Gemeinderat bald wieder komplett
Kleinlützel macht es vor. Ein Findungsteam engagiert sich, Einwohnerinnen und Einwohner für ehrenamtliche Arbeiten zu gewinnen. Mit Erfolg.

Für die Gestaltung einer Gemeinde braucht es Einwohner, die in ihrer Freizeit für die Gesellschaft arbeiten. Im Wandel der Zeiten sind die Ansprüche grösser und die Zahl der Freiwilligen kleiner geworden. Die Findungsarbeit liegt meistens in den Händen von Parteileitungsmitgliedern. Doch manchmal kommt das Kandidatenkarussell trotz unermüdlichem Engagement und Dutzenden Anfragen kaum in Fahrt. In Kleinlützel war die Spitze des Freiwilligenmangels, als zu Beginn der laufenden Legislaturperiode einer der sieben Gemeinderatssitze nicht mehr besetzt werden konnte und sich Anfang 2015 nach dem Rücktritt eines weiteren Gemeinderates eine zweite Vakanz bildete. «Wie weiter?» fragte sich nicht nur der Gemeinderat. Da entschieden sich engagierte Lützler für einen neuen Weg: Sie bündelten ihre Kräfte und gründeten zusammen ein Personalfindungsteam, bestehend aus ehemaligen Ratsmitgliedern sowie den beiden ehemaligen Gemeindepräsidenten Philipp Flury und Erich Lutz. «Ein neuer Ansatz», wie Lutz gegenüber dieser Zeitung bestätigt.
Das Findungsteam sprach 56 Personen im Alter von 25 bis 50 Jahren an und lud zu einem gemeinsamen Gespräch, wo die gemeinderätliche Arbeit umschrieben wurde. Das Resultat überraschte. Knapp die Hälfte der angeschriebenen Personen erschienen zum Treffen. «Sowohl für den Gemeinderat wie auch für die Kommissionen, welche Vakanzen aufwiesen, konnten Personen gefunden werden», freut sich Lutz. Es folge nun das gesetzliche Ausschreibungs- und Wahlprozedere. Für den Gemeinderat kandidieren der junge Landwirt Christoph Zuber und Jungunternehmer Jan Hofer. Dank weiterer engagierter Leute konnten mit der Aktion des Findungsteams nicht nur der Gemeinderat, sondern auch sämtliche Kommissionen inklusive Ersatzmitglieder komplettiert werden.
«Zudem stellten weitere Personen ein mögliches Engagement für die nächste Amtsperiode in Aussicht», freut sich der ehemalige Gemeindepräsident.
Die Verbesserung der vor kurzer Zeit finanziell angespannten Situation von Kleinlützel habe sicherlich dazu beigetragen, dass sich wieder Freiwillige finden liessen, meint Lutz. Der vom Regierungsrat von 2011 diktierte Abbau des Finanzfehlbetrages (919000 Franken) bis spätestens Ende 2014 konnte früher als verlangt umgesetzt werden. Das Eigenkapital der Gemeinde betrug Ende 2013 wieder 219000 Franken. An der Gemeindeversammlung vom letzten Dezember konnte der ebenfalls diktierte Steuersatz wieder von 145 auf 140 Prozentpunkte gesenkt werden. Die Gemeinde sei somit wieder von den Fesseln des Kantons entbunden, sagt Erich Lutz.
«Gemeinsam mit den Steuerzahlenden sowie dem Kanton ist eine Arbeit geleistet worden, die positive Schlüsse und neue Perspektiven zulässt», hebt Lutz hervor und gibt zu bedenken: Die Zeiten für die Gemeinden seien schwieriger geworden, umso wichtiger und wertvoller sei das Engagement ihrer Einwohner. Ein Grund mehr, das «Personalfindungsteam», dessen Mitglieder sich für eine bestimmte Zeit auch in einer «Göttirolle» für die neuen Behördenmitglieder sehen, weiterzuführen.