Niemand schaffte das absolute Mehr

Sibylle Jeker landete bei den Regierungsratswahlen auf dem vierten Platz, Daniel Urech auf dem achten Platz. Beide treten nochmals an. Es dominieren parteipolitische Überlegungen. Was bedeutet dies für den Kanton der Regionen?

Das Schwarzbubenland soll weiterhin in Solothurn vertreten sein: Sibylle Jeker und Daniel Urech während des Wahlsonntags in Solothurn. Foto: Hanspeter Bärtschi

Noch nie gab es so viele Regierungsratskandidierende, zugleich mussten die Parteien bei der Stimmbeteiligung ein Rekordtief hinnehmen. «Jede Stimme zählt, Du hast die Wahl…» Die Parteien rührten die Werbetrommel, was das Zeug hielt — und doch wollte die Mehrheit der Solothurner Stimmberechtigten von den Wahlen nichts wissen. Nur ein Drittel aller Stimmberechtigten machte von seinem demokratischen Recht Gebrauch. Die meisten Wahlzettel landeten im Altpapier statt in der Urne zur Auszählung. Die Parteileitungen haben noch etwas Zeit, über die Bücher zu gehen, und sich für den zweiten Wahlgang eine bessere Strategie zurechtzulegen. Wahltag ist Zahltag und dieser ist für den 13. April terminiert. Es werden jene Parteien das Rennen machen, die besser mobilisieren können. Dabei gilt: Jeder gegen jeden.

Keine Kandidatin, kein einziger Kandidat schaffte das absolute Mehr, obwohl die Parteien mit drei Bisherigen angetreten waren. Auch das ist neu: Nach dem ersten Wahlgang sind die fünf Sitze im Regierungsrat unbesetzt. Die Ausgangslage für den zweiten Wahlgang bleibt die selbe: Alle acht Kandidierenden treten noch einmal an.

Solothurn ist der Kanton der Regionen. Die ausgewogene Vertretung der Regionen in der Regierung half bisher, den Kanton zusammenzuhalten. Für das Schwarzbubenland buhlen nun also weiterhin zwei Kandidierende um die Nachfolge des FDP-Regierungsrates Remo Ankli: Die Thiersteiner Kantonsrätin und Präsidentin des Forums Schwarzbubenland, Sibylle Jeker, und der Dornacher Gemeindepräsident Daniel Urech, der ebenfalls im Vorstand des Forums sitzt. Jeker landete auf dem vierten Platz und schnitt von den neuen Kandidierenden am besten ab. Zudem verbuchte ihre Partei, die SVP, bei den Kantonsratswahlen einen Grosserfolg. Sie konnte die Anzahl Sitze von 21 auf 25 ausbauen. «Im Schwarzbubenland konnten wir den Wähleranteil sogar um fünf Prozent auf 29 Prozent ausbauen», freut sich Jeker. Ihrer Meinung nach ist damit klar, dass die SVP Anspruch auf einen Sitz in der Regierung hat. Ausserdem könne sie die Scharnierfunktion zwischen dem Schwarzbubenland und der Agglo Basel bürgernah umsetzen, sagt Jeker und gibt zu bedenken: «Für den Kanton ist es elementar und zukunftsweisend, dass das Schwarzbubenland weiterhin in der Regierung vertreten ist.»

Die Grüne Partei verlor einen Sitz im Parlament, hat einen Wähleranteil von zehn Prozent und trotzdem erhebt sie Anspruch darauf, weiterhin in der Regierung vertreten zu sein. Daniel Urech soll die Nachfolge der abtretenden Regierungsrätin Brigit Wyss antreten. Urech habe von allen Kandidierenden weit über die eigene Parteibasis hinaus Stimmen geholt. «Dies weil Daniel Urech mit seiner Kompetenz weit über das links-grüne politische Spektrum hinaus Vertrauen geniesst», hält die Parteileitung der Grünen Partei in ihrer Medienmitteilung fest. In der Heimat ist dieses Bild durchzogen. Im Thierstein landete Urech nur gerade auf Platz sechs, während Jeker von allen Kandidierenden die meisten Stimmen erhielt und Platz eins belegte. Im Dorneck hatte Urech die Nase vorn und Jeker kam auf den dritten Platz.

Kantonsweit erhielt Sibylle Jeker 28799 Stimmen, Daniel Urech kam auf 22747 Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 32351 Stimmen. Die amtierende Baudirektorin Sandra Kolly (Mitte Partei) verbuchte 32138 Stimmen, die Vorsteherin des Departements des Innern, Susanne Schaffner (SP) erhielt 30187 Stimmen und Finanzdirektor Peter Hodel (FDP) kam auf 28799 Stimmen. Damit lag Sibylle Jeker nur gerade 153 Stimmen hinter einem bisherigen Regierungsratsmitglied. Der fünfte Platz ging an Gewerkschafter Mathias Stricker von der SP, er holte 25062 Stimmen. Der zweite Kandidat der Mitte, Edgar Kupper, Biobauer und Geschäftsführer des Solothurner Bauernverbandes, verbuchte 24489 Stimmen und lag damit vor dem zweiten Kandidaten der FDP. Marco Lupi kam nur auf 23228 Stimmen. Der Freisinn war einst die stärkste Kraft im Kanton Solothurn und stand vor der Frage, ob er aufs falsche Pferd gesetzt hatte. Die FDP-Delegiertenversammlung vom Montagabend wollte aber nichts wissen von einem Kandidatenwechsel und steigt nochmals mit Lupi ins Rennen.

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