Einer der ganz grossen Nunninger im Schützen-Scheinwerferlicht
Dem vor drei Jahren verstorbenen Erwin Vogt aus Nunningen ist posthum eine Ausstellung gewidmet, die im Speziellen, aber nicht nur, seine Leistungen als Schütze würdigt.

Erwin Vogt, heimatberechtigt in Lauwil, lange Jahre in Bretzwil und ab 1961 bis zu seinem Tod in Nunningen wohnhaft, war ein brillanter Sportschütze. Er war 1958 erster Schweizer Schützenkönig aus dem Baselbiet.
Nach diesem Erfolg legte er eine herausragende internationale Karriere hin, die ihm unter anderem zwei Weltmeistertitel, drei Teilnahmen an Olympischen Spielen (OS) sowie viele Schweizer Rekorde und Schweizer-Meister-Titel eintrug. Die Sonderausstellung im Dorfmuseum in Nunningen ist mehr als beeindruckend – für Schützen ist es gar ein Muss, diese zu besuchen. Das ausgestellte sportliche «Lebenswerk» des gelernten Feinmechanikers ist letztlich nur dank seiner Witwe Rösli Vogt-Fellmann zustande gekommen, die dem Museumsverein alle Medaillen, Auszeichnungen und Dokumente ihres Mannes übergab. Vereinspräsident Ambros Hänggi, der die Textgrundlagen der Ausstellung selektioniert und das Layout der Ausstellung inszeniert hatte, dankte an der Vernissage primär zwei Personen vor Dutzenden von Besucherinnen und Besuchern: so natürlich Rösli Vogt-Fellmann und Liliane Müller, die alle Unterlagen für die Ausstellung, insbesondere viele Texte, Zeitungsberichte und Recherchen zusammengestellt, sortiert, arrangiert und zu einem 160 Seiten umfassenden Dossier sorgfältig redigiert hatten.
Stammt aus Schützenfamilie
Erwin Vogt, dessen Vater ein Cousin des Vaters des bisher einzigen Baselbieter Schwingerkönigs von 1948, Peter Vogt, war, wurde in eine Schützenfamilie hineingeboren. Sein Vater Jakob wie auch seine zwei Brüder Jakob Junior und Max waren ebenfalls gute Schützen. Es verwunderte aus diesem Grund nicht, dass er bereits als Jugendlicher, der in Nunningen bei der Stebler-Saner AG eine Berufslehre als Feinmechaniker absolvierte, erfolgreich war. Schon früh, 1949, bestritt er sein erstes «Eidgenössisches». 1954 wurde er Mitglied der Nationalmannschaft; ein Jahr später folgten zwei Schweizer Rekorde (1168 beziehungsweise 1170 Punkte) im Kleinkaliber-Dreistellungsmatch. Und wie erwähnt: Dann 1958 der Schützenkönig-Titel in Biel, den Bretzwil unter anderem mit der Pflanzung der Erwin-Vogt-Fichte feierte. Ein Baum, der im dortigen Forst noch immer steht.
Olympische Spiele 1956 in Australien verpasst
An der Ausstellung werden auch die Teilnahmen an den Olympischen Spielen von Vogt gewürdigt, der 1961 nach seiner Hochzeit von Bretzwil nach Nunningen übersiedelte und dort für die Freischützen tätig war. 1956 für die Olympischen Spiele in Melbourne selektioniert, verpasste er diese Spiele deshalb, weil die Schweiz aufgrund des sowjetischen Einmarschs in Ungarn kurz vor Beginn der Spiele Ende November dort nicht teilnahm. Quasi als Trostpflaster, so Vogt-Fellmann, konnten die Schützen Skiferien in Mürren verbringen.
Erfolge wie kein Zweiter
Im September 1960 egalisierte Vogt mit 1149 Punkten den Weltrekord im Kleinkaliberdreistellungsmatch. 1962 wurde er erstmals Weltmeister: In Kairo entschied er das Kniend-Match mit dem 300-m-Stutzer mit Kontinentalrekord für sich; dazu holte er je drei Silber- und Bronzemedaillen. Dieses grosse Ereignis wurde in Nunningen gefeiert, wo Vogt nun wohnte. 1966 kam für Vogt ein zweiter Weltmeistertitel dazu, jener im Luftgewehr-Wettkampf über 10 m, den er mit der Schweizer Mannschaft holte. 1960 in Rom, 1964 in Tokyo und 1968 in Mexico City war er Mitglied der Olympia-Mannschaft. Erwin Vogt, gemäss seiner Witwe ein eher ruhiger Typ, wurde 1978 mit der Ehrenmedaille des Solothurner Kantonalen Schützenvereins ausgezeichnet und 1979 Ehrenmitglied des Schweizerischen Matchschützenverbandes. 1988 erhielt er den «Rütli-Becher», den man nur einmal im Leben erhalten kann. Im gleichen Jahr ehrte ihn der Solothurner Regierungsrat mit dem Sportverdienstpreis für seine Förderung des Schiesswesens.
Die Sonderausstellung zu Erwin Vogt öffnet Anfang Juni. Das Museum ist immer am ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet.