Mit Chor- und Orgelklängen in die Karwoche
Ein berührendes und hochstehendes Musikerlebnis durften am Palmsonntag die Gäste der Kirche Erschwil erleben. Sie lauschten den Psalmliedern mit Orgelbegleitung von Johann Michael Haydn.

Mit dem blinden Organisten Sébastien Linder aus Durmenach-Waldighoffen verpflichteten der regionale Kammerchor Laufental-Thierstein und der Atout-Chœur Saint-Louis einen aussergewöhnlichen und ausgewiesenen Organisten. Sie setzten damit in der Karwoche ein berührendes Signal ihres gemeinsamen Musizierens. Wohl niemand in der Kirche hätte in Anbetracht des perfekten Zusammenspiels vermutet, dass der Organist hoch oben auf der Empore ohne Noten und ohne auf die vielen Tasten und Registerzüge schauen zu können, derart virtuos Orgel spielte. Als hätte sich die Brosy-Orgel die österliche Stimmung verinnerlicht, tönte sie noch reiner und lieblicher, als sie das sonst schon tat. Die Dirigentin Claire Decaux kommunizierte mit Handzeichen über den Kollegen Guillaume Überschlag, der bei Linder sass und ihm die Einsätze übermittelte.
Unten beim Altar standen 43 Sängerinnen und Sänger und sangen Auszüge aus dem Responsorium von Johann Michael Haydn. «Meine Seele ist betrübt», erklang aus dem Rund der Kirche Erschwil. Wunderschön die Musik, feierlich die Stimmung unter den vielen Gästen, die von der Musik berührt waren. Louisa Behr umrahmte die Chorgemeinschaft mit feinen Tönen auf ihrem Kontrabass. Mit sensiblem Gespür spielte Sébastien Linder, die Orgel blieb im Hintergrund und war doch immer voll präsent. Ergreifend auch die Passage «Mein geliebtes Leben», das die beiden Chöre kräftig und ausdrucksvoll intonierten. Die Dirigentin Claire Decaux vom Konservatorium Saint-Louis verstand es ausgezeichnet, die Sängerinnen und Sänger zu einem grossen Chor zusammenzuschweissen.
Zur Auflockerung spielte auf der Empore ein Bläserquartett einige Psalmausschnitte aus dem gleichen Haydn-Werk. Kräftige Trompeten- und Posaunentöne erfüllten den Kirchenraum und hinterliessen einen prägenden Eindruck. Für eine weitere gelungene Einlage sorgte Sébastien Linder, der auf der Orgel das Adagio h-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart wiedergab. Silbrig und rein erklangen die einzelnen Pfeifen, die zauberhaften Tonfolgen waren schlicht ein Genuss. Mit einem würdigen Psalm beendeten die beiden Chöre die Leidensgeschichte von Jesus. Ein warmer und herzlicher Beifall wurde den Sängern und Musikanten beschieden, die ein anspruchsvolles Werk musikalisch perfekt inszeniert hatten.