Segen für die neue Motorradsaison
Traditionsgemäss lud der Motorradclub «Schwarzbueb» zur Motorradsegnung. Gut 80 Töff-Fahrerinnen und -Fahrer folgten trotz kalten Wetters der für sie wichtigen Zeremonie.

Kurz nach zehn Uhr an diesem kalten Sonntagmorgen stehen erst einzelne Motorräder auf dem Platz neben der Pfarrkirche Oberkirch. «Es kommen schon noch einige dazu», ist sich Hans-Peter Schraner, Präsident des 1990 gegründeten Motorradclubs «Schwarzbueb», ganz sicher. Vorsorglich habe sein Klub auch noch ein Zelt aufgebaut. Tatsächlich rattert und knattert es gegen halb elf Uhr immer stärker. Da reihen sich neben einem eigenwillig verlängerten Mofa, einer Vespa sowie einer Lambretta fein säuberlich die verschiedensten Motorräder auf dem Platz auf. Die Maschinen von Honda, Yamaha, Kawasaki, BMW und Suzuki scheinen still auf etwas Besonderes, Geheimnisvolles zu warten, während Grüppchen von gestandenen Töff-Fahrern noch in Töff-Latein machen. «Das gehört eben auch zur Töffsegnung», sagt Präsident Schraner und bittet die Töffgemeinde zur Andacht in die warme Kirche.
«Was bedeutet dieser Segen?», fragt Pfarrer Ignacy Bokwa, selbst einst ein begeisterter Biker, und gibt gleich eine erste Antwort. Der Segen gelte nicht den Maschinen, sondern den Menschen darauf. «Es ist zwar schön, dass sich Töff-Fahrer mit der Hand grüssen», fährt der Pfarrer fort und meint: «Wir sollten uns im Strassenverkehr wie im Leben darüber hinaus partnerschaftlich und christlich verhalten.» Es sei nämlich niemand allein unterwegs. Eindringlich ermahnt der Priester, Verkehrsregeln und Geschwindigkeiten einzuhalten und schon gar nicht sinnlos zu rasen. Der Segen solle wie eine Landkarte den richtigen, rücksichtsvollen Weg auf dem Motorrad wie auch im Leben weisen. «Aber der Segen ist keine Police, kein Amulett, keine Magie und kein Freibrief für menschliche Dummheit und er bewahrt euch nicht vor der eigenen Verantwortung», gibt Pfarrer Bokwa zu bedenken, «er lässt euch aber im Glauben an christliche Werte gefahrloser nach Hause kommen.» Nach dem Segen und dem Gebet ruft der Pfarrer die Schutzheiligen des Strassenverkehrs an, alle Fahrerinnen und Fahrer vor einem Unfall zu bewahren und sie sicher nach Hause zu geleiten. Nach dem Startschuss und aufheulenden Motoren segnet Pfarrer Bokwa der Reihe nach Maschinen und Töff-Fahrer, wechselt ein paar Worte und staunt, wie alle, über das älteste Motorrad, ein Indian Motocycle mit Jahrgang 1929. Präsident Schraner freut sich über den trotz widrigen Wetters erfreulichen Aufmarsch: «Die Segnung gehört einfach zum Leben auf dem Töff.»