Klangpreziosen von gestern

Alte Plattenspieler, Phonographen, Musikdosen, Drehorgeln und vieles mehr wurden im Industriemuseum anlässlich einer Sonderausstellung gezeigt, vom Sammler Werner Kohler erklärt und sogar in Betrieb gesetzt.

Das waren noch Zeiten, als man auf dem Sofa Platz nahm, das alte Grammophon mit Trichter aufzog, die Schellackplatte auf den Teller setzte, den schweren Tonkopf vorsichtig absenkte und andächtig den «Vier Jahreszeiten» von Vivaldi lauschte. Just solche Geräte brachte Werner Kohler ins Industriemuseum, um sie am Samstagnachmittag den Besucherinnen und Besuchern in Breitenbach vorzustellen. Besonders stolz war er auf den Edison-Phonographen, der mit einer Walze und einer Schalldose versehen war. Das Prinzip, Schallwellen in mechanische Spuren umzuwandeln, galt als Wunder des 19. Jahrhunderts!

Wer das «Guggerzytli» hören wollte, liess sich von Kohler das Symphonium in Betrieb setzen. In einer Holzschatulle drehte sich eine gelochte Blechplatte, die über eine Mechanik Stahlzungen zum Vibrieren brachte und die Melodie erzeugte. Durch Hinzukaufen von Lochplatten konnte sich vor 120 Jahren der gut betuchte Musikfreund ein beachtliches Repertoire anlegen. Unter den Kostbarkeiten befand sich sogar eine Schweizer Boegli-Taschenuhr mit integrierter Spieldose, die den Besitzer auf liebliche Weise ans Tagwerk erinnert. Wie Kohler erwähnte, wurden auf Walzenspieldosen bis zu 40000 Stifte angebracht. Eine Heidenarbeit, wenn man bedenkt, dass alles von Hand und auf den Millimeter genau verrichtet werden musste. In Sainte-Croix werden noch heute solche Spieldosen hergestellt.

Der bald achtzigjährige Werner Kohler ist nicht nur ein begeisterter Sammler, sondern auch ein begnadeter Bastler. Er repariert alle Geräte selbst und erweckt sie als gelernter Elektroniker wieder zum Leben. Während er die Besucher mit seinen Klangpreziosen unterhielt, ratterte im vorderen Teil des Museums der 120-jährige Webstuhl, der gleichzeitig 30 Seidenbändchen ausspucken kann. Wie Willi Thalmann, Vizepräsident des Museumsvereins, darlegte, florierte im 17. Jahrhundert die Seidenbandweberei, auch Posamenterei genannt, im Baselbiet und war damals ein wichtiger Erwerbszweig für die Heimarbeiterinnen. Thalmann wusste schliesslich auch Interessantes über die Produktion von Uhren und Kunststoffkomponenten der Firma Brac zu erzählen.

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