Heimlicher Waldbewohner

An der forstlichen Jahresversammlung Dorneck-Thierstein referierte Darius Weber über das Wesen und die Lebensweise der Wildkatze. Sie ist im Blauenberg und Stürmen zu Hause.

Fotofalle: Wildkatze reibt sich an der Dachlatte.
Fotofalle: Wildkatze reibt sich an der Dachlatte.

Sie ist ein Einsiedler, lebt in dunklen Wäldern und ist äusserst scheu. Die Rede ist von der Wildkatze, die im nördlichen Laufental und im Jura noch heimisch ist. Sie ist auf den ersten Blick kaum von den Hauskatzen zu unterscheiden. Auffallend sind der buschige Schwanz mit stumpfem Ende und die schwarzen Kringel. Sie hat einen breiten Kopf und ein verwaschenes, getigertes Fell. Weitere Merkmale sind die fleischfarbene Nase und die weissen Schnurrhaare.

«Vor 160 Jahren war die Wildkatze fast ausgerottet», berichtet der Biologe Darius Weber an der forstlichen Jahresversammlung Dorneck-Thierstein. Die Jäger hätten die Katze gnadenlos verfolgt und dabei behauptet, sie reisse kleine Rehkitze. Dabei frisst die Wildkatze nur Mäuse und ist äusserst wertvoll für das Gleichgewicht des Waldes. Sie verbreitet keine Krankheiten und richtet auch nirgends Schaden an. Heute dürfen die Wildkatzen nicht mehr gejagt werden, sie sind einzig Opfer des Strassenverkehrs.

Darius Weber hat an einem Projekt mitgewirkt, worin auf dem Blauenberg 2006 die Population von Wildkatzen untersucht wurde. Auf einer Fläche von 66 Quadratkilometern wurden diverse Fotofallen aufgestellt. In den Waldboden eingeschlagene Dachlatten wurden mit einer Baldriantinktur benetzt, um die Wildkatzen anzulocken. Sie lieben diesen Geschmack derart, dass sie sich an den Dachlatten reiben und so ihre Haare zurücklassen. Bei 132 Dachlatten konnten 716 Katzenbilder geschossen werden. Das funktionierte leider so gut, dass auch Hauskatzen angelockt und fotografiert wurden. Von 525 verschiedenen Katzenhaaren stellten sich im Labor 136 echte Wildkatzenhaare heraus. Dank DNA konnten im Gebiet 29 verschiedene Wildkatzen festgestellt werden, was eine Katze auf drei Quadratkilometer bedeutet.

Was schon lange vermutet wurde, hat sich leider bestätigt. Die Wildkatzen paaren sich mit den Hauskatzen und hinterlassen viele Mischlinge. Auf die 29 Wildkatzen im beobachteten Gebiet laufen gegen dreitausend Hauskatzen herum. Nur die Kastration der Hauskatzen verspricht Abhilfe, um diese Bedrohung abzuwenden. Die Jungen der Wildkatzen wachsen in Höhlen, Baumhöhlen oder Asthaufen auf und werden wegen der Bedrohung anderer Tiere immer wieder gezügelt. Ein hartes Leben für die einsame Wildkatzenmutter.

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