Namen sind mehr als Schall und Rauch

Die alten Dorfnamen mit ihrer langen Geschichte scheinen die heutigen Menschen richtiggehend zu faszinieren. Der Verein Dorfmuseum Nunningen wurde an der sonntäglichen Vernissage seines neuen Buches «Nunniger Dorfnämme» von Besuchern förmlich überrannt.

Genugtuung: Die beiden Autoren Liliane Müller-Hänggi und Albert Pflugi freuen sich nach vier Jahren harter Arbeit über die grosse Nachfrage nach ihrem Werk. Foto: Roland Bürki
Genugtuung: Die beiden Autoren Liliane Müller-Hänggi und Albert Pflugi freuen sich nach vier Jahren harter Arbeit über die grosse Nachfrage nach ihrem Werk. Foto: Roland Bürki

Nein, so viele Vernissage-Gäste haben wir nie erwartet», bemüht sich Ambros Hänggi, Präsident des Vereins Dorfmuseum Nunningen, kurz vor zehn Uhr an diesem Sonntagmorgen um zusätzliche Stühle. Die Cafeteria im Alters- und Pflegeheim Stäglen ist denn auch bis auf den allerletzten Platz besetzt, als das Fagott-Trio «Legni Bassi» mit Melchior Francks «Intrada» die angesagte Buch-Vernissage feierlich eröffnet. «Das Buch fühlt sich sehr gut an und ist im Blick ganz speziell», wiegt der humorvoll moderierende Präsident des Dorfmuseums das gefällig aufgemachte Buch in der Hand und freut sich über ein «stimmiges Produkt», das aus einem «Riesenprojekt» entstanden sei. Grundsätzlich sei das Buch eine Chronik über 300 Dorfnamen, angereichert mit amtlich dokumentierten Geschichten und Begebenheiten.

«Sind Namen eigentlich wichtig für unser Leben oder sind sie nur «Schall und Rauch», wie in Goethes Faust nachzulesen ist?», fragt sich Regierungsrat Remo Ankli in seiner Grussadresse, um die Frage auch gleich zu beantworten. Der Name sei für den Menschen von existentieller Bedeutung, weil er Träger seiner Identität sei. «Dorfnamen bieten einen willkommenen Ausweg, wenn Vor- und Familiennamen zur Identifikation nicht ausreichen», so der Regierungsrat, der den beiden Autoren Liliane Müller-Hänggi und Albert Pflugi, beide im Vorstand des Museums Nunningen, grossen Respekt für ihre vierjährige Forschungsarbeit zollt. Arbeit, welche laut Ambros Hänggi viel Zeit erforderte für den Besuch von Archiven, für das Entziffern der machmal kaum lesbaren Kurrentschrift in deutschen und lateinischen Quellen und last but not least für die Befragung älterer Leute. «Die Arbeit hat uns manchmal an die Grenzen gebracht», bekennen die beiden Autoren in ihrem Rückblick, «doch viele Aufsteller und die Unterstützung der Bevölkerung liessen uns nie aufgeben.» Etwas vom «Wunderbarsten» sei das Entstehen des Buches in Druckerei und Buchbinderei gewesen, strahlt Müller-Hänggi.

Nunninger Pionierarbeit

Dann steht die ganze Cafeteria Kopf, als Dr. Markus Gasser, Nunninger Bürger und Redaktor der SRF-Mundartsendung Schnabelweid, das Dorfnamen-Register, einen echten Zungenbrecher, zu «räppen» beginnt. «Lesen Sie das Buch!», fordert Gasser auf, «es ist eine gründliche Nunninger Pionierarbeit, die grössten Respekt verdient.» Gasser hat recht. Die beiden Autoren haben nach Pflugis erster Präsentation von rund 120 Dorfnamen Ende 2011 im Museum im Buch jetzt über 300 Dorfnamen für alle die Hänggi, Gasser, Häner, Stebler oder Fellmann zusammengetragen. Da sind sie – grafisch perfekt dargestellt – zu finden, etwa der «Gregorishansenjörgen», der «Blindhansenjohannshans», der «Ludeliseppendurslijoggi» oder dann Fotos und Geschichten, welche sich beispielsweise um den «Läder Hänggi» oder den «Proporz Hänggi» ranken. Kein Wunder ist der Andrang am Schluss enorm, alle wollen die 40 Franken hinblättern für ein Buch, das laut Ambros Hänggi eigentlich gut und gerne seine 80 Franken wert ist.

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