Schloss Gilgenberg im Kinofieber
Noch bis zum Samstag lädt der Kulturclub Gilgenberg in sein einzigartiges Open-Air-Schlosskino ein. Zum 18. Mal führt Movie Mania in den hellen Kino-wahnsinn. Letzten Sonntagabend war es derindische Film «The Lunchbox», der berührte.

Wahnsinn!», staunt das Paar aus dem vorderen Leimental über die überwältigende Aussicht, aber auch über den vielversprechenden Blick durchs Tor in die romantisch-mittelalterliche Kino-Arena, als es nach einem steilen Aufstieg auf der Brücke zum Schloss Gilgenberg etwas verschnaufen kann. Hinter ihnen an der Eintrittskasse warten zahlreiche Besucherinnen und Besucher, meist aus der Region, um den Brückenzoll von 15 Franken zum ihrer Meinung nach schönsten Open-Air-Kino der Nordwestschweiz zu entrichten. René Croll aus Laufen etwa, ein Movie-Mania-Fan der ersten Stunde, kann dies nur unterstreichen: «So ein Juwel findet man sonst nirgends.» Der Gymnasiallehrer im Unruhestand erinnert sich noch sehr gut an den anfänglichen 8-mm-Filmprojektor mit den Filmrollen. Eine solche Rolle hat den langjährigen Filmoperateur Markus Dietler einmal in arge Verlegenheit gebracht: «Die dritte Rolle liess sich an einem Abend partout nicht mehr abspielen, sodass unsere Gäste sich auf dem unfreiwillig früheren Heimweg den Schluss selbst ausdenken mussten.» Gar ganz verzichten auf die beliebte Movie-Mania-Woche mussten die vielen Filmfreunde zu ihrem Leidwesen in den letzten zwei Jahren. «Wir schalteten eine schöpferische Pause ein und erkannten, dass es diese Filmwoche einfach braucht, ja, dass sie schlicht erwartet wird», erklärt Martin Kofmel vom Kulturclub Gilgenberg.
Dessen Mitglieder und Helferinnen wie Helfer zeigen sich an diesem Sonntagabend tatsächlich richtig schöpferisch mit ihren indischen Gewändern, Schönheitspunkten auf der Stirn oder mit den indischen Wandbehängen als Einstimmung auf den nachfolgenden indischen Film «The Lunchbox». Mit ihrem rassigen Curry, das gut aus solch einem indischen Essensbehälter stammen könnte, setzen Madleina, Nathalie und Vera noch einen drauf. Überdies hofft Vera, ihre Facebook-Einladung, hier im «Gilgenberger Taj Mahal in 1001 Farben und Düfte einzutauchen», locke noch viele Facebook-Bekannte ins Zullwiler Schloss. Die Stuhlreihen zeigen sich jedenfalls kurz vor dem Filmstart recht gut besetzt.
Ilas Liebeskost erreicht den Falschen
Es ist gegen halb zehn Uhr, als eine der Gastgeberinnen im «Indian Look» charmant Popcorn anbietet und die Gäste sich einen letzten Schluck ihres Cüplis, Biers oder Single-Malt-Whiskys genehmigen. Zeit für Operateur Markus Dietler, unter dem zunehmend funkelnden Sternenhimmel die «Lunchbox» zu öffnen. Es ist die Geschichte der vernachlässigten Ila, die mit köstlichem Essen die Aufmerksamkeit und Liebe ihres Gatten zurückgewinnen will. Leider lässt der Lieferdienst ihre tägliche Lunchbox nicht ihrem Mann, sondern dem vor der Pensionierung stehenden mürrischen Buchhalter Saajan Fernandez zukommen. Aus dessen erstem Dankesbrief an die ihm unbekannte Ila entwickelt sich eine zarte und beglückende Brieffreundschaft. Ein berührender Filmeinblick von 2013 in die indische Gesellschaft und das chaotisch-hektische Mumbai.