Totalsperre sorgt für mehr Verkehr auf den beiden Ausweichrouten

Die Totalsperre der Bahnstrecke im Laufental zwischen Laufen und Aesch sorgt nicht nur für volle Ersatzbusse und Stau auf der H18, auch die Ausweichrouten über Nunningen und den Chall sind offenbar betroffen.

Nichts geht mehr: Wo einst Gleise waren, herrscht im Moment gähnende Leere (hier ein Bild aus Grellingen). Das wirkt sich an diversen Orten auf die Strasse aus.Foto: Martin Vögtli / ZVG

Die Totalsperre der Bahnlinie im Laufental, die noch bis Ende September andauert, bringt weitreichende Auswirkungen mit sich — auch abseits der Gleise. Obwohl ein Busersatzverkehr angeboten wird, führt die Unterbrechung im Bahnverkehr auch zu einer spürbaren Zunahme des Individualverkehrs auf der Hauptroute der H18 und offenbar auch auf den Ausweichrouten, namentlich via Nunningen nach Liestal und über den Chall via Metzerlen-Mariastein ins Leimental. Weiter verwunderlich ist dies nicht, rufen doch die Verantwortlichen von Kanton und SBB auf Plakaten dazu auf, diese Ausweichrouten zu nutzen.

In Stosszeiten spürbar

Philipp Muster, Gemeindepräsident von Nunningen, berichtet von einem spürbaren Anstieg des Verkehrsaufkommens: «Gerade zu den Stosszeiten bemerken wir deutlich mehr Verkehr. Da fahren Autos ohne Unterbruch durch das Dorf.» Zwar liegen keine offiziellen Verkehrszählungen vor, doch die Wahrnehmung in der ­Bevölkerung sei eindeutig. Ob allein die Totalsperre für das erhöhte Verkehrsaufkommen verantwortlich sei, bleibe unklar. Weitere mögliche Ursachen sieht Muster in der laufenden Hangsicherung am Passwang sowie im Ausbauprojekt der A1. «Ich denke, das kumuliert sich», sagt er.

Konkrete Massnahmen gegen den Mehrverkehr kann die Gemeinde kaum ergreifen. «Die Kantonsstrasse liegt nicht in unserer Zuständigkeit», so Muster. Auch Auswirkungen auf die Schulwegsicherheit seien bislang nicht bekannt. «Falls es dazu Hinweise gäbe, würden wir aber aktiv werden», betont er.

Messdaten zeigen Zunahme

In Metzerlen ist der Mehrverkehr nicht nur gefühlt, sondern auch messbar. Markus Probst, Bauverwalter der Gemeinde Metzerlen-Mariastein, verweist auf Verkehrszählungen, die einen Anstieg von 3500 (im Jahr 2022) auf 4200 Fahrzeuge pro Werktag (aktuell) auf der Kantonsstrasse zeigen — ein Plus von rund 20 Prozent. «Vor allem zu Stosszeiten ist der Verkehr deutlich stärker wahrnehmbar als vorher», sagt Probst. Ob die Zunahme allein mit der Totalsperre zusammenhänge, liesse sich jedoch auch in Metzerlen nicht mit Sicherheit sagen.

Die Lärmbelastung durch den erhöhten Verkehr sei im Dorf ein Dauerthema — und durch die aktuelle Situation noch akuter geworden. «An den Wochenenden sind es insbesondere die zahlreichen Motorräder und Sportwagen, die uns mit ihrem Geräuschpegel stören. Jetzt sind es auch unter der Woche nicht zwingend laute, aber dafür viele Fahrzeuge», erklärt Probst. Zwar existierten im Dorf bereits ein Flüsterbelag und eine 30er-Zone, Letztere allerdings nur auf einem Abschnitt von rund 100 Metern. Eine Ausweitung dieser Zone könnte eine mögliche Reaktion auf die veränderte Verkehrssituation sein. «Die Totalsperre hat den Leidensdruck bei manchen Anwohnenden erhöht — ich wurde auch schon direkt angesprochen», so Probst.

Bereits im März 2023 hatte Kantonsrat David Häner eine Anfrage an die Solothurner Regierung gestellt, wie die Ausweichrouten Chall und Nunningen im Hinblick auf die Sperrung entlastet werden könnten. Die damalige Antwort des Regierungsrats lautete, dass keine wesentliche Verkehrsverlagerung erwartet werde, da der Individualverkehr im Vergleich zum ÖV zu wenig attraktiv sei. Angesichts der aktuellen Verkehrssituation zeigt sich Häner aufmerksam gegenüber den Entwicklungen. Als Mitglied eines Begleitgremiums zur Totalsperre möchte er das Thema nun verstärkt zur Sprache bringen und den Austausch mit den betroffenen Gemeinden suchen. «Es gibt Hinweise auf eine Zunahme des Verkehrs — ob tatsächlich verstärkt auf Nebenrouten ausgewichen wird, muss anhand der Verkehrsdaten analysiert werden», sagt Häner. Er selbst erlebe den Mehrverkehr auf der Hauptverkehrsachse, der H18: «Letzte Woche habe ich für meine Fahrt ins Büro doppelt so lange gebraucht als sonst. Bereits schon frühmorgens ist die Strecke deutlich stärker ausgelastet.»

Weitere Artikel zu «Thierstein», die sie interessieren könnten

«Es braucht wieder eine Lösung vor Ort»
Thierstein04.06.2025

«Es braucht wieder eine Lösung vor Ort»

Die Einwohnerinnen und Einwohner der Bezirke Dorneck und Thierstein konnten bisher Pass und ID in Basel oder in Liestal verlängern lassen. Jetzt werden sie nach…
Thierstein04.06.2025

Gesucht: Innovatives Projekt

Im Gespräch mit David Häner, Jurymitglied des InnoPrix SO!, Gemeinderat von Breitenbach und Kantonsrat, wird klar: Der Stiftungsrat des Solothurner…
Die Delegierten sollten unter sich sein
Thierstein04.06.2025

Die Delegierten sollten unter sich sein

Der Gemeinderat von Breitenbach lehnt die Statutenrevision der Sozialregion Thierstein ab und äusserte Bedenken zur Rechnung 2024 des Zweckverbandes. Die…