Rat und Tat bei Schulden

Im Auftrag des Verbands Solothurner Einwohner­gemeinden bietet die Organisation «plusminus» Budget- und Schuldenberatung an.

Sitz in Basel: Jürg Gschwend ist der Geschäftsführer von «plusminus».
         
         
            Foto: Thomas Immoos
Sitz in Basel: Jürg Gschwend ist der Geschäftsführer von «plusminus». Foto: Thomas Immoos

Jürg Gschwend, Geschäftsführer von «plusminus» in Basel, gibt Auskunft über seine Tätigkeit, die auch der Bevölkerung aus dem Thierstein offensteht.

«Wochenblatt»: Jürg Gschwend, «plusminus» hat seinen Sitz in Basel. Wie kommt es, dass Ihr Verein auch den Thiersteinern zur Verfügung steht?

Jürg Gschwend: Wir haben seit 15 Jahren eine Leistungsvereinbarung für die Beratung von Ratsuchenden aus dem Bezirk Thierstein. Früher lief der Leistungsauftrag über den Kanton Solothurn und einen Subvertrag mit der Schuldenberatung Aargau-Solothurn. Seit diesem Jahr läuft dies über den Verband Solothurner Einwohnergemeinden via Schuldenberatung Aargau-Solothurn. «plusminus» erhält jährlich rund einen Franken je ­Einwohner. Dafür stehen wir der Thiersteiner Bevölkerung bei Fragen rund um Budget und Verschuldung mit Rat und Tat zur Seite.

Und was ist mit den Dorneckern Gemeinden?

Diese haben eine Leistungsvereinbarung mit der Fachstelle für Schuldenfragen Basel­land abgeschlossen. Deren Anlaufstelle befindet sich in Liestal.

Ihr Sitz befindet sich mitten in Kleinbasel, an der Ochsengasse 12. Ist das nicht etwas abgelegen für einen Ratsuchenden, beispielsweise aus Beinwil oder Kleinlützel?

Nicht wenige der Ratsuchende aus dem Bezirk Thierstein arbeiten in der Nähe von Basel und kommen vor oder nach der Arbeit zu uns. Bei Bedarf bieten wir auch Beratungstermine an Randzeiten an. Und einiges lässt sich ohne weiteres auch per Telefon oder E-Mail erledigen.

Kommen die Ratsuchenden auf Anordnung von Ämtern zu Ihnen oder von sich aus?

Uns ist wichtig, dass die Ratsuchenden aus freien Stücken in die Beratung kommen. Ämter spielen aber eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Verschuldete auf unser Beratungsangebot aufmerksam zu machen.

Was führt Menschen in die Verschuldung, aus der sie oft nur schwer herauskommen?

Fast immer sind es einschneidende Ereignisse, die Menschen in die Überschuldung führen: Arbeitslosigkeit, Trennung oder Scheidung, eine psychische oder physische Erkrankung, eine Suchterkrankung — auch Spiel- oder Kaufsucht — oder auch eine gescheiterte Selbstständigkeit.

Wie läuft ein Erstgespräch vor Ort normalerweise ab?

Wir erkundigen uns nach dem Anliegen und der Situation der Ratsuchenden, erstellen ein erstes Budget und verschaffen uns bei Verschuldung einen ersten groben Überblick über die Schuldensituation. Weiter klären wir mögliche Ansprüche ab. Dabei stellen wir fest, dass den Ratsuchenden oft nicht bewusst ist, dass sie Ansprüche auf gewisse Leistungen haben. Zu nennen wären etwa Ergänzungsleistungen, Prämienverbilligungen oder Sozialhilfe.

Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich im Moment besonders konfrontiert?

Wegen der steigenden Energiekosten sind in der Wintersaison 22/23 die Heizkosten höher ausgefallen. Viele Mieterinnen und Mieter müssen deshalb Nachzahlungen zu den Akontozahlungen leisten. Für Menschen mit knappen Finanzen kann das schnell zu einem Problem werden. Das gilt im besonderen Masse für jene, die sich zusätzlich noch mit einer Mietzins­erhöhung konfrontiert sehen.

Welche Möglichkeiten haben Menschen ohne Aussicht auf eine Schuldensanierung?

Sie haben die Wahl zwischen einem Privatkonkurs oder einem Leben mit Schulden. In der Beratung klären wir, welcher Lösungsweg in deren Situation sinnvoll ist. Für Menschen ohne Perspektive auf Schuldenfreiheit könnten sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen in drei bis fünf Jahren spürbar verbessern. Im letzten Jahr wurde ein Gesetzesvorentwurf erarbeitet, der unter anderem ein neues Verfahren für hoffnungslos Verschuldete vorsieht. Gemäss diesem Vorentwurf würden allfällige Vermögenswerte sowie pfändbares Einkommen während vier Jahren an die Gläubiger gehen. Danach würden die noch verbleibenden Schulden erlassen, sofern es sich nicht um Forderungen handelt, die von der Restschuldbefreiung ausgenommen sind.

Anlaufstelle für Ratsuchende

tim. «plusminus» ist ein privater Verein, der von der Christoph-Merian-­Stiftung und der Caritas beider Basel getragen wird.

Der Verein bietet unter anderem Budget- und Schuldenberatung an. Seinen Sitz hat er an der Ochsengasse 12 in Basel. Erreichbar ist diese Anlaufstelle für Ratsuchende jeweils zu den Bürozeiten über Tel. 061 695 88 22 oder per E-Mail info@plusminus.ch.

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