Viel Positives bewegt

Der Chratten der Stiftung Sucht feiert sein 50jähriges Bestehen, reflektiert den Wandel und würdigt zusammen mit Vertretern der Gemeinde Beinwil das Engagement für die Gesellschaft.

Geboren am Gründonnerstag: Das Eselfohlen darf gestreichelt werden. Die tiergestützte Therapie bewährt sich. Foto: zVg
Geboren am Gründonnerstag: Das Eselfohlen darf gestreichelt werden. Die tiergestützte Therapie bewährt sich. Foto: zVg

Aus der Stadt vertrieben und auf dem Land nicht willkommen: Vor 50 Jahren war es ein schwieriges Unterfangen, eine Bleibe für suchtkranke Menschen zu finden. Basler Initianten der Stiftung Sucht gelang es 1972 in Beinwil den 50 Hektar grossen Landwirtschaftsbetrieb Chratten zu erwerben und dort mit der Idee der Selbstversorgung ein Wohnheim einzurichten. Später entschieden die Verantwortlichen, sich auf die therapeutischen Aspekte zu konzentrieren und den grössten Teil des Landes einer Bauernfamilie zu verkaufen.

Reittherapie und Esel-Trekking

So distanzierte sich der Chratten von der Nutztierhaltung und setzt heute auf Reittherapie und Esel-Trekking. Der Grundgedanke, mit der Tierhaltung und dem Anbau von Gemüse dem Alltag Struktur und Sinn zu verleihen, hat sich nicht verändert — und mit Nachwuchs bei den Huftieren oder dem Abschiednehmen von einem älteren Tier schliesst sich der Kreis des Lebens. «Im Moment freut man sich sehr, dass am Gründonnerstag bei der Geburt des Eselfohlens alles gut gegangen ist und das Streicheln des Kleinen problemlos gelingt», sagt Fridolin Wyss, Leiter des Chratten Beinwil. «Die tiergestützte Therapie bewährt sich sehr», betont Wyss. Gerade bei den wichtigen Elementen wie dem Vertrauen finden und Beziehungen knüpfen, spiele die Bindung zu den Tieren eine zentrale Rolle. Deswegen setze man nicht nur auf Schafe und Wollschweine, sondern auch auf Esel und Pferde. Diese wiederum erfreuen sich sehr guter Haltung mit ausreichend Weidegang und Spaziergängen in der Idylle des Schwarzbubenlandes. Mit dem Wandel der Zeit seien die Angebote im Chratten natürlich angepasst worden. Heute zeichnet sich die Institution mit zwölf Plätzen durch ihre flexiblen Lösungen im Bereich Auszeit und Krisenintervention aus. Geblieben ist die Ruhe und der Zweck. So hält Niggi Rechsteiner, Geschäftsleiter der Stiftung Sucht fest: «Mit einem vielfältigen Angebot hilft die Stiftung Menschen mit Substanzstörungen ihren Platz in der Gesellschaft wieder zu finden und ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben zu führen.»

Die Problematik bleibt

Politisch betrachtet zähle das veränderte Bewusstsein in der Bevölkerung, zu den wichtigsten Errungenschaften, resümiert Rechsteiner. «Am Anfang war es ein Kampf gegen die Kriminalisierung und ein Engagement für das Verständnis, dass die Sucht ihre Ursache in der Psyche des Menschen hat.» Mit der Anerkennung des Krankheitsbildes sei der Weg für Institutionen, die Menschen aus der Sucht heraus helfen wollen, etwas weniger steinig geworden. Parallel dazu habe die öffentliche Hand das Angebot an Beratungs- und Fachstellen ausgebaut. Die Problematik sei hingegen nicht kleiner geworden. Nebst der Abhängigkeit von Drogen und Alkohol hätten weitere Substanzen und deren Mischung wie auch die modernen Kommunikationsmittel (Spiel- und Handysucht) die Thematik der Sucht verschärft. Ihr Angebot und die bisherige Entwicklung wird die Stiftung Sucht bei kommenden Jubiläumsaktivitäten der breiten Öffentlichkeit zeigen, kündigt Rechsteiner an. In Beinwil sei für den 26. August ein Festanlass geplant, zu dem die Mitglieder des Gemeinderates und der Kommissionen eingeladen seien.

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