Grosses Kino um Jesus in Jericho

Der Teen-Chor und die Live-Band von Adonia präsentierten am 3. April vor vollem Grien-Saal das Musical «Zachäus». Den begeisterungsfähigen Jugendlichen geht es um die Verbreitung der biblischen Botschaft.

Musikalisch voller Power: Der blinde Bartimäus (links) und Zoll-CEO Zachäus (rechts). Foto: Thomas Brunnschweiler

Die Jugendorganisation Adonia feiert in diesem Jahr ihr 45-jähriges Bestehen. In jeweils nur drei Tagen wird ein emotional aufgeladenes Musical einstudiert. Neben der Förderung der kreativen Talente geht es vor allem um das missionarische Ziel, Menschen den Glauben an Jesus zu vermitteln. Dieser Aspekt führte dazu, dass man Adonia staatliche Mittel gestrichen hat. Tatsächlich stecken in den gesungenen Texten Elemente evangelikaler Theologie, doch darf man nicht vergessen, dass junge Gläubige noch einen langen Weg der Entwicklung und Reifung vor sich haben. Sie werden spätestens in ­einigen Jahren erkennen, dass es sich mit dem Glauben nicht so einfach verhält, wie es im Musical dargestellt wird. Auf alle Fälle haftete der Aufführung nichts Sektenhaftes an.

Der Chor sang kräftig und mit grosser Klangfülle. Die sechsköpfige Band begleitete auf einem semiprofessionellen ­Niveau. Und immer wieder gab es Zwischenapplaus.

Mundart und Sozialkritik

Die Autoren des Musicals stützen sich auf den Text des Evangeliums. Die Sprache ist Mundart, durchsetzt mit Anglizismen. Es geht um eine Begebenheit, die sich in Jericho abspielt. Der Rabbi Jesus von ­Nazareth, dem der Ruf als Wunderheiler vorauseilt, kommt in die Stadt und zieht dort die Massen an. Auch der blinde Bar­timäus und der skrupellose Oberzöllner Zachäus drängen sich zu Jesus. Doch Bartimäus kann nichts sehen, und Zachäus ist so klein gewachsen, dass er ebenfalls nichts zu sehen bekommt. Das Volk murrt zuerst gegen die Zollgebühren und die Zollbeamten, die mit den Römern kollaborieren. In den Augen des Volkes sind sie «Abzocker». Schon an dieser Stelle merkt man, dass die Autoren auch eine ganze Portion Sozialkritik im Auge haben. Zachäus, der Zoll-CEO, stellt sich Fragen nach dem Sinn seines Daseins.

Glaube mit sozialen Konsequenzen

Der Chor fasst die Fragen zusammen und gibt Antworten. Es folgt eine Zwischenszene, in der Bartimäus von seiner Blindheit geheilt wird. Er wird gesund, weil er Jesus vertraut. Zachäus klettert auf einen Baum, um Jesus zu sehen. Jesus kehrt bei ihm ein, und die Menschen empören sich darüber. Zachäus erlebt eine unverdiente Zuwendung und denkt infolgedessen gründlich um. Das griechische Wort für Busse, metánoia, heisst wörtlich übersetzt nämlich «Umdenken». Zachäus schenkt die Hälfte seines Besitzes den Armen und gibt betrogenes Gut zurück. Immer wieder richtet sich der Chor an das Publikum: «Wer, wer, wer isch er für dich? Säg mir: Wer isch er für dich?» Der Tod Jesu wird angedeutet als «Sühnetod», wobei dieses Wort etwas im luftleeren Raum steht und heute kaum mehr verständlich ist. Manchmal hatte man den Eindruck, dass Jesus hier im Zentrum eines euphorischen Personenkults steht, der stillere Töne vermissen lässt.

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