Ein Insekt mit enormem Appetit

Die Asiatische Hornisse ist in unserer Region im Vormarsch. Peter Anklin, Betriebsberater des Vereins BienenThierstein ruft auf, Beobachtungen zu melden. Wichtig sei es aber auch, vermehrt Nahrungsraum für Honig- und Wildbienen zu schaffen.

Imker mit eidgenössischem Fachausweis: Peter Anklin kennt sich in der Welt der Bienen aus. 
         
         
            Foto: Gaby Walther

Imker mit eidgenössischem Fachausweis: Peter Anklin kennt sich in der Welt der Bienen aus. Foto: Gaby Walther

Asiatische Hornisse: Ihre Sichtung soll auf www.asiatischehornisse.ch gemeldet werden. Foto: zvg

Asiatische Hornisse: Ihre Sichtung soll auf www.asiatischehornisse.ch gemeldet werden. Foto: zvg

Invasiver Neozoen: Die Asiatische Hornisse ist an den gelben Beinen und dem schwarzen Hinterteil zu erkennen. Foto: zvg

Invasiver Neozoen: Die Asiatische Hornisse ist an den gelben Beinen und dem schwarzen Hinterteil zu erkennen. Foto: zvg

Im letzten Winter haben in der Nordwestschweiz 17,6 Prozent der Bienenvölker den Winter nicht überlebt. Schweizweit liegt die Verlustquote vier Prozentpunkte über dem Vorjahr, meldet apisuisse, der Dachverband der rund 18000 Imkerinnen und Imker in der Schweiz. Die Varroamilbe gilt dabei als Hauptursache. Hinzukommt der verstärkte Eintrag von Zementhonig im letzten Winter. Der Waldhonig hatte in vielen Regionen ­einen hohen Melezitoseanteil, ein Dreifachzucker, der den Honig bereits in den Waben kristallisieren lässt und eine ­Herausforderung für die Bienen darstellt. Ein weiterer Faktor, der die Sterblichkeit der Bienen erhöht, ist die Asiatische Hornisse. «Vor 20 Jahren wurde sie erstmals in Südfrankreich gesichtet, vor fünf Jahren in der Region Genf und im vergangenen Oktober wurden mehrere Nester im Thierstein entdeckt und entfernt», ­erzählt Peter Anklin. «Diese eingeschleppte Hornissenart hat einen enormen Appetit auf Insekten: Ein einziges Hornissennest kann bis zu elf Kilogramm Insekten pro Jahr verzehren. Damit stellen sie eine erhebliche Bedrohung für unsere Käfer, Wild- und Honigbienen dar», erklärt der Betriebsberater vom Verein BienenThierstein. Da ein natürlicher Feind fehlt, müssen die Nester ­gefunden und vernichtet werden, damit diese Hornisse nicht überhandnimmt. Ausrotten lässt sie sich nicht mehr. Im Kanton Baselland ist die Situation nicht besser. Bereits 34 Primärnester wurden in diesem Jahr entfernt. Die meisten ­befanden sich laut kantonaler Umweltschutzdirektion im Laufen- und im Birstal.

Hornissen nicht töten, sondern melden

Die Asiatische Hornisse baut zwei Arten von Nestern. Das erste Nest, das sogenannte Primärnest, baut die Königin in der Zeit von April bis ca. Ende Juni. In Primärnestern leben meist über 200 Asiatische Hornissen. Diese Nester sind kugelförmig, in der Grösse einer Grapefruit. Sie befinden sich meist in Bodennähe an geschützten Orten wie Dachvorsprüngen, Fassaden, Schöpfen oder auch in dichten Hecken. Das anschliessend erbaute Sekundärnest hat einen Durchmesser von bis zu 80 Zentimetern und ­befindet sich hoch oben in Bäumen. «Wir haben aber auch schon eines im Estrich eines bewohnten Hauses entdeckt. ­Typisch ist bei diesen Nestern, dass sich der Eingang an der Seite und nicht, wie bei den einheimischen Hornissen, unten befindet», erklärt Anklin. Er ruft die Bevölkerung auf, die Natur in der eigenen Umgebung zu beobachten und die Sichtungen der Asiatischen Hornisse oder eines ihrer Nester mit einem Foto auf der Homepage www.asiatischehornisse.ch zu melden. Wichtig, man solle sich nicht in Nestnähe begeben, denn die Asiatische Hornisse verteidige das Nest. Man soll die Hornisse aber auch nicht töten, denn es bestehe die Verwechslungsgefahr mit der einheimischen Hornisse, und diese sei geschützt. «80 Prozent der Meldungen sind Fehlmeldungen», stellt Anklin fest.

Hausratsversicherung übernimmt die Kosten der Nestentfernung

Wird tatsächlich eine Asiatische Hornisse gemeldet, werden die vier lokalen «Asiatischen Hornissen-Scouts von BienenThierstein» informiert und aktiviert. «Um das Nest zu orten, locken wir von verschiedenen Standorten aus die Asiatische Hornisse mit saurem Most und Trockenhefe an, kennzeichnen sie mit Farbe, beobachten, wohin sie fliegt, wie lange sie braucht, um wieder zurückzukommen, nehmen Drohnen und Radiotelemetrie zu Hilfe und berechnen den Standort», erklärt Anklin. Anschliessend wird eine Spezialfirma aufgeboten, um das Nest zu entfernen. Diese spritzt mit einer langen Lanze ein geeignetes Mittel in das Nest und tötet die Asiatischen Hornissen, danach holen Baumkletterer das Nest herunter. Im öffentlichen Raum übernimmt die Gemeinde die Kosten, im privaten Bereich kann die Entfernung über die Hausratsversicherung abgegolten werden.

Asiatische Hornisse fliegt auch noch bei fünf Grad Celsius

Im Moment stellt die Asiatische Hornisse für den Stock der Honigbiene keine grosse Gefahr dar. Die Bienen verteidigen das Flugloch. Wird es kälter, sieht die Situation anders aus. Aber zehn Grad Celsius hören die Honigbienen auf zu fliegen. Die Asiatische Hornisse kann noch bei fünf Grad Celsius fliegen und hat dann die Chance, in den Bienenstock einzudringen und die Bienen zu dezimieren. Anklin ist im Moment am Tüfteln mit Tarnnetzen, um die Hornisse von seinen Bienenvölkern fernzuhalten. In Beinwil pflegt er mit seiner Frau Angela in der dritten Generation ein Bienenhaus mit 12 Bienenkästen. «Bis jetzt haben wir aber ein gutes Bienenjahr und keine Seuchen», betont Anklin. Ihm sind nicht nur die Honigbienen wichtig — nebst Beinwil hat er noch vier andere Standorte mit Bienenmagazinen —, sondern auch die Wildbienen. Diese machen rund 60 Prozent der Bienenpopulation aus, sind aber ebenfalls vom Insektensterben bedroht.

Wildbienenhotel allein genügt nicht, es braucht auch Nahrung

«Es genügt nicht, ein Wildbienenhotel aufzustellen. Der Garten muss den Insekten auch genügend Nahrung in Form von einheimischen Pflanzen und Blumen bieten», sagt der Imker mit eidgenössischem Fachausweis. Eine Naturwiese biete eine gute Nahrungsgrundlage und im blühenden Efeu würden sich bis zu zehn verschiedene Bienenarten beobachten lassen. In der heissen Jahreszeit mache es auch Sinn, Wasserschalen aufzustellen. «Dabei ist es wichtig, Moos oder auch Korkzapfen als Landeplatz ins Wasser zu legen, denn Bienen können nicht schwimmen», so Anklin, dessen Wissen über die Bienen enorm ist. Im Verein BienenThierstein und auch mit dem Bienenzüchterverein Laufental werden die Erfahrungen rund um die Bienen ausgetauscht. Am 2. September hält Peter Anklin zusammen mit Regina Meury im Auftrag des Naturschutzvereins in Breitenbach einen Vortrag zur Asiatischen Hornisse. Im Herbst bietet Anklin wiederum einen Kurs für Jungimkerinnen und -imker an.

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