Retter verlorener Schlüssel
Carlo Lang war schon in verschiedensten Berufen tätig — als Postangestellter, Verkaufsberater, Leiter eines Callcenters bis hin zum Buchautor. Er bietet einen Schlüsselfundservice an und mag in seiner Arbeit als Journalist den Kontakt mit den Menschen.
Liebe Leserinnen und Leser
In den kommenden Wochen werden wir Ihnen einige Gesichter hinter den Artikeln, die Sie Woche für Woche in dieser Zeitung lesen können, näherbringen. Unsere Lokaljournalistinnen und -journalisten stehen im Mittelpunkt dieser Serie. Wir haben sie zu ihren persönlichen und beruflichen Erfahrungen, Herausforderungen und Inspirationen befragt. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und Kennenlernen unserer «Freien».
«Wochenblatt»: Wie lange arbeitest du schon für das «Wochenblatt für das Schwarzbubenland und das Laufental» und was hat dich ursprünglich dazu bewogen, dich für diesen Beruf zu entscheiden?
Carlo Lang: Seit zwei Jahren schreibe ich für das «Wochenblatt». Die Themen Druckerei, Verlag und die Entstehung von Geschriebenem haben mich schon von klein an fasziniert. Mein Vater war von 1969 bis 1998 bei der Berner Tageszeitung «Der Bund» im Auslandsressort und als stellvertretender Chefredaktor tätig. Ich hatte ihn am Wochenende ab und zu auf die Redaktion begleitet. Damals gab es noch kein Internet und so war es unglaublich spannend, wenn die Depeschenagenturen Ereignisse aus der ganzen Welt der Redaktion übermittelten. Auf selbstschreibenden Schreibmaschinen erschienen die Meldungen auf langen Papierrollen. In der Druckerei sah ich, wie der Bleisatz gesetzt wurde, und ich nahm unbedruckte Zeitungsbögen mit nach Hause, um eigene Zeitungsseiten für mich zu gestalten. Die Technik interessierte mich sehr. Einzig die Hektik, der Lärm und der spezielle Geruch in der Druckerei gefielen mir nicht so gut und das war auch der Grund, weshalb meine Berufswahl damals nicht auf den Journalismus oder das Drucken fiel.
Kannst du den Leserinnen und Lesern etwas über deinen beruflichen Werdegang erzählen?
Ende der obligatorischen Schulzeit hatte ich keine Ahnung, was ich werden wollte, und so schickten mich meine Eltern an die Wirtschaftsmittelschule nach Neuenburg, um Französisch zu lernen. Die Schule interessierte mich nicht so stark, dafür erkundete ich die Region mit dem Fahrrad, und auch in den Ferien befuhr ich einen Teil Europas mit dem Velo. Mit 40 Jahren schrieb ich diese Erlebnisse in einem Büchlein nieder. Nach der Schulzeit wusste ich immer noch nicht, was ich werden wollte und begann eine Betriebssekretär-Laufbahn bei der Post. Ich stieg bis zum Produktionsleiter im Paketzentrum Härkingen auf. Nebenbei gab ich Verkaufsschulungen bei der Migros Aare. Dies eröffnete mir einen Schulungsjob bei der Basler Kantonalbank. Aber ich möchte nicht angebunden sein, vieles interessiert mich. Und so war ich ein Jahr lang Autoverkäufer, denn ich habe grosse Freude an Autos und Motorrädern. Danach war ich Leiter in einem Callcenter und in einem Stellenvermittlungsbüro. 2007 übernahm meine Frau, die nicht Auto fährt, eine Stelle und ich blieb zu Hause und widmete mich der Pflege unseres Sohnes, der an der unheilbaren Muskelkrankheit Muskeldystrophie Duchenne litt. Denn als er nicht mehr gehen konnte und im Rollstuhl war, musste er oft zu den vielen Therapien und Arztterminen chauffiert werden. Per Zufall hatte ich die Gelegenheit, die Firma BLITZ Schlüsselfund-Service zu übernehmen und konnte diese Arbeit nachts und von zu Hause aus erledigen. Die Firma führe ich heute noch. Geht ein Schlüssel mit einer BLITZ-Plakette verloren, bringe ich diesen persönlich dem Besitzer oder der Besitzerin zurück, falls in der Nähe wohnhaft. Das ist eine sehr befriedigende Aufgabe. Nebenbei schrieb ich während sieben Jahren Artikel für ein Gesundheitsfachmagazin und bin im Vorstand des Schweizerischen Vereins für die deutsche Sprache SVDS. Als unser Sohn vor sechs Jahren starb und später unsere beiden erwachsenen Kinder auszogen, verkauften meine Frau und ich unser Haus in Aesch, wo ich auch im Sekundarschulrat war. Seit drei Jahren leben wir nun in Breitenbach.
Was sind die grössten Herausforderungen, denen du in deiner Arbeit als Lokaljournalist begegnest?
Es ist die Mischung, beim Schreiben genau auf das Thema einzugehen und trotzdem für alle Lesenden verständlich zu bleiben. Sich also nicht im Detail zu verlieren.
Welche Themen oder Geschichten interessieren dich persönlich am meisten und warum?
Geschichten von Menschen, die etwas Spezielles machen, interessieren mich am meisten. Es braucht Energie, Mut und Wissen, um etwas zu erreichen. Solche Lebensläufe faszinieren mich.
Gibt es ein besonders denkwürdiges Ereignis oder eine Geschichte, die du im Rahmen deiner Arbeit fürs «Wochenblatt» erlebt hast?
Ich staune immer wieder, wie klein die Welt ist. Schon zweimal bei einem Auftrag fürs «Wochenblatt» lernte ich jemanden kennen, der meinen Vater, der heute im Tessin lebt, kennt. Einer davon ist Heiner Hänggi aus Himmelried, ehemaliger Journalist und Korrespondent für den «Bund», der in Nunningen einen interessanten Vortrag hielt und der sich an meinen Vater als Redaktor erinnerte. Das war eine spannende Begegnung. Gut möglich, dass ich Hänggi in den Redaktionsräumen in Bern bereits einmal gesehen hatte.
Was gefällt dir am meisten an der Arbeit beim «Wochenblatt für das Schwarzbubenland und das Laufental»?
Ich finde es spannend, neue Menschen und ihre Tätigkeiten kennenzulernen. Neben dem Beruf engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich. Es interessiert mich aber auch, was diese Menschen nach ihrem Engagement weiterhin machen, zum Beispiel wenn jemand jahrelang als Gemeinderat tätig war. Wie sieht sein weiterer Lebensverlauf aus?
Was machst du in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade über lokale Ereignisse berichtest?
Ich bin leicht zu begeistern. Sehr gern bin ich mit dem Motorrad unterwegs. Ich verbinde diese Ausfahrten oft mit dem Zurückbringen von verlorenen Schlüsseln. Dabei entstehen oft persönliche, herzliche Kontakte mit den Kunden. Ich bin aber auch gerne mit dem Auto unterwegs. Ich fahre zum Beispiel gerne nachts auf den Passwang und fotografiere den Sternenhimmel. Das Fotografieren ist eine weitere Leidenschaft von mir. Diese teile ich mit meiner Frau. Zusammen besuchen wir immer wieder Fotokurse. Schliesslich nehme ich noch Russischunterricht. Diese Sprache ist sehr schwierig und ich kann kaum einen Satz sprechen, obwohl ich schon seit ein paar Jahren am Üben bin. Aber die Sprache gefällt mir sehr gut, das motiviert mich. Seit Corona habe ich eine Privatlehrerin, die mich wöchentlich eine Stunde unterrichtet. Und falls die Migros wieder einmal einen passenden Kurs anbieten wird, werde ich dort wieder einsteigen.
Gibt es eine Person, die dich besonders inspiriert hat, sei es beruflich oder persönlich?
Ich himmle niemanden an und eifere niemandem nach. Menschen, die mich motivieren und weiterbringen, inspirieren mich. Menschen, die Gutes tun und gleichzeitig fordernd sind, wie zum Beispiel der Gründer der Isolawerke, Albert Borer, faszinieren mich.