Musik und Show harmonieren — dem guten Ton sei Dank
Erschwil liess theatralisch und musikalisch hochstehend nach einem verlorenen Ton suchen. Könnte ihn die Brass Band verloren haben? Wo ist er jetzt? Der Bruder von Indiana Jones, Jacques Jones, machte sich mit Witz und Professionalität auf die abenteuerliche Suche.
Eines vorweg: Das Spektakel rund um einen verlorenen Ton war überwältigend! Orchester und Theater spielten in perfekter Symbiose — hochprofessionell, sehr humorvoll und zum Teil mitten im Publikum, das am Freitag und Samstag zweimal zahlreich erschienen ist. Es wurde durch eine perfekte Klangwelt der Brass Band und durch viel Witz und fantastisch gespielten Figuren verwöhnt. Gemeinderätin Sabine Ryser als rosaroter Panther und Landwirt Andreas Wyss aus Fehren als Jacques Jones lösten im Publikum viele, ja sehr viele Lacher aus. Und am Schluss wurde es in doppelter Weise ziemlich emotional.
Martin Altenbachs letztes Konzert
Martin Altenbach aus Rodersdorf ist in seiner 18-jährigen Tätigkeit als Dirigent der Brass Band Erschwil halber Erschbler geworden. Er liebt die Musikerinnen und Musiker der Brass Band, und sie lieben ihn. Trotzdem sei es an der Zeit, meinte Altenbach sichtlich gerührt, wieder mehr Zeit fürs Musizieren aufzuwenden. Er spielt leidenschaftlich gerne Schlagzeug, was er in einem Stück demonstrierte, und er trifft auch auf dem Keyboard und der Tuba die Töne. Ihm zu Ehren spielte die Brass Band «Flying the Flag» von Paul Lovatt-Cooper, ein Stück extra komponiert für den abtretenden Dirigenten. Augen wurden feucht.
Die Brass Band Erschwil begeisterte mit der bekannten Indiana-Jones-Erkennungsmelodie «The Raiders’ March» von John Williams, mit dem «The Pink Panther Theme» von Henry Mancini, der «Gilberte de Courgenay» von Hanns In der Gand (Ladislaus Krupski), mit «The Phantom of the Opera» von Andrew Lloyd Webber, mit «Happy» von Pharrell Williams oder mit Ohrwürmern der britischen Popgruppe Queen — dort überraschenderweise auch einmal gesungen. Die Brass Band Erschwil, gegründet vor 125 Jahren, habe damals öfter auch gesungen. Ein Medley aus verschiedenen bekannten Stücken wurde, wie ein musikalisches Chaos wirkend, perfekt gespielt. Es gab Soloeinsätze einzelner Musikerinnen und Musiker und Fragmente von Bekanntem. Ausgelöst wurde dieses Chaos durchs Schreddern statt Kopieren von Noten: Jacques Jones verwechselte unglücklicherweise die Geräte. Der rosarote Panther mahnte am anderen Ende des Saals auf einer zweiten Bühne das Orchester zur Sachlichkeit, schliesslich sei das «Wochenblatt» hier, und man wolle nicht negativ in der Zeitung erscheinen.
Andreas Wyss als Bruder von Indiana Jones, der rosarote Panther, der Tondieb und alle anderen Laienschauspielerinnen und -schauspieler spielten ihre Rollen in Höchstform — und unglaublich witzig. Und dass der Panther in der Samstagvorstellung zu einer Bass-Triangel kam und so in der Brass Band kurz mitspielte, überraschte ihn genauso wie das Publikum. Jacques Jones’ Aussehen, seine Schlagfertigkeit, seine unglaublichen Sprachkenntnisse (nur Latein konnte er nicht, dort half gekonnt der Dirigent weiter), seine Textsicherheit inklusive seiner Improvisationen, das Spielen mit dem Publikum, seine Witze und sein Charme, all das machte ihn zum von allen geliebten Protagonisten, der am Schluss den gesuchten Ton gefunden hat: Der Ton zur göttlichen Harmonie ist der gute Umgangston untereinander.