Sein Herz schlägt für die Lourdesgrotte

Der 92-jährige Ruedi Borer entschloss sich vor sechs Jahren, die von Pflanzen und Büschen überwachsene Lourdesgrotte auf Vordermann zu bringen. Heute ist sie wieder ein Ort der Stille und Besinnung, wo Trost und Kraft geschöpft werden kann.

Mit Leidenschaft und Freude gepflegt: Ruedi Borer mit Lourdesgrotte.
Mit Leidenschaft und Freude gepflegt: Ruedi Borer mit Lourdesgrotte.

An der Ilbachstrasse, wo eine kleine Bank und eine Tafel den Eingang der Lourdesgrotte markieren, treffe ich Ruedi Borer zu einer kurzen Besichtigung. Verschlafen liegt das Dorf Erschwil und seine Kirche in der grünen Landschaft. Entlang eines Weihers steigen wir zur Grotte hoch. Majestätisch steht die Mutter Gottes in der Steinnische, zur Rechten die heilige Bernadette. «18 Mal ist der heiligen Bernadette die Mutter Gottes erschienen», raunt mir Borer zu. Zwei Dutzend Kerzen brennen zu Füssen von Maria, überall sind Blumen. Ein kleiner sauberer Weiher neben Bernadette und ein bescheidenes Eisentor ergänzen diesen heiligen Flecken. Die Grotte, auch Mariengrotte genannt, war in der Mitte des letzten Jahrhunderts von der Familie Oskar Allemann errichtet und im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten.

Die Kirchgemeinde ist die Eigentümerin der Anlage

«Als ich vor sechs Jahren die ungepflegte Anlage antraf, musste ich einfach handeln», sagt Borer. «Ich habe die Wege von Brombeeren und Unkraut befreit und überall Ordnung gemacht», fährt der ­rüstige Rentner fort. Jeden Tag ist Borer in der Anlage, zündet Kerzen an und schaut zum Rechten. Die Kirchgemeinde, spätere Eigentümerin der Anlage, lässt den Idealisten gewähren. Rundherum hat Borer grössere Farnstauden aus dem Wald geholt und gepflanzt. «Sie müssen im Frühling kommen, da blühen die ­grossen Schneeglöckchen und Osterglocken», schwärmt er mit glänzenden ­Augen. Neben diesen Pflanzen setzt er auch neue Blumen, wie Christrosen oder Sonnenhut.

Die Ehefrau 13 Jahre gepflegt

Wir setzen uns auf eine der sechs grossen Bänke, um das Gespräch fortzusetzen. «Sind Sie gläubig, Herr Borer?», frage ich ihn. Ja, gibt er zur Antwort. Meine Frage hat ihn berührt. «I bi dr Ruedi», streckt er mir spontan seine Hand entgegen. Das Eis ist gebrochen, obwohl es an diesem Dienstagnachmittag sehr kalt ist. Die Mutter Gottes habe ihm übertragen, zu diesem besinnlichen Ort Sorge zu tragen und zu pflegen. Seine liebe Frau Marta sei leider vor sechs Jahren gestorben, nachdem er sie während 13 Jahren als Parkinsonpatientin gepflegt habe. Drei Kinder, ein Mädchen und zwei Knaben, habe sie ihm geboren.

An Wallfahrten teilgenommen

Er selbst war in einer Grossfamilie mit acht Geschwistern in Erschwil aufgewachsen und zuletzt als Betriebsfachmann bei der Isola angestellt. Ruedi war im Turnverein, wanderte, kletterte und spielte sogar in der Dorfmusik Flügelhorn. Körperlich und geistig fit, ist er mit seinem Leben zufrieden und immer ­aufgestellt. Er hat auch an Wallfahrten nach Mariastein und Einsiedeln ­teilgenommen und kräftig sein Lieblingslied «Es blüht der Blume eine auf ewig grüner Au» gesungen. Schliesslich war er in der hiesigen Feuerwehr und 21 Jahre ­Feuerschauer.

Während wir plaudern, kommt eine Frau und zündet zwei Kerzen an. «Hier wurde dieses Jahr schon ein Kind getauft», weiss Ruedi zu berichten. Ebenso habe ein Adventskonzert der Dorfmusik und ein Anlass der Trachtengruppe stattgefunden. Seit die Grotte so gut gepflegt ist, kommen immer wieder Leute zu ­einem kleinen Gebet oder zu einem Augenblick der Einkehr.

«Was hast du noch für Wünsche?», frage ich ihn. «Ich möchte, dass meine Frau mir wieder zur Seite steht und ich mit ihr gemeinsam die Grotte unterhalten kann», lautet seine bescheidene Antwort.

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