Einblick in fremde Gärten
In fremden Gärten Ideen klauen ist am kommenden Wochenende möglich — zum Beispiel bei Nicole Egloff. Sie gibt auch Einblick ins Handwerk des Samenbaus, welches sie für das ProSpecieRara-Netzwerk ausübt.

Grüne, süsse Tomaten, gestreifte Minigürkchen, violette Bohnen und farbiger Baumspinat wachsen zwischen Duftwicke, Buchweizen und Dahlien, während im Boden die Kartoffeln gedeihen. Der Weinbergpfirsichbaum trägt zahlreiche dunkelrote Früchte und die Rebe an der Hausfassade hängt voller reifer Trauben. Doch nicht nur die verschiedenen Pflanzen laden zum Staunen ein. Ein Schwimmteich, verborgene Sitzgelegenheiten, Fehkaninchen und Spitzhaubenhühner ergänzen diesen üppigen Garten in Nunningen. An diesem Wochenende zeigen in der ganzen Schweiz zahlreiche Privatpersonen ihre Gärten. Zum dritten Mal machen Nicole Egloff und ihr Partner Philippe Ammann bei der Aktion «Offener Garten» mit.
Gleichzeitig macht die Hobbygärtnerin bei der Aktion «Offene Samengärten» mit. So sind in ihrem Garten verblühter Salat, überreife Gurken und trockene, an der Staude hängende Bohnenschoten zur Samengewinnung zu entdecken. Es sind alles alte, seltene Gemüsesorten, welche die Stiftung ProSpecieRara erhalten möchte. Die Interessierten lernen dabei das traditionelle Handwerk des Samenbaus kennen. «Es ist wichtig, die Sortenvielfalt auch als Genpool für weitere Züchtungen zu erhalten», erklärt Egloff, welche in der Kommunikationsabteilung von ProSpecieRara arbeitet und die Aktion ins Leben gerufen hat. Sie schwärmt von den alten Erdbeersorten, welche zwar wegen ihrer weichen Konsistenz nicht transportfähig und somit für den Detailhandel nicht geeignet sind, dafür aber unglaublich intensiv und süss schmecken.
Sortenerhalter gesucht
Saatgut von über 1700 seltenen Garten-, Acker- und Zierpflanzen-Sorten werden in der Samenbibliothek am ProSpecieRara-Hauptsitz in Basel gelagert. Immer wieder werden die Pflanzen angebaut und die Samen in der Bibliothek durch frisches Saatgut ersetzt. So können sich die Sorten laufend an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen und bleiben lebendig erhalten. Rund 650 Personen sind als Sortenerhalter tätig. «Wir sind immer wieder auf der Suche nach weiteren Personen, die als Sortenerhalter helfen möchten», so Nicole Egloff. Erfahrung im Gemüseanbau ist Voraussetzung. Das weitere Wissen wird in Samenbaukursen vermittelt. So ist Tomaten vermehren zum Beispiel nicht schwer, Gurken hingegen schon. Jedenfalls dann, wenn aus den Gurkensamen wieder die Sorte der Mutterpflanze wachsen soll. Denn im Gegensatz zu den Tomaten, die sich selbstbestäuben, indem der Blütenstaub auf die Narbe derselben Blüte fällt, erfolgt bei der Gurke eine Fremdbestäubung. Damit keine Kreuzung verschiedener Gurkensorten stattfindet, schützt Nicole Egloff die Blüte vor fremdem Blütenstaub und befruchtet diese von Hand.
Weitere Tipps gibt Nicole Egloff am kommenden Wochenende. Ihr Garten am Rötelnweg 12 in Nunningen ist offen am Samstag, von 13 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11 bis 16 Uhr.
Porträts aller Gärten auf www.prospecierara.ch/kalender und www.offenergarten.ch