Nicht ganz jugendfrei
Auch unscheinbarste ein-heimische Käfer habeneinen unglaublichenSex-Appeal, wenn man sie unter der Lupe betrachtet.
Nicht ganz jugendfrei war der Vortragsabend des Naturschutzvereines Gilgenberg von letzter Woche in Nunningen. Denn was der Insektenforscher Matthias Borer da an Käfern zeigte, hätte genauso gut einem Horrorfilm entspringen können. Mit dem gravierenden Nachteil, dass diese gruselig-faszinierenden Tiere keine Fantasieprodukte sind, sondern tatsächlich frei draussen herumlaufen und auf ihr nächstes Opfer lauern.
Borer forscht am Naturhistorischen Museum Basel über Käfer. Dabei reist er in der ganzen Welt herum und findet auch in der Nordwestschweiz wunderbare Exemplare. Er untersucht, wie sich Käfer ausbreiten und sich im Verlauf der Evolution entwickeln.
Am Vortragsabend zeigte er faszinierende Grossaufnahmen von Käfern. Klar weiss man, dass es in exotischen Ländern auch exotische Insekten gibt. Doch Borer konnte mit seinen Bildern zeigen, dass auch unsere einheimschen Käfer Starpotenzial haben, wenn man nur genau hinsieht.
So der Schwarze Stachelkäfer. «Er ist in der Region auf Magerwiesen sehr häufig. Man muss nur mit einem Netz über die Gräser streichen, um ihn zu fangen», erklärt Borer. Es ist gut möglich, dass man das 3 Millimeter grosse schwarze Tierchen schon gesehen hat. Von blossem Auge ist es sehr unscheinbar. Doch zückt man die Lupe, sieht man erst, welch gruselige Stacheln es hat. Glücklicherweise frisst der Stachelkäfer nur Gras. Seine Larven leben in Grasstängeln und beim Fressen macht er knapp unter der Oberfläche langeGänge.
Immer wieder zeigte Borer, wie sehr die Käfer ihrem Lebensraum angepasst sind. So zum Beispiel beim Schaufel-käfer. Er hat sehr lange, schaufelartige Mundwerkzeuge, mit denen er die Häuschenschnecken aus ihrem Häuschen ziehen und dann fressen kann. Als Gärtnerin ist man ihm dankbar, dass er auch Nacktschnecken frisst. Nun fragt man sich sofort, wie er sich gegen den Schneckenschleim schützen kann. «Käfer haben ihre Atemöffnungen nicht am Kopf, sondern seitlich am Leib. Der Schaufelkäfer kann nun seine Flügel-deckel herunterschieben und die Atemlöcher zudecken. So sind sie vor dem klebrigen Schneckenschleim geschützt», erklärte Borer.
Borer stellte einige «sehr schicke Arten» vor, wie er sie nannte. Und es gab einen Teil seines Vortrages, den man einfach geniessen konnte: wunderschöne Fotos von Stacheln, schillernden Beinen und gar haarigen Käferpanzern.