Ein fasnächtlicher Leuchtturm im Kanton
37 Guggen und Wagen machten sich vor Scharen von Zuschauern zweimal auf den Weg um den beleuchtbaren Kirchturm von Hirzebach.
Natürlich musste er dran glauben, der seit kurzem nachts beleuchtete Kirchturm. Die Hirzezunft führte ihn auf ihrem Wagen durchs Dorf und schrieb auf die Wagenseite:
Dr Kreisel Kulturverein meints guet
Si spände
und belüchte im Turm si Huet
Besser wärs si wurde subito,
ratsch ritsch
Nach Ersatz sueche
für eusere Kreiselkitsch
Na ja, Kitsch war am Umzug nicht zu sehen. Im Gegenteil, es durften gleich acht sorgfältig herausgeputzte Guggen und Wagen mit einem Jubiläum an diesem Valentinstag den Umzug eröffnen: die Hirzefäger (35 Jahre), die Roggäburger Waggis, die Chessilochruächä und die Los Ventilos aus dem Waldenburgertal (je 30 Jahre), die Binzchnörz, Bohnanzas und die Heimat-Waggis (je 10 Jahre) sowie die Schloss-Spalter (5 Jahre). Die dichten Zuschauerreihen freuten sich bei immer schönerem Wetter über die zweimalige Parade der 37 Wagen und Guggen. Eine Parade, die angesichts ihrer Grösse so etwas wie einen fasnächtlichen Leuchtturm im Kanton darstellt. Besondere Beachtung fanden die Turnfäger Breitenbach, die an der Expo 2015 in Milano als HH oder Hirzebacher Hochleistungskühe glänzen wollen. Die Minimalistä aus Büsserach hingegen rieben sich am Baustellenwahnsinn beim Bau ihrer neuen Brücke, während die Litznerchnertsch als noble Bürger sich gegen eine Fusion mit der Einwohnergemeinde wandten:
Fir d Birgergmäini stoht fescht,
d Iwohner bliebe eusi Gescht
Die Schottenröcke auf dem Schloss der Milchbubis betäubten ihren Schmerz über die missratene Abschottung von England mit Scotch und die Helvetier-Waggis warnten vor dem Aussterben der Eisbären. Die Binzchnörz aus Nunningen führten einen richtig schönen Saloon aus Holz mit und taten dem Publikum mit ihrem Holzgrill Gutes. «Mia san mia», sagten sich die Sumpfhus Buebe aus Liesberg und luden zum schäumenden bayrischen Bierfest. War es tatsächlich das Bier, das die zahlreichen Peter Saubers auf dem Wagen der Fenumenal-Waggis ausbremste? Nicht zu bremsen waren dagegen die Riedbrghüng aus Nunningen, welche mit ihrer Monster-Kettensäge das unwillkommene Halloweenfest zerstörten. Und schliesslich hatte auch die 30-jährige Hornviehzunft Brislach ihren speziellen Auftritt. Ihre Fasnachtsjahre konnten die Zuschauer an den ausgestellten Fotos und Larven abzählen und bei interessiertem Nachfragen gar eine Dose Bier ergattern.
Für richtige Stimmung sorgten die 14 Guggenmusiken, die richtig schränzten oder je nach Stallorder diszipliniert das Beste gaben. Aufgefallen sind da etwa die Hirzefäger mit ihren Ballettschrittchen, die Laufeschränzer mit dem etwas vergessenen «Trompetenecho» oder dann die Chessilochruächä als «Hobbit-Ruächä» mit einem der ganz raren «Zödel». Darauf steht:
Mir spiele, schränze, gäbe Gas,
das macht eus allne riese Spass
Spass dürften bei besten Bedingungen nicht nur die Aktiven, sondern auch die Besucher gehabt haben. Besonders wenn es zum Valentinstag noch eine Rose oder zwei gab.