Es ratterten die Wasserräder

Dass Hufeisen Glück bringen, ist närrischer Aberglaube. Belegt ist jedoch: Glücklich ist, wer einem Hufschmied zuschauen darf. Das konnten am Mühletag in Beinwil Hunderte bezeugen.

Schweisstreibend: Georg Ankli am Mühlenhammer, Thor Hürbi und Emanuel Schlegel liessen den Hammer tanzen.
Schweisstreibend: Georg Ankli am Mühlenhammer, Thor Hürbi und Emanuel Schlegel liessen den Hammer tanzen.

Als wäre Onkel Johann Ankli nur eben in die Mittagspause gegangen – so sieht es in der Hammerschmiede in Beinwil aus. Zangen, Hämmer, Amboss, Blasbalg. Alles ist noch da. Dabei ist der letzte Schmid der Hammermühle bereits 1986 verstorben. Doch der jetzige Mühlenbesitzer Georg Ankli pflegt alle Gerätschaften weiter. Und so konnten am Sonntag am Tag der offenen Mühlen zwei junge Schmiede die Esse anwerfen, das Eisen zum Glühen bringen und hämmern, hämmern, hämmern.

Der Beinwiler Thor Hürbi und Emanuel Schlegel zeigten im Verlauf des Tages gegen 500 Personen, wie sie aus einem rohen Stück Eisen Nägel oder Hufeisen hämmerten. Bis Hürbi ein Hufeisen gebogen, die Rille eingeschlagen und die Löcher eingestanzt hatte, dauerte es 40 Minuten. Ein Beinwiler ergriff gleich die Gelegenheit und brachte zwei stumpfe Spitzeisen vorbei, die Hürbi unter den Hammer nahm, neu richtete und härtete. Die Zuschauer liessen sich in den Bann schlagen.

Und wenn Georg Ankli den riesigen Mühlenhammer anwarf, so liessen die Zuschauer die Münder offen und hielten sich dafür die Ohren zu. So gewaltig war die Kraft, welche das Wasserrad auf den grossen Hammer übertrug. In der Schweiz gibt es nur noch eine Handvoll Hammermühlen. «Unsere Mühle blieb erhalten, weil Beinwil erst spät richtig elektrifiziert wurde», erzählt Georg Ankli. So habe sein Onkel Johann Ankli den Mühlehammer noch bis 1975 zur Arbeit gebraucht. Bereits er hatte eine tiefe Liebe zum Handwerk und schloss mit dem Heimatschutz einen Vertrag, um die Mühle zu erhalten.
Dass die Mühle Georg Ankli gehört, ist ein Glück für die Schweiz. Denn er ist stark mit der Schmiede verbunden. Auch hat der Metallbauschlosser das nötige Fachwissen, um die Schmiede richtig zu pflegen und zu erhalten.
Von Tillen und alten Hühnern
Die Familie Ankli hat den Mühletag zusammen mit dem Historischen Verein organisiert. Der Präsident Markus Christ hatte den Laptop mit den Fotos dabei. Besucher konnten ihm den Namen einer beliebigen Beinwilerin nennen und schon spuckte das Suchprogramm ihre Bilder aus. Mit den Fotos will der Historische Verein eine Dorfchronik herausgeben. Vor fünf Jahren haben sie angefangen. Und sie hoffen, die Chronik in vier Jahren herausgeben zu können. «Bis dann wollen wir die Geschichte aller 120 Häuser dokumentieren», erklärt Christ.

Um die Dokumente im Staatsarchiv lesen zu können, hat Christ die alte Schrift gelernt. Doch diese ist das kleinere Problem. Schwierig ist die damalige abenteuerliche Orthografie. So musste die Sägerei einst «Tillen» als Pachtzins zahlen. Man muss das Wort schon mehrmals drehen und wenden, bevor man von «Tillen» zu «Dielen» gelangt, also zu «Brettern». Auch der Pachtzins des Hofes Misteli hat es in sich. Nebst jungen Hühnern sind auch alte Hühner und Eier geschuldet. Dann muss man seine Fantasie wieder bremsen, um einzusehen, dass mit der Position «Gelltt» einfach «Bargeld» gemeint war.

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