Ein Plädoyer fürs Chaos im Garten

Ein lebendiger Garten macht Freude und lädt zum Beobachten ein. Zu diesem Thema gestaltete der Natur- und Vogelschutzverein Büsseracheine Broschüre und Andres Sprecher zeigte in seinem Vortrag, wie ein solcher Garten aussehen kann.

Lebendiger Garten: Im Garten von Eva und Andres Sprecher dürfen auch die alten Sonnenblumenstängel stehen bleiben, als «Landeplatz» für die Vögel und Unterschlupf für Insekten. Foto: Gaby Walther
Lebendiger Garten: Im Garten von Eva und Andres Sprecher dürfen auch die alten Sonnenblumenstängel stehen bleiben, als «Landeplatz» für die Vögel und Unterschlupf für Insekten. Foto: Gaby Walther

Frühlingszeit ist Zeit für den Garten. Dieser werde aber immernaturfremder und erlebnisrarer, stellt der Natur- und Vogelschutzverein Büsserach fest und lud deshalb am letzten Donnersteg zum Vortrag «Lebendiger Garten» ein. Andres Sprecher zeigte in seinem Referat, wie ein Garten an Vielfalt gewinnen kann und zum Lebensraum einheimischer Tiere wird. Sein Rezept ist einfach: Beobachten und wachsen lassen. «Die Natur ist chaotisch und darin zeigt sich ihre lebendige Vielfalt», erklärte der Biologe. Man solle den Mut haben, die Pflanzen wachsen zu lassen. Durch Beobachtung sehe man, wo man eingreifen solle und wo man die Natur walten lassen könne.

Wie schön ein solcher Garten sein kann, belegte Sprecher mit Fotografien aus seinem grossen Garten in Breitenbach. Die rund 30 Rosenstöcke brauchen kein Gift gegen Mehltau, da sie robust und nicht überzüchtet sind. Die wild wuchernden Sträucher und Blumen, Asthaufen, kleine Steine und Wasserstellen bieten Lebensraum für viele Tiere. Sprecher erfreut sich an den zahlreichen Blindschleichen, Heuschrecken und Insekten, welche seinen Garten bewohnen. Begeistert zeigte er Fotos von Wespen, die um einen Apfel «streiten». «Ich brauche zur Erholung nicht fortzugehen, kann ich doch im Garten Spannendes beobachten», meinte Sprecher. In seinem Garten hat es auch Platz für seine Hühner, welche Sommer und Winter lieber draussen bleiben, als im Stall zu übernachten. Lauch brauche er keinen mehr anzusäen, der komme von allein und auch der Nüsslisalat keime dann, wenn das Wetter perfekt dazu sei, erzählte der Gärtner. Für die Erde über den Samen sorge der Regenwurm.

Sprecher liebt die Natur, er schwärmt über den Pilz, der im alten Holztisch spriesst, und freut sich über die vielen Orangen, welche er im Wintergarten ernten kann. Denn nebst der Vielzahl an einheimischen Pflanzen haben in seinem Garten durchaus auch fremdländische Pflanzen Platz. Diese Neophyten, wie zum Beispiel das Tränende Herz oder die Zwergbaumtomate, seien sehr schön zum Anschauen, würden sich aber nicht unkontrolliert vermehren, wie das beim unerwünschten Drüsigen Springkraut der Fall sei, erklärte Sprecher. Mühe hat er hingegen mit jenen Gärten, die aus Steinwüste, «vergewaltigten» Bäumen und englischem Rasen bestehen. In diesen Steinfriedhöfen wachse wegen herumfliegender Samen mit der Zeit trotzdem etwas und der Besitzer müsse dieses «Unkraut» dann mit Gift bekämpfen oder die Anlage durch den Gärtner wieder neu herstellen lassen. Diese Gärten verursachen Kosten für Dünger und Pflanzenschutzmittel und brauchen viel Zeit für die Pflege.

Auch der Natur- und Vogelschutzverein Büsserach möchte die Gartenbesitzer ermuntern, anstatt mit dem Rasenmäher und der Giftspritze mit Lupe und Bestimmungsbuch im Garten unterwegs zu sein. Aus diesem Grund haben Iris Häner und Markus Christ eine Broschüre zusammengestellt, welche Anregungen zu einem lebendigen Garten liefert. Es ist nie zu spät, um mehr Lebendigkeit in den Garten zu bringen, sind die beiden überzeugt und sehen Wildkräuter als Bereicherung für den Salat statt als Bedrohung des Gartens. Denn viele der einheimischen Pflanzen seien ausgesprochen schmackhaft, erklärte Iris Häner und zeigte auf die bunten Blumensträusse auf den Tischen, deren Pflanzen alle essbar sind.

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