Kunst als Ausgleich
Im AZB Kulturforum stellen derzeit die Künstlerinnen Verena Geissbühler und Kathia Gutz- willer ihre Werke aus. Die Wiedergabe von Natur, Pflanzen und Tieren bildet den Schwerpunkt der Ausstellung.

Die beiden Künstlerinnen, die momentan im AZB ausstellen, sind stilistisch unterschiedlich aufgestellt. Es gibt aber markante Berührungspunkte. Sowohl Kathia Gutzwiller als auch Verena Geissbühler verstehen sich als Hobbymalerinnen, was sich etwa in den moderaten Preisen ausdrückt. Verena Geissbühler ist Beraterin im psychosozialen Bereich, Seelsorgerin und Coach. In der Kunst sieht sie einen Ausgleich zu ihrem Beruf. «Beim Malen ist Perfektion nicht mein Ziel», sagt sie, «ich möchte vielseitig und frei bleiben.» Schon als Kind zeichnete und malte sie gerne, aber erst vor etwa 17 Jahren begann sie sich die technischen Grundlagen anzueignen. «Das geht von der Bleistiftskizze bis hin zur Ölmalerei.» Tatsächlich fällt einem beim Betrachten ihrer Bilder die Bandbreite der Stile und Techniken auf. Auf den Bildern «Jazz» und «4 Seasons» fallen die roh wirkenden
Texturen auf, der pastose Auftrag der Acrylfarbe und Spuren von Kratzen und Verwischen. Die Technik ist kombiniert mit Street-Art- und Urban-Art-Elementen, die auch in der Verbindung von Text und Bild sichtbar werden. Bei der Galaxie-Serie verwendet Geissbühler Acryl, kombiniert mit Mixed Media. «Blue Galaxie» lässt sich dem abstrakten Expressionismus oder der informellen Malerei zuordnen, die jede Form auflöst und der Freiheit der Emotion huldigt. Der Schwerpunkt liegt auf der Textur, der Farbe und den spontanen Gesten. Dieses Bild erinnert an die abstrakten Werke von Gerhard Richter und Antoni Tàpies. Schliesslich zeigt Geissbühler Tierbilder, die sich durch eine expressive Darstellung auszeichnen. «Roaring Lion» wird mit energiegeladenem Pinselstrich dargestellt, der Hintergrund bleibt dagegen diffus
und fast impressionistisch. Die Farbpalette wirkt natürlich — mit Ockertönen, Braun und Weiss.
Poetisch-naturalistische Naturbilder
Diese Tierbilder, die eher Tierporträts sind, unterscheiden sich von Kathia Gutzwillers Tierdarstellungen. Diese sind naturalistisch und erinnern an Tierillustrationen und Naturstudien. So ist der Buntspecht zwar nicht fotorealistisch gemalt, aber immer noch eine naturgetreue Illustration, wobei durch den flach gestalteten Hintergrund der Specht stärker in den Fokus rückt. Da Gutzwiller seit 1980 im Natur- und Vogelschutzverein Therwil ist, sind die Vogelmotive ein wichtiger Bestandteil ihres Schaffens. Daneben finden sich viele Blumendarstellungen. Das Acrylbild von Hagebutten in einer Winterszenerie ist naturalistisch, aber leicht stilisiert. Hier stehen Licht- und Farbeffekte im Vordergrund und nicht fotorealistische Darstellung. So steht das Bild zwischen botanischer Kunst und einem poetischen Realismus, wie er sich auch in den Blumenbildern der amerikanischen Malerin Georgia O’Keeffe findet. Für beide Künstlerinnen ist die Kunst eine Herzensangelegenheit. Anders als Hobbymalerinnen, die für beliebige abstrakte Gemälde Preise im vierstelligen Bereich fordern, bleiben diese Bilder im angemessenen Spektrum. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. August zu sehen.