltig und sie sei nicht abhängig von Rohstoffen. Erste Abklärungen hätten gezeigt, dass sich das Gebiet rund um den Meltingerberg optimal eigne, ein Windenergieprojekt zu realisieren und den Thierstein mit Strom zu versorgen. Die Windenergie sei in der kalten Jahreszeit, in welcher der Bedarf zunehmend und die Schweiz auf Importe angewiesen sei, eine wertvolle Energiequelle, die in Deutschland mit 30000 Anlagen und in der Schweiz erst mit 47 Anlagen genutzt werde. Weltweit gebe es 300000 Anlagen, die meisten in China und in den USA, so Kohler. Die grösste Anlage in der Schweiz stehe auf dem Mont-Soleil (Chasseral). Sie ziehe jährlich Tausende Interessierte an, davon profitiere das lokale Gewerbe.