Heimatlich tönende «Alpabfahrt» zur Viehschau

Unter unablässigem Glockenklang und den lauten Rufen der Begleitpersonen zogen blumengeschmückt 35 Kühe, 6 Rinder und ein Stier des Hofs Obere Buche die kurvenreiche Passwangstrasse hinunter zur Jubiläums-Viehschau in Oberbeinwil.

<em>Brauchtum vor Verkehr: </em>Viele Autos mussten dem langen Zug der Kühe irgendwie weichen<em> Foto: roland bürkIi</em>
<em>Brauchtum vor Verkehr: </em>Viele Autos mussten dem langen Zug der Kühe irgendwie weichen<em> Foto: roland bürkIi</em>

 

Geräuschvoll kündigt sich kurz vor acht Uhr morgens der Zug der Kühe, Rinder und des Stiers vom Hof Obere Buche hoch über den Kehren der Passwangstrasse an. Etliche Autos, darunter auch ein Car mit der reiselustigen Brass Band Erschwil, müssen sich irgendwie, irgendwo neben die Strasse drängen. Dies, nachdem sie auf der Fahrt zum Passwang bereits zwei oder drei Mal von einer Baustelle mit Rotlicht abgebremst worden sind. Die meisten Lenker nehmen es mit Gelassenheit und Humor: «So was sieht man ja nicht alle Tage» oder «die Kuhfladen bleiben sicher nicht bis zur Heimkehr an den Reifen haften» Im Gedächtnis haften bleibt ihnen sicher die stolz an der Spitze mit Stecken und Edelweisshemd marschierende Familie von Landwirt Urs Saner, dem OK-Präsidenten dieser Beinwiler Viehschau 2019, sicher aber auch die wunderbar mit Blumen geschmückten Kühe, der unablässige dumpfe Glockenklang, die zahlreichen Helferinnen und Helfer in den Warnwesten und deren antreibenden Rufe. «Chum se, se, se, chum» locken sie an der Spitze, während hinten anfeuerndes «hoi, hoi, hoi» ertönt. Ein schöner Zug und ein Brauchtum, das man unbedingt erhalten sollte, wie jemand am Strassenrand bemerkt und dem Zug nachschaut, der talwärts dem Neuhüsli und dann der Viehschau auf dem Hof Dürrenast zustrebt. Hier treffen Saners Kühe, die er praktisch alle mit Namen kennt, auf die Tiere aus anderen Höfen. Rund 100 Kühe stellen sich dort der morgendlichen Einteilung in zwölf Kategorien durch den Viehschau-Experten Werner Walter aus Riedholz.

Grande Finale um zwei Miss-Titel

Allerliebst präsentiert sich am frühen Nachmittag die Kälbli-Parade, an welcher Mädchen und Buben in Tracht, Edelweisshemd oder gar im Mutz von Moderatorin Susana Mateos zu ihrem am Strick geführten Liebling befragt und mit einem Glöckli belohnt werden. Beinahe hätte Kuh Amelie keine so schöne Siegerglocke für die höchste Milch-Lebensleistung erhalten, war sie doch schon beim Metzger angemeldet. «Doch dann hat sie mir tief in die Augen geschaut…,» berührt Besitzer Urs Saner mit leicht feuchten Augen das Publikum. Experte Werner Walter gratuliert zu 85 Jahren Rindviehzuchtverein Beinwil, zweifelt aber angesichts des Milchpreisschwunds, ob es in 25 Jahren noch Milchbauern geben werde. Es bleibe aber immer noch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. «Diese Kuh mit extremem Vor- und bestem Hintereuter kann alt werden», vergibt Walter den Titel «Miss Schöneuter» an «Hanna» vom Hof Hirni des Urban Roth. Den Titel der «Miss Beinwil» erringt, nomen est omen, die Kuh «Fantastique» von Daniel Schaub, Hof Girlang, dank der «wie eine Schnur» geraden Rückenlinie, einem «Supereuter und einem Superfundament». Klar, dass die beiden Kühe zusammen mit den Besitzern und den Siegerglocken stolz vor einem Beifall spendenden grossen Publikum posieren.

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