Türen für Mädchen sind offen, aber …
Die Fussball-Europameisterschaft der Frauen hat eine in dem Ausmass kaum für möglich gehaltene Euphorie ausgelöst. Ziel der EM ist auch, dass künftig jedes Mädchen, das Fussball spielen will, dies machen kann. Sind die Vereine einem möglichen Ansturm gewappnet?

In unserer Region ist der FC Breitenbach wieder einziger Verein, der eine Frauenabteilung hat. In Röschenz wagte man den Versuch, musste ihn jedoch abbrechen. Ausserhalb der Region ist der FC Aesch der nächstgelegene Verein mit einem Frauenteam.
In Breitenbach sind aktuell fünf Frauenteams gemeldet. Zwei FF-11 und je eine FF-14, FF-17 und ein Aktivteam in der 3. Liga. «Die ganz jungen Mädchen werden auf spielerische Art in den Playmakers zum Fussball geführt. Wir planen zudem auch noch ein Team in der Kategorie FF-9», erklärt Daria Jermann, die Verantwortliche für den Frauen- und Mädchenfussball in Breitenbach.
«Wir hatten einen erfolgreichen Start des Projektes mit einer Aktiv-Frauen-Equipe. Als dann mehrere Leistungsträgerinnen ausfielen, wurde es schwierig. Wir wollten neue Spielerinnen dazu holen, mussten aber feststellen, dass es noch nicht genügend fussballspielende Mädchen und Frauen in unserer Region hat», sagt Lukas Jecker, Präsident des FC Röschenz.
Beim FC Laufen heisst es, dass das Thema Frauen- oder Mädchenabteilung immer wieder Gegenstand von Diskussionen sei. «Leider sind uns durch die knappen Platzverhältnisse Grenzen gesetzt», so Sandro Rainone.
In Zwingen habe man Mädchen immer in die jüngeren Knaben-Teams integriert. «Ab den C-Junioren unterstützen wir jedoch den Wechsel zu Concordia, Breitenbach oder zu anderen überregionalen Vereinen», erklärt Sandro Schütz, Vorsitzender der Geschäftsleitung beim FC Zwingen.
In Aesch stehen die Türen ebenfalls offen. «In unserem Frauenteam, das jetzt in die 3. Liga aufgestiegen ist, nehmen wir Spielerinnen ab Jahrgang 2005 auf. Jüngere Mädchen werden in die Buben-Teams integriert», sagt Jacqueline Flubacher.
Es fehlt an Trainerinnen und Trainern
Es sei nicht nur die Infrastruktur, die dem guten Willen im Weg stünde, betont Jermann. «Im Moment ist die grösste Schwierigkeit für die vielen Mädchenteams, geeignete Trainer und Trainerinnen zu finden. Da greifen wir noch auf Eltern zurück.» Das von der Uefa lancierte Projekt «Playmakers» kann Breitenbach für 5- bis 8-Jährige anbieten, weil man sich bei der Uefa mit der Bewerbung durchsetzte.
Auch wenn man mit Garderoben und Trainingsplatz knapp ist, werden beim FC Laufen Knaben nicht bevorzugt. «Die Mädchen werden ganz normal in unsere Trainingspools integriert und erhalten die gleiche Ausbildung», sagt Rainone. «Ob die EM jetzt einen Boom auslösen wird, kann im Moment nicht beurteilt werden», erklärt Jecker. «Kurz- und mittelfristig mehr Teams im Mädchenfussball bedeutet längerfristig auch mehr Spielerinnen und Teams im Frauenfussball, was sicher ein positiver Effekt wäre.» Einen grösseren Zulauf an Mädchen müsste man auch in Zwingen genauer ansehen. «Wir haben im Eichhölzli sechs Kabinen und könnten da problemlos nach Geschlechtern aufteilen. Das Problem stellt sich bei den Trainingsplätzen», so Schütz.
Am Limit mit der Infrastruktur
In Aesch habe man noch keine Zunahme an Mädchen registriert, sagt Flubacher. «Bei uns reichen die bestehenden Garderoben bei weitem nicht aus und im Herbst/Winter haben wir zu wenig Trainingsplätze. Deshalb können wir in Aesch aktuell keine zusätzlichen Teams stellen.» Die Infrastruktur sei in Röschenz ebenfalls am Limit. «Wir haben nur zwei Garderoben. Deshalb müssen wir im Trainings- wie im Spielbetrieb auf Garderoben beim Schulhaus ausweichen. Wir sind aber in Sachen Infrastruktur mit der Gemeinde im Gespräch. Es sieht gut aus, dass wir hier eine Verbesserung erreichen», blickt Jecker der nahen Zukunft positiv entgegen. Ähnlich tönt es in Breitenbach. «Bezüglich der Kapazität punkto Garderoben sind wir, wie viele Vereine auch, nicht mehr weit von der Nutzungsgrenze entfernt. Diese Situation wurde von der Gemeinde jedoch erkannt. Sollte es wegen der EM einen Ansturm an Mädchen geben, würde es im Moment sicher noch reichen», verspricht Jermann. In Laufen beobachte man die Lage um die EM aufmerksam. «Sollte es in einem Jahrgang einen Ansturm geben, würden wir die Gründung eines reinen Mädchenpools prüfen», meint Rainone. Lukas Jecker ergänzt: «Es wird kein Junge oder Mädchen bei Interesse abgewiesen. Wir finden immer eine Lösung.» Damit dürfte er auch für alle sprechen.