«Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne»

Der 10. Januar 2017 dürfte in die Annalen der Gemeinde Beinwil eingehen. An diesem verschneiten Dienstag leitet der «Beibler» Remo Ankli im Solothurner Rathaus seine erste Regierungsratssitzung als Landammann.

Der Countdown läuft: Noch genau 13 Minuten bleiben dem neuen Landammann, hier in seinem Büro, bis zum Start der Sitzung. Foto: Roland Bürki
Der Countdown läuft: Noch genau 13 Minuten bleiben dem neuen Landammann, hier in seinem Büro, bis zum Start der Sitzung. Foto: Roland Bürki

Die Bahnfahrt durch die verschneite Juralandschaft, der Spaziergang durch die weiss überzuckerte Solothurner Altstadt zum historischen Rathaus und der freundliche Empfang durch den in vollem Ornat seines Amtes waltenden Standesweibel Ueli Lisser lassen diesen Dienstag im und um das Regierungsratszimmer etwas unwirklich, ja märchenhaft erscheinen. Immerhin grenzt es auch fast an ein Märchen, dass der Solothurner Regierungsrat seit über 100 Jahren die Türe zu seinen Sitzungen für Bürgerinnen und Bürger offenhält. Was in der Schweiz zwar ein sehr beachtenswertes Unikum ist, in der Regel aber eher selten interessierte Besucher anzieht, wie ein Blick ins Gästebuch zeigt.

«Ich komme Sie dann holen», versichert Standesweibel Lisser Punkt 8.30 Uhr den beiden auf einem speziellen Bänkli wartenden Gästen, dem Dornacher Kantons- und Gemeinderat Daniel Urech sowie dem Wochenblatt-Journalisten, bevor er die Türe zum Regierungsratszimmer schliesst. «Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne», begrüsst dort Landammann Remo Ankli seine Ratskollegin und -kollegen, Staatsschreiber Andreas Eng sowie die Medienbeauftragte Andrea Affolter mit Worten von Hermann Hesse, wie er nach der Sitzung verrät. Er habe damit das noch junge neue Jahr angesprochen, keine Veränderungen im Ratsbetrieb in Aussicht gestellt und sich dankbar für jegliche kollegiale Unterstützung gezeigt. Nach dieser kurzen Ansprache und einigen internen Informationen ist es so weit: Der Standesweibel bittet die beiden Zuhörer auf die Biedermeier-Gästebank im Kabinett des Regierungsrates zu Kaffee und Mineralwasser. Dies unter den gestrengen Augen der solothurnischen Schultheissen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, deren Porträts die dunkel getäferten Wände säumen.

Auch das Schwarzbubenland kommt zum Zug

Gleich zu Beginn kann Landammann Remo Ankli mit sichtlicher Freude den Dornacher Kantons- und Gemeinderat Daniel Urech (Grüne) als solothurnischen Notar vereidigen und ihm dazu gratulieren.

Mit Interesse stellt Urech dann fest, dass der Regierungsrat seinen etwas umformulierten Auftrag zur «konsequenten Wiederverwendung von Steinen im Strassenbau» etwas später als erheblich erklärt und zudem 310000 Franken an Umbau und Renovation des Dornacher Hotels Krone spricht.

«Unschön», sagt hingegen Baudirektor Roland Fürst zu einem notwendigen Nachtragskredit von 7,8 Millionen Franken an die Gesamtsanierung Passwangstrasse Nord, das der Rat zuhanden des Kantonsrates verabschiedet. Dennoch herrscht am Tisch eine auffallend gelöste Stimmung, in der neben ernsten Voten schon mal auch herzlicher Humor durchschlägt. Und dies im vertrauten Dialekt und in kollegialer Du-Form.

Schliesslich stellt Remo Ankli mit Blick auf eine Interpellation gut ausgebildete Schulleitungen und entsprechend gute Schulen im Kanton fest: «Die vor elf Jahren lancierte teilautonome geleitete Schule funktioniert.»

Die Ankündigung nicht öffentlicher Geschäfte bedeutet dann für den Wochenblatt-Journalisten und den Notar Abschied nehmen von einem Regierungskollegium, das mit seinen Bürgern im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe verkehrt. Etwas, das die Beinwiler seit je an ihrem Remo so sehr schätzen.

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